"nehmen können: Allein sie beklagten, daß "es nicht geschehen. Und überhaupt lautet wohl die gantze Entschuldigung nicht viel bes- ser, als wenn der Herr Prof. gesagt hätte: Jch habe es so gut gemacht, als ich gekonnt. Man halte mir meine Schnitzer zu gute. Jch war zu der Zeit noch ein Säugling in der Rede-Kunst, und lallete noch. Jch will es ins künftige besser machen? Und in der That haben seine Feinde sich nicht gescheuet, ihn als einen Mann vorzustellen, der mit ei- nem ziemlichen Stoltz eine so ausserordentliche Demuth zu verknüpfen fähig sey. Er bekennet in den Kappen, daß er die Rede-Kunst vor die- sem nur als ein Neben-Werck getrieben habe, und verspricht, er wolle sie ins künftige sein Haupt-Werck seyn lassen. Dieses heisset Besse- rung angeloben, und wer das thut, der erkennet seine Schwachheit. Wer aber sein Elend erkennet, der prahlt nicht, der pocht nicht, der schilt nicht, der stellet sich nicht an, als wenn er noch Recht übrig hätte. Da nun aber in den so betitelten Kappen der Herr Prof. Philippi bald groß und böse thut, bald seine Sünde bekennet, und zu der Barmhertzig- keit seiner Richter seine Zuflucht nimmt, so kan er diese Kappen unmöglich verfertiget haben. Die sind und bleiben ein Werck sei- ner Feinde, die den Hn. Prof. Philippi mit aller Gewalt zu einem Menschen machen wol- len, mit dem man Geld verdienen könnte.
Jndem
(o)
„nehmen koͤnnen: Allein ſie beklagten, daß „es nicht geſchehen. Und uͤberhaupt lautet wohl die gantze Entſchuldigung nicht viel beſ- ſer, als wenn der Herr Prof. geſagt haͤtte: Jch habe es ſo gut gemacht, als ich gekonnt. Man halte mir meine Schnitzer zu gute. Jch war zu der Zeit noch ein Saͤugling in der Rede-Kunſt, und lallete noch. Jch will es ins kuͤnftige beſſer machen? Und in der That haben ſeine Feinde ſich nicht geſcheuet, ihn als einen Mann vorzuſtellen, der mit ei- nem ziemlichen Stoltz eine ſo auſſerordentliche Demuth zu verknuͤpfen faͤhig ſey. Er bekennet in den Kappen, daß er die Rede-Kunſt vor die- ſem nur als ein Neben-Werck getrieben habe, und verſpricht, er wolle ſie ins kuͤnftige ſein Haupt-Werck ſeyn laſſen. Dieſes heiſſet Beſſe- rung angeloben, und wer das thut, der erkennet ſeine Schwachheit. Wer aber ſein Elend erkennet, der prahlt nicht, der pocht nicht, der ſchilt nicht, der ſtellet ſich nicht an, als wenn er noch Recht uͤbrig haͤtte. Da nun aber in den ſo betitelten Kappen der Herr Prof. Philippi bald groß und boͤſe thut, bald ſeine Suͤnde bekennet, und zu der Barmhertzig- keit ſeiner Richter ſeine Zuflucht nimmt, ſo kan er dieſe Kappen unmoͤglich verfertiget haben. Die ſind und bleiben ein Werck ſei- ner Feinde, die den Hn. Prof. Philippi mit aller Gewalt zu einem Menſchen machen wol- len, mit dem man Geld verdienen koͤnnte.
