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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
"und daß sich in Zeit von 53 Jahren, wer es erleben
"solte, die allerwunderbarsten Begebenheiten,
"und erschröcklichsten Gerichte noch zutragen
"werden (33).

Wie tröstlich muß der seufzenden Creatur diese
Weissagung nicht seyn, aus welcher sie lernet, daß
ihre Erlösung so nahe ist? Und verdientest du nicht, o
Mann GOttes!
daß man dir Altäre aufrichtete?
Deine Demuht lässt dieses zwar nicht zu: Allein das
solt du mir doch nicht wehren, daß ich die Gnade,
die in dir ist, verehre, und deine Einsicht in das
Künftige bewundere.

Jch muß der Spötter lachen, die, nach ihrer Nase-
Weisheit,
dich vor einen philosophischen En-
thusiasten
halten, und es nicht verdauen können,
daß du deine besondere Einsicht in die Materien,
welche du in deinem mathematischen Versuch
abgehandelt hast, und die Erkänntniß der Unmög-
lichkeit einer ewigen Welt
vor einen, dir un-
verdient geschenckten, Strahl des ewigen
Lichts
ausgegeben (34); daß du den, dir vor die
herrliche Ausführung so wichtiger Wahrheiten
gebührenden Ruhm, nicht dir, sondern der Gnade,
die in dir ist, zugeschrieben (35), und endlich gar
zum Schluß mit aufgehabenen Händen GOtt
gepriesen, daß er das, was du in deiner Schrift wi-
der Wolfen vorgetragen, den Weisen und Klu-
gen
verborgen, und dir, als einem Unmündigen,

offen-
(33) S. den mathematischen Versuch von der Unmöglich-
keit einer ewigen Welt. p. 413.
(34) ib p. 428.
(35) ib. p. 429.

(o)
„und daß ſich in Zeit von 53 Jahren, wer es erleben
„ſolte, die allerwunderbarſten Begebenheiten,
„und erſchroͤcklichſten Gerichte noch zutragen
„werden (33).

Wie troͤſtlich muß der ſeufzenden Creatur dieſe
Weiſſagung nicht ſeyn, aus welcher ſie lernet, daß
ihre Erloͤſung ſo nahe iſt? Und verdienteſt du nicht, o
Mann GOttes!
daß man dir Altaͤre aufrichtete?
Deine Demuht laͤſſt dieſes zwar nicht zu: Allein das
ſolt du mir doch nicht wehren, daß ich die Gnade,
die in dir iſt, verehre, und deine Einſicht in das
Kuͤnftige bewundere.

Jch muß der Spoͤtter lachen, die, nach ihrer Naſe-
Weisheit,
dich vor einen philoſophiſchen En-
thuſiaſten
halten, und es nicht verdauen koͤnnen,
daß du deine beſondere Einſicht in die Materien,
welche du in deinem mathematiſchen Verſuch
abgehandelt haſt, und die Erkaͤnntniß der Unmoͤg-
lichkeit einer ewigen Welt
vor einen, dir un-
verdient geſchenckten, Strahl des ewigen
Lichts
ausgegeben (34); daß du den, dir vor die
herrliche Ausfuͤhrung ſo wichtiger Wahrheiten
gebuͤhrenden Ruhm, nicht dir, ſondern der Gnade,
die in dir iſt, zugeſchrieben (35), und endlich gar
zum Schluß mit aufgehabenen Haͤnden GOtt
geprieſen, daß er das, was du in deiner Schrift wi-
der Wolfen vorgetragen, den Weiſen und Klu-
gen
verborgen, und dir, als einem Unmuͤndigen,

offen-
(33) S. den mathematiſchen Verſuch von der Unmoͤglich-
keit einer ewigen Welt. p. 413.
(34) ib p. 428.
(35) ib. p. 429.
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[388/0480] (o) „und daß ſich in Zeit von 53 Jahren, wer es erleben „ſolte, die allerwunderbarſten Begebenheiten, „und erſchroͤcklichſten Gerichte noch zutragen „werden (33). Wie troͤſtlich muß der ſeufzenden Creatur dieſe Weiſſagung nicht ſeyn, aus welcher ſie lernet, daß ihre Erloͤſung ſo nahe iſt? Und verdienteſt du nicht, o Mann GOttes! daß man dir Altaͤre aufrichtete? Deine Demuht laͤſſt dieſes zwar nicht zu: Allein das ſolt du mir doch nicht wehren, daß ich die Gnade, die in dir iſt, verehre, und deine Einſicht in das Kuͤnftige bewundere. Jch muß der Spoͤtter lachen, die, nach ihrer Naſe- Weisheit, dich vor einen philoſophiſchen En- thuſiaſten halten, und es nicht verdauen koͤnnen, daß du deine beſondere Einſicht in die Materien, welche du in deinem mathematiſchen Verſuch abgehandelt haſt, und die Erkaͤnntniß der Unmoͤg- lichkeit einer ewigen Welt vor einen, dir un- verdient geſchenckten, Strahl des ewigen Lichts ausgegeben (34); daß du den, dir vor die herrliche Ausfuͤhrung ſo wichtiger Wahrheiten gebuͤhrenden Ruhm, nicht dir, ſondern der Gnade, die in dir iſt, zugeſchrieben (35), und endlich gar zum Schluß mit aufgehabenen Haͤnden GOtt geprieſen, daß er das, was du in deiner Schrift wi- der Wolfen vorgetragen, den Weiſen und Klu- gen verborgen, und dir, als einem Unmuͤndigen, offen- (33) S. den mathematiſchen Verſuch von der Unmoͤglich- keit einer ewigen Welt. p. 413. (34) ib p. 428. (35) ib. p. 429.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/480>, abgerufen am 25.11.2024.