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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
ich bald alsdenn in der Rede aufhören werde, wenn
ich solchen wieder unter dem Arm hervorziehe,
und in der Luft herumstreichen werde.

Euer erstes Gesetz, so viel ich vor dem Ne-
bel
lesen kan, der von den moralischen Ausdün-
stungen eures Verstandes
entstehet, lautet also:
Hüte dich, bey Strafe, daß du dem Scharf-
Richter
nicht in die Hände fallest, vor der heroi-
schen Beredsamkeit,
ja nimm dis Wort, wel-
ches des Landes auf ewig verwiesen, nicht ein-
mahl in den Mund. O ihr gnädigen kleinen Geister!
Wie so gar streng ist dis euer Gesetze, dessen Grund
man doch nicht erforschen darf, weil ihr einen blinden
Gehorsam
fordert, und darnach nichts fraget, was
andere von euren Gesetzen dencken. Aber gewiß ich
habe es erfahren, daß ihr mit allem Ernst über sol-
chem Gesetze haltet, indem ihr meine Sechs Deut-
sche Reden
durch einen Scharf-Richter den von
Vorhorn
habet rädern und viertheilen lassen; so
daß ich voraus sehe, es werde allen meinen übri-
gen Schriften,
wenn ich dis Wort weiter brau-
chen solte, eben so ergehen, besonders meiner Thü-
ringischen Historie,
als der ihr bereits das Leben
abgesprochen habet.

Euer anderes Gesetze heisset: Trage keine Sor-
ge, wenn du gleich in der gewöhnlichsten Titula-
tur
fehlest. Das zeiget ohne Zweifel eine grosse De
muth an, daß ihr so verschwenderisch seyd, andere
mit grossen Titeln zu beehren, hingegen euch es ei-
nerley, ob man euch nenne Großmächtige, Durch-
lauchte, Hochgebohrne, Wohlgebohrne, Hoch-Ed-
le und s. f. oder aber nur schlecht weg: Die klei-

nen

(o)
ich bald alsdenn in der Rede aufhoͤren werde, wenn
ich ſolchen wieder unter dem Arm hervorziehe,
und in der Luft herumſtreichen werde.

Euer erſtes Geſetz, ſo viel ich vor dem Ne-
bel
leſen kan, der von den moraliſchen Ausduͤn-
ſtungen eures Verſtandes
entſtehet, lautet alſo:
Huͤte dich, bey Strafe, daß du dem Scharf-
Richter
nicht in die Haͤnde falleſt, vor der heroi-
ſchen Beredſamkeit,
ja nimm dis Wort, wel-
ches des Landes auf ewig verwieſen, nicht ein-
mahl in den Mund. O ihr gnaͤdigen kleinen Geiſter!
Wie ſo gar ſtreng iſt dis euer Geſetze, deſſen Grund
man doch nicht erfoꝛſchen darf, weil ihr einen blinden
Gehorſam
fordert, und darnach nichts fraget, was
andere von euren Geſetzen dencken. Aber gewiß ich
habe es erfahren, daß ihr mit allem Ernſt uͤber ſol-
chem Geſetze haltet, indem ihr meine Sechs Deut-
ſche Reden
durch einen Scharf-Richter den von
Vorhorn
habet raͤdern und viertheilen laſſen; ſo
daß ich voraus ſehe, es werde allen meinen uͤbri-
gen Schriften,
wenn ich dis Wort weiter brau-
chen ſolte, eben ſo ergehen, beſonders meiner Thuͤ-
ringiſchen Hiſtorie,
als der ihr bereits das Leben
abgeſprochen habet.

Euer anderes Geſetze heiſſet: Trage keine Sor-
ge, wenn du gleich in der gewoͤhnlichſten Titula-
tur
fehleſt. Das zeiget ohne Zweifel eine groſſe De
muth an, daß ihr ſo verſchwenderiſch ſeyd, andere
mit groſſen Titeln zu beehren, hingegen euch es ei-
nerley, ob man euch nenne Großmaͤchtige, Durch-
lauchte, Hochgebohrne, Wohlgebohrne, Hoch-Ed-
le und ſ. f. oder aber nur ſchlecht weg: Die klei-

nen
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[348/0440] (o) ich bald alsdenn in der Rede aufhoͤren werde, wenn ich ſolchen wieder unter dem Arm hervorziehe, und in der Luft herumſtreichen werde. Euer erſtes Geſetz, ſo viel ich vor dem Ne- bel leſen kan, der von den moraliſchen Ausduͤn- ſtungen eures Verſtandes entſtehet, lautet alſo: Huͤte dich, bey Strafe, daß du dem Scharf- Richter nicht in die Haͤnde falleſt, vor der heroi- ſchen Beredſamkeit, ja nimm dis Wort, wel- ches des Landes auf ewig verwieſen, nicht ein- mahl in den Mund. O ihr gnaͤdigen kleinen Geiſter! Wie ſo gar ſtreng iſt dis euer Geſetze, deſſen Grund man doch nicht erfoꝛſchen darf, weil ihr einen blinden Gehorſam fordert, und darnach nichts fraget, was andere von euren Geſetzen dencken. Aber gewiß ich habe es erfahren, daß ihr mit allem Ernſt uͤber ſol- chem Geſetze haltet, indem ihr meine Sechs Deut- ſche Reden durch einen Scharf-Richter den von Vorhorn habet raͤdern und viertheilen laſſen; ſo daß ich voraus ſehe, es werde allen meinen uͤbri- gen Schriften, wenn ich dis Wort weiter brau- chen ſolte, eben ſo ergehen, beſonders meiner Thuͤ- ringiſchen Hiſtorie, als der ihr bereits das Leben abgeſprochen habet. Euer anderes Geſetze heiſſet: Trage keine Sor- ge, wenn du gleich in der gewoͤhnlichſten Titula- tur fehleſt. Das zeiget ohne Zweifel eine groſſe De muth an, daß ihr ſo verſchwenderiſch ſeyd, andere mit groſſen Titeln zu beehren, hingegen euch es ei- nerley, ob man euch nenne Großmaͤchtige, Durch- lauchte, Hochgebohrne, Wohlgebohrne, Hoch-Ed- le und ſ. f. oder aber nur ſchlecht weg: Die klei- nen

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/440>, abgerufen am 22.11.2024.