Jndem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0400"n="308"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>„nehmen <hirendition="#fr">koͤnnen:</hi> Allein ſie beklagten, daß<lb/>„es nicht geſchehen. Und uͤberhaupt lautet<lb/>
wohl die gantze Entſchuldigung nicht viel beſ-<lb/>ſer, als wenn der Herr Prof. geſagt haͤtte:<lb/>
Jch habe es ſo gut gemacht, als ich gekonnt.<lb/>
Man halte mir meine Schnitzer zu gute.<lb/>
Jch war zu der Zeit noch ein <hirendition="#fr">Saͤugling in<lb/>
der Rede-Kunſt,</hi> und lallete noch. Jch<lb/>
will es ins kuͤnftige beſſer machen? Und in der<lb/>
That haben ſeine Feinde ſich nicht geſcheuet,<lb/>
ihn als einen Mann vorzuſtellen, der mit ei-<lb/>
nem ziemlichen Stoltz eine ſo auſſerordentliche<lb/>
Demuth zu verknuͤpfen faͤhig ſey. Er bekennet<lb/>
in den Kappen, daß er die Rede-Kunſt vor die-<lb/>ſem nur als ein Neben-Werck getrieben habe,<lb/>
und verſpricht, er wolle ſie ins kuͤnftige ſein<lb/>
Haupt-Werck ſeyn laſſen. Dieſes heiſſet Beſſe-<lb/>
rung angeloben, und wer das thut, der erkennet<lb/>ſeine Schwachheit. Wer aber ſein Elend<lb/>
erkennet, der prahlt nicht, der pocht nicht, der<lb/>ſchilt nicht, der ſtellet ſich nicht an, als wenn<lb/>
er noch Recht uͤbrig haͤtte. Da nun aber in<lb/>
den ſo <hirendition="#fr">betitelten Kappen</hi> der Herr Prof.<lb/>
Philippi bald groß und boͤſe thut, bald ſeine<lb/>
Suͤnde bekennet, und zu der Barmhertzig-<lb/>
keit ſeiner Richter ſeine Zuflucht nimmt, ſo<lb/>
kan er dieſe <hirendition="#fr">Kappen</hi> unmoͤglich verfertiget<lb/>
haben. Die ſind und bleiben ein Werck ſei-<lb/>
ner Feinde, die den Hn. Prof. Philippi mit<lb/>
aller Gewalt zu einem Menſchen machen wol-<lb/>
len, mit dem man Geld verdienen koͤnnte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jndem</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[308/0400]
(o)
„nehmen koͤnnen: Allein ſie beklagten, daß
„es nicht geſchehen. Und uͤberhaupt lautet
wohl die gantze Entſchuldigung nicht viel beſ-
ſer, als wenn der Herr Prof. geſagt haͤtte:
Jch habe es ſo gut gemacht, als ich gekonnt.
Man halte mir meine Schnitzer zu gute.
Jch war zu der Zeit noch ein Saͤugling in
der Rede-Kunſt, und lallete noch. Jch
will es ins kuͤnftige beſſer machen? Und in der
That haben ſeine Feinde ſich nicht geſcheuet,
ihn als einen Mann vorzuſtellen, der mit ei-
nem ziemlichen Stoltz eine ſo auſſerordentliche
Demuth zu verknuͤpfen faͤhig ſey. Er bekennet
in den Kappen, daß er die Rede-Kunſt vor die-
ſem nur als ein Neben-Werck getrieben habe,
und verſpricht, er wolle ſie ins kuͤnftige ſein
Haupt-Werck ſeyn laſſen. Dieſes heiſſet Beſſe-
rung angeloben, und wer das thut, der erkennet
ſeine Schwachheit. Wer aber ſein Elend
erkennet, der prahlt nicht, der pocht nicht, der
ſchilt nicht, der ſtellet ſich nicht an, als wenn
er noch Recht uͤbrig haͤtte. Da nun aber in
den ſo betitelten Kappen der Herr Prof.
Philippi bald groß und boͤſe thut, bald ſeine
Suͤnde bekennet, und zu der Barmhertzig-
keit ſeiner Richter ſeine Zuflucht nimmt, ſo
kan er dieſe Kappen unmoͤglich verfertiget
haben. Die ſind und bleiben ein Werck ſei-
ner Feinde, die den Hn. Prof. Philippi mit
aller Gewalt zu einem Menſchen machen wol-
len, mit dem man Geld verdienen koͤnnte.
Jndem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/400>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.