andern Carls mit dem König William einen Thei- lungstractat wegen der Spanischen Monarchie geschlossen: Daß aber dieser Tractat niemahls zur Würcklichkeit gekommen, sondern der König von Franckreich, so bald der Hertzog von Anjou durch ein förmliches Testament, zum Erben der gantzen spanischen Monarchie eingesetzet worden, sich deutlich erkläret habe, daß Er an dem Thei- lungstractat nicht ferner gebunden seyn wolte. Er würde also, in seiner Einfalt gedacht haben, es käme läppisch heraus, die Juristen damit zu schee- ren, daß sie sich des L. 29. ff. pro Socio, nicht wi- der den König in Franckreich bedienet hätten, in ei- nem Streit, in welchem es nicht auf die Rechte ei- ner Gesellschaft, sondern auf die Gültigkeit eines Testaments ankam.
Aber der Herr Prof. Philippi, als ein heroischer Redner, hat sich durch solche Betrachtungen nicht abhalten lassen, einen Spaß zu machen, der so scharfsinnig ist, daß der Herr Prof. nimmer ein ru- higes Gewissen würde gehabt haben, wenn Er den- selben, um solcher Kleinigkeiten willen, hätte bey sich behalten wollen: Zumahl, da Er bey der Gele- genheit einer sehr anmuthigen, aber ziemlich alten Historie, von jenem Hof-Mann, der den König in Franckreich ex L. Aquilia belangen wollen, durch eine geschickte Anwendung einen neuen Glantz geben konnte.
Jch zweifele nicht, Meine Herren, diese heroische Auführung des Herrn Prof. Philippi wird Jhnen
son-
(o)
andern Carls mit dem Koͤnig William einen Thei- lungstractat wegen der Spaniſchen Monarchie geſchloſſen: Daß aber dieſer Tractat niemahls zur Wuͤrcklichkeit gekommen, ſondern der Koͤnig von Franckreich, ſo bald der Hertzog von Anjou durch ein foͤrmliches Teſtament, zum Erben der gantzen ſpaniſchen Monarchie eingeſetzet worden, ſich deutlich erklaͤret habe, daß Er an dem Thei- lungstractat nicht ferner gebunden ſeyn wolte. Er wuͤrde alſo, in ſeiner Einfalt gedacht haben, es kaͤme laͤppiſch heraus, die Juriſten damit zu ſchee- ren, daß ſie ſich des L. 29. ff. pro Socio, nicht wi- der den Koͤnig in Franckreich bedienet haͤtten, in ei- nem Streit, in welchem es nicht auf die Rechte ei- ner Geſellſchaft, ſondern auf die Guͤltigkeit eines Teſtaments ankam.
Aber der Herr Prof. Philippi, als ein heroiſcher Redner, hat ſich durch ſolche Betrachtungen nicht abhalten laſſen, einen Spaß zu machen, der ſo ſcharfſinnig iſt, daß der Herr Prof. nimmer ein ru- higes Gewiſſen wuͤrde gehabt haben, wenn Er den- ſelben, um ſolcher Kleinigkeiten willen, haͤtte bey ſich behalten wollen: Zumahl, da Er bey der Gele- genheit einer ſehr anmuthigen, aber ziemlich alten Hiſtorie, von jenem Hof-Mann, der den Koͤnig in Franckreich ex L. Aquilia belangen wollen, durch eine geſchickte Anwendung einen neuen Glantz geben konnte.
Jch zweifele nicht, Meine Herren, dieſe heroiſche Aufuͤhrung des Herrn Prof. Philippi wird Jhnen
ſon-
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(o)
andern Carls mit dem Koͤnig William einen Thei-
lungstractat wegen der Spaniſchen Monarchie
geſchloſſen: Daß aber dieſer Tractat niemahls
zur Wuͤrcklichkeit gekommen, ſondern der Koͤnig
von Franckreich, ſo bald der Hertzog von Anjou
durch ein foͤrmliches Teſtament, zum Erben der
gantzen ſpaniſchen Monarchie eingeſetzet worden,
ſich deutlich erklaͤret habe, daß Er an dem Thei-
lungstractat nicht ferner gebunden ſeyn wolte. Er
wuͤrde alſo, in ſeiner Einfalt gedacht haben, es
kaͤme laͤppiſch heraus, die Juriſten damit zu ſchee-
ren, daß ſie ſich des L. 29. ff. pro Socio, nicht wi-
der den Koͤnig in Franckreich bedienet haͤtten, in ei-
nem Streit, in welchem es nicht auf die Rechte ei-
ner Geſellſchaft, ſondern auf die Guͤltigkeit eines
Teſtaments ankam.
Aber der Herr Prof. Philippi, als ein heroiſcher
Redner, hat ſich durch ſolche Betrachtungen nicht
abhalten laſſen, einen Spaß zu machen, der ſo
ſcharfſinnig iſt, daß der Herr Prof. nimmer ein ru-
higes Gewiſſen wuͤrde gehabt haben, wenn Er den-
ſelben, um ſolcher Kleinigkeiten willen, haͤtte bey
ſich behalten wollen: Zumahl, da Er bey der Gele-
genheit einer ſehr anmuthigen, aber ziemlich alten
Hiſtorie, von jenem Hof-Mann, der den Koͤnig in
Franckreich ex L. Aquilia belangen wollen, durch
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konnte.
Jch zweifele nicht, Meine Herren, dieſe heroiſche
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/250>, abgerufen am 24.11.2024.
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