Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
schmack unserer Feinde der grossen Geister, zu bestrei-
ten und zu dämpfen.

Deine Spöttereyen trefen uns also, wie du siehest,
im geringsten nicht.

"Urbanus tibi, Caecili, videris:
"Non es, crede mihi.
. . . . .(6)

Wärest du kein kleiner Geist, so wolte ich sagen, es
sey dir, wie böse du auch thust, kein Ernst mit deinem
Angrif. Läßt es doch, als woltest du mit uns spielen,
weil du nur blind schiessest, und mit einem stum-
pfen Speer
auf uns loßrennest. Allein wir kennen
die Natur der kleinen Geister. Alle Glieder unserer
Gesellschaft haben unter andern wunderbaren Eigen-
schaften auch diese an sich, daß sie gerne spotten wol-
len, aber nicht damit fort kommen können. Wann
wir einen Spaß machen, so lacht niemand. Das
macht, unsere Einfälle haben das Unglück, daß sie
den meisten abgeschmackt scheinen, und unsere
Spöttereyen sind allemahl kaltsinnig und stumpf.

"[fremdsprachliches Material - 1 Zeile fehlt]...
"Obtusum enim telum viri imbellis . . (7)

Es hat dahero schon vor mehr als 1700 Jahren ein
grosser Spötter
seiner Zeit, und abgesagter Feind
unserer Gesellschaft, allen kleinen Geistern gerabten,
sich des Spottens und Schertzens gäntzlich zu ent-
halten, weil es nicht ihr Werck sey... Salem istum
spricht er,

quo caret vestra natio, in irridendis no-
bis nolitote consumere: & mehercule, si me au-

diatis,
(6) Martialis Lib. I. Epigr. 41.
(7) Homerus Iliad. A.

(o)
ſchmack unſerer Feinde der groſſen Geiſter, zu beſtrei-
ten und zu daͤmpfen.

Deine Spoͤttereyen trefen uns alſo, wie du ſieheſt,
im geringſten nicht.

„Urbanus tibi, Cæcili, videris:
„Non es, crede mihi.
. . . . .(6)

Waͤreſt du kein kleiner Geiſt, ſo wolte ich ſagen, es
ſey dir, wie boͤſe du auch thuſt, kein Ernſt mit deinem
Angrif. Laͤßt es doch, als wolteſt du mit uns ſpielen,
weil du nur blind ſchieſſeſt, und mit einem ſtum-
pfen Speer
auf uns loßrenneſt. Allein wir kennen
die Natur der kleinen Geiſter. Alle Glieder unſerer
Geſellſchaft haben unter andern wunderbaren Eigen-
ſchaften auch dieſe an ſich, daß ſie gerne ſpotten wol-
len, aber nicht damit fort kommen koͤnnen. Wann
wir einen Spaß machen, ſo lacht niemand. Das
macht, unſere Einfaͤlle haben das Ungluͤck, daß ſie
den meiſten abgeſchmackt ſcheinen, und unſere
Spoͤttereyen ſind allemahl kaltſinnig und ſtumpf.

[fremdsprachliches Material – 1 Zeile fehlt]
„Obtuſum enim telum viri imbellis . . (7)

Es hat dahero ſchon vor mehr als 1700 Jahren ein
groſſer Spoͤtter
ſeiner Zeit, und abgeſagter Feind
unſerer Geſellſchaft, allen kleinen Geiſtern gerabten,
ſich des Spottens und Schertzens gaͤntzlich zu ent-
halten, weil es nicht ihr Werck ſey… Salem iſtum
ſpricht er,

quo caret veſtra natio, in irridendis no-
bis nolitote conſumere: & mehercule, ſi me au-

