Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
(o)

Jch fühle, Meine Herren, daß dieser Seufzer
nicht ohne Würckung ist. Machen Sie sich dem-
nach gefast, solche Sachen zu hören, darüber Sie
erstaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren20) zu
meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh-
menden Eigenschaften eines Redners, der seines glei-
chen nicht hat.

Dero huldreicher Anblick verspricht mir diejenige
Aufmercksamkeit, welche Sachen von der Wich-
tigkeit mit Recht verdienen, sie mögen auch so schlecht
vorgetragen werden, als sie wollen; und die grosse
Begierde Dero sehnliches Verlangen zu stillen,
macht, daß ich nicht lange nach sinne, wie ich Jhnen
die so grosse Anzahl der Schönheiten, welche ich in
den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne
Verwirrung vor Augen legen soll.

Jch nehme, mit Dero gütigen Erlaubniß21),
die Reden des Herrn Prof. Philippi selbst zur
Hand. Jch werde sie nach der Reihe durchblättern,
und, was ich schönes in denselben finde, aufrichtig
vortragen.

Die
20) Da der geneigte Leser mich nun nicht hören kan, so
wird Er so gütig seyn, und statt der Ohren, seine
Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh-
ro gedruckt lesen mag, eines geneigten Anblicks wür-
digen.
21) Wie ich dieses mit einer wohlanständigen Beugung
des Leibes gesaget hatte, so näherte ich mich auf eine un-
gezwungene, jedoch sittsame Art dem Fenster, als in
welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-
sehen,
(o)

Jch fuͤhle, Meine Herren, daß dieſer Seufzer
nicht ohne Wuͤrckung iſt. Machen Sie ſich dem-
nach gefaſt, ſolche Sachen zu hoͤren, daruͤber Sie
erſtaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren20) zu
meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh-
menden Eigenſchaften eines Redners, der ſeines glei-
chen nicht hat.

Dero huldreicher Anblick verſpricht mir diejenige
Aufmerckſamkeit, welche Sachen von der Wich-
tigkeit mit Recht verdienen, ſie moͤgen auch ſo ſchlecht
vorgetragen werden, als ſie wollen; und die groſſe
Begierde Dero ſehnliches Verlangen zu ſtillen,
macht, daß ich nicht lange nach ſinne, wie ich Jhnen
die ſo groſſe Anzahl der Schoͤnheiten, welche ich in
den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne
Verwirrung vor Augen legen ſoll.

Jch nehme, mit Dero guͤtigen Erlaubniß21),
die Reden des Herrn Prof. Philippi ſelbſt zur
Hand. Jch werde ſie nach der Reihe durchblaͤttern,
und, was ich ſchoͤnes in denſelben finde, aufrichtig
vortragen.

Die
20) Da der geneigte Leſer mich nun nicht hoͤren kan, ſo
wird Er ſo guͤtig ſeyn, und ſtatt der Ohren, ſeine
Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh-
ro gedruckt leſen mag, eines geneigten Anblicks wuͤr-
digen.
21) Wie ich dieſes mit einer wohlanſtaