ein ordentliches Buch. Unter den Buchstaben ist eine Uebereinstimmung, wenn sie nur so zusammen ge- setzet sind, daß verständliche Worte herauskommen. Diese Worte können nun in allen Sprachen wie- der unzählige Mahl versetzet werden, ohne Nach- theil der so nöthigen Uebereinstimmung des Man- nigfaltigen; Und es stehet also in eines jeden Be- lieben, wie er die Worte der Sprache, in welcher er schreibt, untereinander mengen will. Da die- ses nun in eines jeden Freyheit stehet, so handelt derjenige unvernünftig, und tyrannisch, der sich die Macht zueignet, einen Scribenten, wegen dieser willkührlichen Vermengung der Worte, zur Ver- antwortung zu ziehen: Wofern man nicht, wider alle Vernunft behaupten will, es könne die nöthige Uebereinstimmung des Mannigfaltigen nur durch eine einzige Art aller möglichen Wort-Mischungen erhalten werden, und folglich nur ein einziges or- dentliches Buch in der Welt seyn.
Jch habe das Vertrauen zu unsern Feinden, daß sie sich schämen werden, so entsetzlich zu schwär- men. Aber mit was vor Fug können sie dann un- sere Schriften vor unordentlich ausschreyen? Be- stehen diese Schriften nicht aus verständlichen Wor- ten? Jch solte es meinen: Denn sonst würden sie doppelt unvernünftig handeln, wenn sie von der Ordnung solcher Schriften urtheilen wolten, in welchen sie kein Wort verstehen: Haben wir nicht eben die Macht, die Worte nach unserm Gutdün- cken zu mischen, die sie haben? Und hätten wir also nicht auch das Recht, ihre Schriften vor un- ordentlich zu halten, wenn die Vermischung der
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ein ordentliches Buch. Unter den Buchſtaben iſt eine Uebereinſtimmung, wenn ſie nur ſo zuſammen ge- ſetzet ſind, daß verſtaͤndliche Worte herauskommen. Dieſe Worte koͤnnen nun in allen Sprachen wie- der unzaͤhlige Mahl verſetzet werden, ohne Nach- theil der ſo noͤthigen Uebereinſtimmung des Man- nigfaltigen; Und es ſtehet alſo in eines jeden Be- lieben, wie er die Worte der Sprache, in welcher er ſchreibt, untereinander mengen will. Da die- ſes nun in eines jeden Freyheit ſtehet, ſo handelt derjenige unvernuͤnftig, und tyranniſch, der ſich die Macht zueignet, einen Scribenten, wegen dieſer willkuͤhrlichen Vermengung der Worte, zur Ver- antwortung zu ziehen: Wofern man nicht, wider alle Vernunft behaupten will, es koͤnne die noͤthige Uebereinſtimmung des Mannigfaltigen nur durch eine einzige Art aller moͤglichen Wort-Miſchungen erhalten werden, und folglich nur ein einziges or- dentliches Buch in der Welt ſeyn.
Jch habe das Vertrauen zu unſern Feinden, daß ſie ſich ſchaͤmen werden, ſo entſetzlich zu ſchwaͤr- men. Aber mit was vor Fug koͤnnen ſie dann un- ſere Schriften vor unordentlich ausſchreyen? Be- ſtehen dieſe Schriften nicht aus verſtaͤndlichen Wor- ten? Jch ſolte es meinen: Denn ſonſt wuͤrden ſie doppelt unvernuͤnftig handeln, wenn ſie von der Ordnung ſolcher Schriften urtheilen wolten, in welchen ſie kein Wort verſtehen: Haben wir nicht eben die Macht, die Worte nach unſerm Gutduͤn- cken zu miſchen, die ſie haben? Und haͤtten wir alſo nicht auch das Recht, ihre Schriften vor un- ordentlich zu halten, wenn die Vermiſchung der
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ein ordentliches Buch. Unter den Buchſtaben iſt
eine Uebereinſtimmung, wenn ſie nur ſo zuſammen ge-
ſetzet ſind, daß verſtaͤndliche Worte herauskommen.
Dieſe Worte koͤnnen nun in allen Sprachen wie-
der unzaͤhlige Mahl verſetzet werden, ohne Nach-
theil der ſo noͤthigen Uebereinſtimmung des Man-
nigfaltigen; Und es ſtehet alſo in eines jeden Be-
lieben, wie er die Worte der Sprache, in welcher
er ſchreibt, untereinander mengen will. Da die-
ſes nun in eines jeden Freyheit ſtehet, ſo handelt
derjenige unvernuͤnftig, und tyranniſch, der ſich die
Macht zueignet, einen Scribenten, wegen dieſer
willkuͤhrlichen Vermengung der Worte, zur Ver-
antwortung zu ziehen: Wofern man nicht, wider
alle Vernunft behaupten will, es koͤnne die noͤthige
Uebereinſtimmung des Mannigfaltigen nur durch
eine einzige Art aller moͤglichen Wort-Miſchungen
erhalten werden, und folglich nur ein einziges or-
dentliches Buch in der Welt ſeyn.
Jch habe das Vertrauen zu unſern Feinden,
daß ſie ſich ſchaͤmen werden, ſo entſetzlich zu ſchwaͤr-
men. Aber mit was vor Fug koͤnnen ſie dann un-
ſere Schriften vor unordentlich ausſchreyen? Be-
ſtehen dieſe Schriften nicht aus verſtaͤndlichen Wor-
ten? Jch ſolte es meinen: Denn ſonſt wuͤrden ſie
doppelt unvernuͤnftig handeln, wenn ſie von der
Ordnung ſolcher Schriften urtheilen wolten, in
welchen ſie kein Wort verſtehen: Haben wir nicht
eben die Macht, die Worte nach unſerm Gutduͤn-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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