ner erlaubet sey zu spotten, qua tenus sint ridi- cula tractanda oratori. Er spricht: "Nec in- signis improbitas & scelere juncta, nec" rursus miseria insignis agitata ridetur." Facinorosos majore quadam vi, quam" ridiculi vulnerari volunt: miseros illudi" nolunt, nisi se forte jactant . . . . . ." . . . . . itaque ea facillime luduntur," quae neque odio magno, neque misericor-" dia maxima digna sunt. Quamobrem" materies omnis ridiculorum est in istis" vitiis, quae sunt in vita hominum neque" carorum, neque calamitosorum, neque" eorum, qui ob facinus ad supplicium, ra-" piendi videntur: eaque belle agitata ri-" dentur." Cicero de Oratore Lib. II. Die- se Regel, welche Cicero giebt, gründet sich in dem, was ich gesaget habe, und wer dieselbe nur nicht überschreitet, und in seinem Spotten nicht weiter gehet, als ich es haben will, der ist kein Pasqvillant; er begeht nichts strafbares, weil das, was er thut, zu allen Zeiten erlaubt ge- wesen ist. Noch habe ich nicht gehöret, daß um solcher den ehrlichen Nahmen eines Menschen nicht angreifenden Spöttereyen willen, viele Jnjurien Processe entstanden sind. Denn wo ist wohl ein so einfältiger Tropf zu finden, der nicht sehen solte, daß er sich durch seine abge- schmackte Klage noch lächerlicher machen wür- de?
Jst es nun erlaubt, seinem Nächsten gewis-Man kan einem Män- se Laster und Gebrechen vorzuwerfen, und
dar-
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ner erlaubet ſey zu ſpotten, qua tenus ſint ridi- cula tractanda oratori. Er ſpricht: “Nec in- ſignis improbitas & ſcelere juncta, nec„ rurſus miſeria inſignis agitata ridetur.„ Facinoroſos majore quadam vi, quam„ ridiculi vulnerari volunt: miſeros illudi„ nolunt, niſi ſe forte jactant . . . . . .„ . . . . . itaque ea facillimè luduntur,„ quæ neque odio magno, neque miſericor-„ dia maxima digna ſunt. Quamobrem„ materies omnis ridiculorum eſt in iſtis„ vitiis, quæ ſunt in vita hominum neque„ carorum, neque calamitoſorum, neque„ eorum, qui ob facinus ad ſupplicium, ra-„ piendi videntur: eaque belle agitata ri-„ dentur.” Cicero de Oratore Lib. II. Die- ſe Regel, welche Cicero giebt, gruͤndet ſich in dem, was ich geſaget habe, und wer dieſelbe nur nicht uͤberſchreitet, und in ſeinem Spotten nicht weiter gehet, als ich es haben will, der iſt kein Pasqvillant; er begeht nichts ſtrafbares, weil das, was er thut, zu allen Zeiten erlaubt ge- weſen iſt. Noch habe ich nicht gehoͤret, daß um ſolcher den ehrlichen Nahmen eines Menſchen nicht angreifenden Spoͤttereyen willen, viele Jnjurien Proceſſe entſtanden ſind. Denn wo iſt wohl ein ſo einfaͤltiger Tropf zu finden, der nicht ſehen ſolte, daß er ſich durch ſeine abge- ſchmackte Klage noch laͤcherlicher machen wuͤr- de?
Jſt es nun erlaubt, ſeinem Naͤchſten gewiſ-Man kan einem Maͤn- ſe Laſter und Gebrechen vorzuwerfen, und
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ner erlaubet ſey zu ſpotten, qua tenus ſint ridi-
cula tractanda oratori. Er ſpricht: “Nec in-
ſignis improbitas & ſcelere juncta, nec„
rurſus miſeria inſignis agitata ridetur.„
Facinoroſos majore quadam vi, quam„
ridiculi vulnerari volunt: miſeros illudi„
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. . . . . itaque ea facillimè luduntur,„
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dentur.” Cicero de Oratore Lib. II. Die-
ſe Regel, welche Cicero giebt, gruͤndet ſich in
dem, was ich geſaget habe, und wer dieſelbe nur
nicht uͤberſchreitet, und in ſeinem Spotten nicht
weiter gehet, als ich es haben will, der iſt kein
Pasqvillant; er begeht nichts ſtrafbares, weil
das, was er thut, zu allen Zeiten erlaubt ge-
weſen iſt. Noch habe ich nicht gehoͤret, daß um
ſolcher den ehrlichen Nahmen eines Menſchen
nicht angreifenden Spoͤttereyen willen, viele
Jnjurien Proceſſe entſtanden ſind. Denn wo
iſt wohl ein ſo einfaͤltiger Tropf zu finden, der
nicht ſehen ſolte, daß er ſich durch ſeine abge-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/343>, abgerufen am 27.11.2024.
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