Strafe vor die gebrauchten Jnjurien zu- erkannt wurde.
Ohngefehr im Jahr 1729 gerieth er in Händel, die ihn zwangen Merseburg zu verlassen. Er begab sich aus Verzwei- felung nach Halle, und ward daselbst Professor der deutschen Beredsamkeit. So bald er diesen Posten erhalten hatte, gab er unterschiedene Schriften heraus, die er ietzo vieleicht wünschet, nimmer ge- schrieben zu haben. Denn sie sind die Quellen seines Unglücks.
Sie waren an sich im höchsten Grad elend, und unterschiedene Gelehrte in Sachsen hielten sie einer scharfen Ahndung um so viel würdiger, je grösser sich der Ver- fasser damit wuste. Allein es hatte nie- mand das Hertz, mit dem Hrn. Prof. Phi- lippi anzubinden. Man fürchtete sich vor dessen Vater, der im Ober-Consistorio zu Dreßden viele Freunde hatte, und der Hr. Prof. Philippi blieb eine gute Zeit in der süssen Einbildung, die er von der Grösse seiner Verdienste hatte, ungestöret. Jch vor meine Person konnte natürlicher Wei- se nicht die geringste Begierde haben, ihm diese stoltze Zufriedenheit mit sich selbst zu rauben; weil ich, was auch seine
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Strafe vor die gebrauchten Jnjurien zu- erkannt wurde.
Ohngefehr im Jahr 1729 gerieth er in Haͤndel, die ihn zwangen Merſeburg zu verlaſſen. Er begab ſich aus Verzwei- felung nach Halle, und ward daſelbſt Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit. So bald er dieſen Poſten erhalten hatte, gab er unterſchiedene Schriften heraus, die er ietzo vieleicht wuͤnſchet, nimmer ge- ſchrieben zu haben. Denn ſie ſind die Quellen ſeines Ungluͤcks.
Sie waren an ſich im hoͤchſten Grad elend, und unterſchiedene Gelehrte in Sachſen hielten ſie einer ſcharfen Ahndung um ſo viel wuͤrdiger, je groͤſſer ſich der Ver- faſſer damit wuſte. Allein es hatte nie- mand das Hertz, mit dem Hrn. Prof. Phi- lippi anzubinden. Man fuͤrchtete ſich vor deſſen Vater, der im Ober-Conſiſtorio zu Dreßden viele Freunde hatte, und der Hr. Prof. Philippi blieb eine gute Zeit in der ſuͤſſen Einbildung, die er von der Groͤſſe ſeiner Verdienſte hatte, ungeſtoͤret. Jch vor meine Perſon konnte natuͤrlicher Wei- ſe nicht die geringſte Begierde haben, ihm dieſe ſtoltze Zufriedenheit mit ſich ſelbſt zu rauben; weil ich, was auch ſeine
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Strafe vor die gebrauchten Jnjurien zu-
erkannt wurde.
Ohngefehr im Jahr 1729 gerieth er in
Haͤndel, die ihn zwangen Merſeburg zu
verlaſſen. Er begab ſich aus Verzwei-
felung nach Halle, und ward daſelbſt
Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit. So
bald er dieſen Poſten erhalten hatte, gab
er unterſchiedene Schriften heraus, die
er ietzo vieleicht wuͤnſchet, nimmer ge-
ſchrieben zu haben. Denn ſie ſind die
Quellen ſeines Ungluͤcks.
Sie waren an ſich im hoͤchſten Grad
elend, und unterſchiedene Gelehrte in
Sachſen hielten ſie einer ſcharfen Ahndung
um ſo viel wuͤrdiger, je groͤſſer ſich der Ver-
faſſer damit wuſte. Allein es hatte nie-
mand das Hertz, mit dem Hrn. Prof. Phi-
lippi anzubinden. Man fuͤrchtete ſich vor
deſſen Vater, der im Ober-Conſiſtorio zu
Dreßden viele Freunde hatte, und der Hr.
Prof. Philippi blieb eine gute Zeit in der
ſuͤſſen Einbildung, die er von der Groͤſſe
ſeiner Verdienſte hatte, ungeſtoͤret. Jch
vor meine Perſon konnte natuͤrlicher Wei-
ſe nicht die geringſte Begierde haben,
ihm dieſe ſtoltze Zufriedenheit mit ſich
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/25>, abgerufen am 24.11.2024.
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