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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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Lob-Rede, mit Höflichkeit zuvorgekommen, und ha-"
best du es vor unrecht gehalten, daß man unser so we-"
nig gedencke, und daher schon lange den Schluß ge-"
fasset, in deinen Moralischen Bildnissen von"
Personen und Sitten, Tugenden und La-"
stern
uns eine besondere Stelle zu geben; Da wir"
nun so viel Freude über deine Schriften bezeuget, so"
sey es dir lieb, daß du wenigstens einer so zahlreichen"
Gesellschaft damit dienen können, und wollest du"
dich hiedurch verbinden, in deine unter Händen ha-"
bende Anatomie des menschlichen Verstan-"
des
ein eigen Capitel von unsern vortreflichen Ei-"
genschaften, und allen, was zur Vollkommenheit"
der kleinen Geister gehöret, einzurücken, und darin"
auch unsere gerechte Beschwerden zu prüfen, daß die"
grossen Geister sich in ihren Begrifen nicht nach"
uns richten wollen u. s. w."

Dieses soll gespottet heissen. Aber, vortreflicher
Philippi, wir müsten sehr empfindlich seyn, wenn
uns Spöttereyen dieser Art beissen solten. Wir kön-
nen, was dusagest, süglich nach dem Buchstaben an-
nehmen. Wir sind mit dem geringen Maaß von
Verstands-Kräften, das uns gegeben ist, völlig zu
frieden. Wir wissen, daß wir vor der Welt verach-
tet; Wir wissen, daß wir kleine Geister sind. Wir
geben uns nicht höher aus, und ich versichere dich, daß
unsere Gesellschaft es mit besonderem Danck erken-
nen wird, wenn du so gütig seyn wilt, ihrer in deinen
Moralischen Bildnissen, und in deiner Anato-
mie des menschlichen Verstandes,
zwo Schrif-
ten, denen sie mit Verlangen entgegen siehet, zu er-
wehnen, und den Eigensinn, und verwehnten Ge-

schmack
Z 3

(o)
Lob-Rede, mit Hoͤflichkeit zuvorgekommen, und ha-„
beſt du es vor unrecht gehalten, daß man unſer ſo we-„
nig gedencke, und daher ſchon lange den Schluß ge-„
faſſet, in deinen Moraliſchen Bildniſſen von„
Perſonen und Sitten, Tugenden und La-„
ſtern
uns eine beſondere Stelle zu geben; Da wir„
nun ſo viel Freude uͤber deine Schriften bezeuget, ſo„
ſey es dir lieb, daß du wenigſtens einer ſo zahlreichen„
Geſellſchaft damit dienen koͤnnen, und wolleſt du„
dich hiedurch verbinden, in deine unter Haͤnden ha-„
bende Anatomie des menſchlichen Verſtan-„
des
ein eigen Capitel von unſern vortreflichen Ei-„
genſchaften, und allen, was zur Vollkommenheit„
der kleinen Geiſter gehoͤret, einzuruͤcken, und darin„
auch unſere gerechte Beſchwerden zu pruͤfen, daß die„
groſſen Geiſter ſich in ihren Begrifen nicht nach„
uns richten wollen u. ſ. w.‟

Dieſes ſoll geſpottet heiſſen. Aber, vortreflicher
Philippi, wir muͤſten ſehr empfindlich ſeyn, wenn
uns Spoͤttereyen dieſer Art beiſſen ſolten. Wir koͤn-
nen, was duſageſt, ſuͤglich nach dem Buchſtaben an-
nehmen. Wir ſind mit dem geringen Maaß von
Verſtands-Kraͤften, das uns gegeben iſt, voͤllig zu
frieden. Wir wiſſen, daß wir vor der Welt verach-
tet; Wir wiſſen, daß wir kleine Geiſter ſind. Wir
geben uns nicht hoͤher aus, und ich verſichere dich, daß
unſere Geſellſchaft es mit beſonderem Danck erken-
nen wird, wenn du ſo guͤtig ſeyn wilt, ihrer in deinen
Moraliſchen Bildniſſen, und in deiner Anato-
mie des menſchlichen Verſtandes,
zwo Schrif-
ten, denen ſie mit Verlangen entgegen ſiehet, zu er-
wehnen, und den Eigenſinn, und verwehnten Ge-

ſchmack
Z 3
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[361/0453] (o) Lob-Rede, mit Hoͤflichkeit zuvorgekommen, und ha-„ beſt du es vor unrecht gehalten, daß man unſer ſo we-„ nig gedencke, und daher ſchon lange den Schluß ge-„ faſſet, in deinen Moraliſchen Bildniſſen von„ Perſonen und Sitten, Tugenden und La-„ ſtern uns eine beſondere Stelle zu geben; Da wir„ nun ſo viel Freude uͤber deine Schriften bezeuget, ſo„ ſey es dir lieb, daß du wenigſtens einer ſo zahlreichen„ Geſellſchaft damit dienen koͤnnen, und wolleſt du„ dich hiedurch verbinden, in deine unter Haͤnden ha-„ bende Anatomie des menſchlichen Verſtan-„ des ein eigen Capitel von unſern vortreflichen Ei-„ genſchaften, und allen, was zur Vollkommenheit„ der kleinen Geiſter gehoͤret, einzuruͤcken, und darin„ auch unſere gerechte Beſchwerden zu pruͤfen, daß die„ groſſen Geiſter ſich in ihren Begrifen nicht nach„ uns richten wollen u. ſ. w.‟ Dieſes ſoll geſpottet heiſſen. Aber, vortreflicher Philippi, wir muͤſten ſehr empfindlich ſeyn, wenn uns Spoͤttereyen dieſer Art beiſſen ſolten. Wir koͤn- nen, was duſageſt, ſuͤglich nach dem Buchſtaben an- nehmen. Wir ſind mit dem geringen Maaß von Verſtands-Kraͤften, das uns gegeben iſt, voͤllig zu frieden. Wir wiſſen, daß wir vor der Welt verach- tet; Wir wiſſen, daß wir kleine Geiſter ſind. Wir geben uns nicht hoͤher aus, und ich verſichere dich, daß unſere Geſellſchaft es mit beſonderem Danck erken- nen wird, wenn du ſo guͤtig ſeyn wilt, ihrer in deinen Moraliſchen Bildniſſen, und in deiner Anato- mie des menſchlichen Verſtandes, zwo Schrif- ten, denen ſie mit Verlangen entgegen ſiehet, zu er- wehnen, und den Eigenſinn, und verwehnten Ge- ſchmack Z 3

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/453>, abgerufen am 22.11.2024.