Versuche es, theurer Philippi. Gewinne durch eine kluge Verstellung die Liebe unserer Feinde. Du kanst dich nicht besser um uns verdient machen. Denn wenn sie dich erst hochhalten, so können sie uns nicht hassen. Sie müssen uns nothwendig, wofern sie dich, ihren vermeinten Freund, nicht mit treffen wollen, vieles, welches sie, auf ihre Sprache, Thorheir nen- nen, hingehen lassen, und wir können also unter dei- nem Schirm vor ihrer Verfolgung sicher seyn, und thun was wir wollen.
Wohl-
habe, ob sie gleich zu der Zeit, aus Mangel der Mitglie- der, dem Untergang nahe gewesen, sich doch nicht ent- schliessen können, ihn aufzunehmen, sondern die Schan- de, welche sie aus der Aufnahme eines so ungeschickten Redners und albernen Reimers besorget, vor erschreckli- cher gehalten als den Tod; und also mit einer mehr, als römischen Standhaftigkeit, lieber verderben, als sich durch ein so schimpfliches Mittel erhalten wollen. Alle diese Lügen wird die Abschieds-Rede, die der Hr. Prof. Philippi unter Händen hat, zu nichte machen Denn wer will dem Hrn. Prof. Philippi, ob er gleich das Haupt einer Gesellschaft ist, von deren Gliedern man alles ver- muthen kan, die Thorheit zutrauen, daß er öffentlich von einer Gesellschaft Abschied nehmen solte, zu der er nie- mahlen gehöret? Wir widersprechen also den Läste- rern des Herrn Prof. Philippi hiemit öfentlich, und wünschen diesem würdigem Haupte unserer Gesellschaft nicht nur Muth und Kräfte zu Verfertigung seiner Ab- schieds-Rede; sondern auch, welches das Hauptwerck ist, einen Verleger zu der köstlichen Arbeit, die er unter Hän- den hat, und hoffen, daß endlich die verblendeten Buch- führer die Augen aufthun, und begreifen werden, wie vortheilhaft ihnen der Verlag solcher Schriften noth- wendig seyn müsse, deren Abgang selbst durch die Ver- ächter derselben, befordert wird.
D d 2
(o)
Verſuche es, theurer Philippi. Gewinne durch eine kluge Verſtellung die Liebe unſerer Feinde. Du kanſt dich nicht beſſer um uns verdient machen. Denn wenn ſie dich erſt hochhalten, ſo koͤnnen ſie uns nicht haſſen. Sie muͤſſen uns nothwendig, wofern ſie dich, ihren vermeinten Freund, nicht mit treffen wollen, vieles, welches ſie, auf ihre Sprache, Thorheir nen- nen, hingehen laſſen, und wir koͤnnen alſo unter dei- nem Schirm vor ihrer Verfolgung ſicher ſeyn, und thun was wir wollen.
Wohl-
habe, ob ſie gleich zu der Zeit, aus Mangel der Mitglie- der, dem Untergang nahe geweſen, ſich doch nicht ent- ſchlieſſen koͤnnen, ihn aufzunehmen, ſondern die Schan- de, welche ſie aus der Aufnahme eines ſo ungeſchickten Redners und albernen Reimers beſorget, vor erſchreckli- cher gehalten als den Tod; und alſo mit einer mehr, als roͤmiſchen Standhaftigkeit, lieber verderben, als ſich durch ein ſo ſchimpfliches Mittel erhalten wollen. Alle dieſe Luͤgen wird die Abſchieds-Rede, die der Hr. Prof. Philippi unter Haͤnden hat, zu nichte machen Denn wer will dem Hrn. Prof. Philippi, ob er gleich das Haupt einer Geſellſchaft iſt, von deren Gliedern man alles ver- muthen kan, die Thorheit zutrauen, daß er oͤffentlich von einer Geſellſchaft Abſchied nehmen ſolte, zu der er nie- mahlen gehoͤret? Wir widerſprechen alſo den Laͤſte- rern des Herrn Prof. Philippi hiemit oͤfentlich, und wuͤnſchen dieſem wuͤrdigem Haupte unſerer Geſellſchaft nicht nur Muth und Kraͤfte zu Verfertigung ſeiner Ab- ſchieds-Rede; ſondern auch, welches das Hauptwerck iſt, einen Verleger zu der koͤſtlichen Arbeit, die er unter Haͤn- den hat, und hoffen, daß endlich die verblendeten Buch- fuͤhrer die Augen aufthun, und begreifen werden, wie vortheilhaft ihnen der Verlag ſolcher Schriften noth- wendig ſeyn muͤſſe, deren Abgang ſelbſt durch die Ver- aͤchter derſelben, befordert wird.
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Verſuche es, theurer Philippi. Gewinne durch eine
kluge Verſtellung die Liebe unſerer Feinde. Du
kanſt dich nicht beſſer um uns verdient machen. Denn
wenn ſie dich erſt hochhalten, ſo koͤnnen ſie uns nicht
haſſen. Sie muͤſſen uns nothwendig, wofern ſie dich,
ihren vermeinten Freund, nicht mit treffen wollen,
vieles, welches ſie, auf ihre Sprache, Thorheir nen-
nen, hingehen laſſen, und wir koͤnnen alſo unter dei-
nem Schirm vor ihrer Verfolgung ſicher ſeyn, und
thun was wir wollen.
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(*) habe, ob ſie gleich zu der Zeit, aus Mangel der Mitglie-
der, dem Untergang nahe geweſen, ſich doch nicht ent-
ſchlieſſen koͤnnen, ihn aufzunehmen, ſondern die Schan-
de, welche ſie aus der Aufnahme eines ſo ungeſchickten
Redners und albernen Reimers beſorget, vor erſchreckli-
cher gehalten als den Tod; und alſo mit einer mehr, als
roͤmiſchen Standhaftigkeit, lieber verderben, als ſich
durch ein ſo ſchimpfliches Mittel erhalten wollen. Alle
dieſe Luͤgen wird die Abſchieds-Rede, die der Hr. Prof.
Philippi unter Haͤnden hat, zu nichte machen Denn wer
will dem Hrn. Prof. Philippi, ob er gleich das Haupt
einer Geſellſchaft iſt, von deren Gliedern man alles ver-
muthen kan, die Thorheit zutrauen, daß er oͤffentlich von
einer Geſellſchaft Abſchied nehmen ſolte, zu der er nie-
mahlen gehoͤret? Wir widerſprechen alſo den Laͤſte-
rern des Herrn Prof. Philippi hiemit oͤfentlich, und
wuͤnſchen dieſem wuͤrdigem Haupte unſerer Geſellſchaft
nicht nur Muth und Kraͤfte zu Verfertigung ſeiner Ab-
ſchieds-Rede; ſondern auch, welches das Hauptwerck iſt,
einen Verleger zu der koͤſtlichen Arbeit, die er unter Haͤn-
den hat, und hoffen, daß endlich die verblendeten Buch-
fuͤhrer die Augen aufthun, und begreifen werden, wie
vortheilhaft ihnen der Verlag ſolcher Schriften noth-
wendig ſeyn muͤſſe, deren Abgang ſelbſt durch die Ver-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/511>, abgerufen am 16.07.2024.
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