diatis,
(6) Martialis Lib. I. Epigr. 41.
(7) Homerus Iliad. A.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0454" n="362"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
&#x017F;chmack un&#x017F;erer Feinde der gro&#x017F;&#x017F;en Gei&#x017F;ter, zu be&#x017F;trei-<lb/>
ten und zu da&#x0364;mpfen.</p><lb/>
            <p>Deine Spo&#x0364;ttereyen trefen uns al&#x017F;o, wie du &#x017F;iehe&#x017F;t,<lb/>
im gering&#x017F;ten nicht.</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#aq">&#x201E;Urbanus tibi, Cæcili, videris:<lb/>
&#x201E;Non es, crede mihi.</hi> . . . . .<note place="foot" n="(6)"><hi rendition="#aq">Martialis Lib. I. Epigr.</hi> 41.</note></quote>
            </cit><lb/>
            <p>Wa&#x0364;re&#x017F;t du kein <hi rendition="#fr">kleiner Gei&#x017F;t,</hi> &#x017F;o wolte ich &#x017F;agen, es<lb/>
&#x017F;ey dir, wie bo&#x0364;&#x017F;e du auch thu&#x017F;t, kein Ern&#x017F;t mit deinem<lb/>
Angrif. La&#x0364;ßt es doch, als wolte&#x017F;t du mit uns &#x017F;pielen,<lb/>
weil du nur <hi rendition="#fr">blind &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t,</hi> und mit einem <hi rendition="#fr">&#x017F;tum-<lb/>
pfen Speer</hi> auf uns loßrenne&#x017F;t. Allein wir kennen<lb/>
die Natur der kleinen Gei&#x017F;ter. Alle Glieder un&#x017F;erer<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft haben unter andern wunderbaren Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften auch die&#x017F;e an &#x017F;ich, daß &#x017F;ie gerne &#x017F;potten wol-<lb/>
len, aber nicht damit fort kommen ko&#x0364;nnen. Wann<lb/>
wir einen Spaß machen, &#x017F;o lacht niemand. Das<lb/>
macht, un&#x017F;ere Einfa&#x0364;lle haben das Unglu&#x0364;ck, daß &#x017F;ie<lb/>
den mei&#x017F;ten abge&#x017F;chmackt &#x017F;cheinen, und un&#x017F;ere<lb/>
Spo&#x0364;ttereyen &#x017F;ind allemahl kalt&#x017F;innig und &#x017F;tumpf.</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#c">&#x201E;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="lines" quantity="1"/></foreign>&#x2026;<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;Obtu&#x017F;um enim telum viri imbellis</hi> . . <note place="foot" n="(7)"><hi rendition="#aq">Homerus Iliad. A.</hi></note></hi> </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Es hat dahero &#x017F;chon vor mehr als 1700 Jahren <hi rendition="#fr">ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Spo&#x0364;tter</hi> &#x017F;einer Zeit, und abge&#x017F;agter Feind<lb/>
un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, allen kleinen Gei&#x017F;tern gerabten,<lb/>
&#x017F;ich des Spottens und Schertzens ga&#x0364;ntzlich zu ent-<lb/>
halten, weil es nicht ihr Werck &#x017F;ey&#x2026; <cit><quote><hi rendition="#aq">Salem i&#x017F;tum</hi></quote></cit><lb/>
&#x017F;pricht er,</p>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quo caret ve&#x017F;tra natio,</hi> in irridendis no-<lb/>
bis nolitote con&#x017F;umere: &amp; mehercule, &#x017F;i me au-</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">diatis,</hi> </fw><lb/>
              </quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0454] (o) ſchmack unſerer Feinde der groſſen Geiſter, zu beſtrei- ten und zu daͤmpfen. Deine Spoͤttereyen trefen uns alſo, wie du ſieheſt, im geringſten nicht. „Urbanus tibi, Cæcili, videris: „Non es, crede mihi. . . . . . (6) Waͤreſt du kein kleiner Geiſt, ſo wolte ich ſagen, es ſey dir, wie boͤſe du auch thuſt, kein Ernſt mit deinem Angrif. Laͤßt es doch, als wolteſt du mit uns ſpielen, weil du nur blind ſchieſſeſt, und mit einem ſtum- pfen Speer auf uns loßrenneſt. Allein wir kennen die Natur der kleinen Geiſter. Alle Glieder unſerer Geſellſchaft haben unter andern wunderbaren Eigen- ſchaften auch dieſe an ſich, daß ſie gerne ſpotten wol- len, aber nicht damit fort kommen koͤnnen. Wann wir einen Spaß machen, ſo lacht niemand. Das macht, unſere Einfaͤlle haben das Ungluͤck, daß ſie den meiſten abgeſchmackt ſcheinen, und unſere Spoͤttereyen ſind allemahl kaltſinnig und ſtumpf. „_… „Obtuſum enim telum viri imbellis . . (7) Es hat dahero ſchon vor mehr als 1700 Jahren ein groſſer Spoͤtter ſeiner Zeit, und abgeſagter Feind unſerer Geſellſchaft, allen kleinen Geiſtern gerabten, ſich des Spottens und Schertzens gaͤntzlich zu ent- halten, weil es nicht ihr Werck ſey… Salem iſtum ſpricht er, quo caret veſtra natio, in irridendis no- bis nolitote conſumere: & mehercule, ſi me au- diatis, (6) Martialis Lib. I. Epigr. 41. (7) Homerus Iliad. A.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/454
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/454>, abgerufen am 21.05.2024.