[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.Der gantz geheime Brand, Der einge Jahre schon Briontens treue Brust durchdrungen, Nahm in dem angenehmen Mertz Den Ausgang durch sein redlich Hertz, Und da er oft des Schicksals Macht besungen, So sprach er endlich jüngst mit mattem Thon: Aria. Jhr Götter! könnt ihr grausam seyn?Könnt ihr der Tugend reine Flammen, Könnt ihr die Unschuld wohl verdam- men? Ach richtet über meine Pein! Jhr Götter! könnt ihr grausam seyn? So brachte er den Göttern seine Klagen, Und scheute sich ein lautes Wort zu sagen. Die Ehrfurcht hielt ihn allezeit zurück, Die liebste Schäferin zu nennen, Der er im Geist sein Hertz geschenckt. Jedoch
Der gantz geheime Brand, Der einge Jahre ſchon Briontens treue Bruſt durchdrungen, Nahm in dem angenehmen Mertz Den Ausgang durch ſein redlich Hertz, Und da er oft des Schickſals Macht beſungen, So ſprach er endlich juͤngſt mit mattem Thon: Aria. Jhr Goͤtter! koͤnnt ihr grauſam ſeyn?Koͤnnt ihr der Tugend reine Flammen, Koͤnnt ihr die Unſchuld wohl verdam- men? Ach richtet uͤber meine Pein! Jhr Goͤtter! koͤnnt ihr grauſam ſeyn? So brachte er den Goͤttern ſeine Klagen, Und ſcheute ſich ein lautes Wort zu ſagen. Die Ehrfurcht hielt ihn allezeit zuruͤck, Die liebſte Schaͤferin zu nennen, Der er im Geiſt ſein Hertz geſchenckt. Jedoch
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Der gantz geheime Brand,
Der einge Jahre ſchon
Briontens treue Bruſt durchdrungen,
Nahm in dem angenehmen Mertz
Den Ausgang durch ſein redlich Hertz,
Und da er oft des Schickſals Macht beſungen,
So ſprach er endlich juͤngſt mit mattem Thon:
Aria.
Jhr Goͤtter! koͤnnt ihr grauſam ſeyn?
Koͤnnt ihr der Tugend reine Flammen,
Koͤnnt ihr die Unſchuld wohl verdam-
men?
Ach richtet uͤber meine Pein!
Jhr Goͤtter! koͤnnt ihr grauſam ſeyn?
So brachte er den Goͤttern ſeine Klagen,
Und ſcheute ſich ein lautes Wort zu ſagen.
Die Ehrfurcht hielt ihn allezeit zuruͤck,
Die liebſte Schaͤferin zu nennen,
Der er im Geiſt ſein Hertz geſchenckt.
Jedoch
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