gehen, anfallen und kützeln wollten. Ei- ne so wunderliche Auführung würde ihnen unstreitig viele Feinde machen, und wo sie ihrer Tadelsucht keine Gräntzen setzen, wird es ihnen gleichfalls nicht daran mangeln.
Sie dürfen nicht dencken, es habe dieses nichts zu bedeuten, wenn sie sich der Bestra- fung allgemeiner Thorheiten enthielten, und sich nur an so elende Tröpfe machten, die auch von ihres gleichen vor ausgemachte Ge- cken gehalten werden. Die Erfahrung wird sie lehren, daß sie sich in ihrer Hofnung be- triegen, und daß es zu allen Zeiten wahr ist, was Horatz sagt:
......... fuit intactis quoque cura Conditione super communi ....... Horat. Lib. II. Epist. I.
Wer nur einen Phantasten angreift, der hat so-Einigkeit der Tho- ren wenn sie von ei- nem aus- wärtigen Feinde an- gegriffen werden. gleich die gantze Schaar der Thoren auf dem Halse. Jch bekenne, das Reich dieser Her- ren scheint sonst so gar einig nicht zu seyn. Sie leben in beständigem Krieg, und lachen einander um die Wette aus. Aber ein Frem- der muß sich diese Freyheit nicht nehmen. Sobald werden sie nicht von einem auswär- tigen Feinde angegrifen, so vergleichen sie sich, und stehen vor einen Mann. Dieses ist nicht so wohl eine Würckung ihrer Klug- heit, als eine Folge desjenigen Mitleidens, das sie, aller innerlichen Uneinigkeit ungeachtet, mit ihren geängstigten Brüdern hegen. Es ist dieser
Afect
(o)
gehen, anfallen und kuͤtzeln wollten. Ei- ne ſo wunderliche Aufuͤhrung wuͤrde ihnen unſtreitig viele Feinde machen, und wo ſie ihrer Tadelſucht keine Graͤntzen ſetzen, wird es ihnen gleichfalls nicht daran mangeln.
Sie duͤrfen nicht dencken, es habe dieſes nichts zu bedeuten, wenn ſie ſich der Beſtra- fung allgemeiner Thorheiten enthielten, und ſich nur an ſo elende Troͤpfe machten, die auch von ihres gleichen vor ausgemachte Ge- cken gehalten werden. Die Erfahrung wird ſie lehren, daß ſie ſich in ihrer Hofnung be- triegen, und daß es zu allen Zeiten wahr iſt, was Horatz ſagt:
......... fuit intactis quoque cura Conditione ſuper communi ....... Horat. Lib. II. Epiſt. I.
Wer nur einen Phantaſten angreift, der hat ſo-Einigkeit der Tho- ren wenn ſie von ei- nem aus- waͤrtigen Feinde an- gegriffen werden. gleich die gantze Schaar der Thoren auf dem Halſe. Jch bekenne, das Reich dieſer Her- ren ſcheint ſonſt ſo gar einig nicht zu ſeyn. Sie leben in beſtaͤndigem Krieg, und lachen einander um die Wette aus. Aber ein Frem- der muß ſich dieſe Freyheit nicht nehmen. Sobald werden ſie nicht von einem auswaͤr- tigen Feinde angegrifen, ſo vergleichen ſie ſich, und ſtehen vor einen Mann. Dieſes iſt nicht ſo wohl eine Wuͤrckung ihrer Klug- heit, als eine Folge desjenigen Mitleidens, das ſie, aller innerlichen Uneinigkeit ungeachtet, mit ihren geaͤngſtigten Bruͤdern hegen. Es iſt dieſer
Afect
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(o)
gehen, anfallen und kuͤtzeln wollten. Ei-
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unſtreitig viele Feinde machen, und wo ſie
ihrer Tadelſucht keine Graͤntzen ſetzen, wird
es ihnen gleichfalls nicht daran mangeln.
Sie duͤrfen nicht dencken, es habe dieſes
nichts zu bedeuten, wenn ſie ſich der Beſtra-
fung allgemeiner Thorheiten enthielten, und
ſich nur an ſo elende Troͤpfe machten, die
auch von ihres gleichen vor ausgemachte Ge-
cken gehalten werden. Die Erfahrung wird
ſie lehren, daß ſie ſich in ihrer Hofnung be-
triegen, und daß es zu allen Zeiten wahr iſt, was
Horatz ſagt:
......... fuit intactis quoque cura
Conditione ſuper communi .......
Horat. Lib. II. Epiſt. I.
Wer nur einen Phantaſten angreift, der hat ſo-
gleich die gantze Schaar der Thoren auf dem
Halſe. Jch bekenne, das Reich dieſer Her-
ren ſcheint ſonſt ſo gar einig nicht zu ſeyn.
Sie leben in beſtaͤndigem Krieg, und lachen
einander um die Wette aus. Aber ein Frem-
der muß ſich dieſe Freyheit nicht nehmen.
Sobald werden ſie nicht von einem auswaͤr-
tigen Feinde angegrifen, ſo vergleichen ſie ſich,
und ſtehen vor einen Mann. Dieſes iſt
nicht ſo wohl eine Wuͤrckung ihrer Klug-
heit, als eine Folge desjenigen Mitleidens, das
ſie, aller innerlichen Uneinigkeit ungeachtet, mit
ihren geaͤngſtigten Bruͤdern hegen. Es iſt dieſer
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Einigkeit
der Tho-
ren wenn
ſie von ei-
nem aus-
waͤrtigen
Feinde an-
gegriffen
werden.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/297>, abgerufen am 24.11.2024.
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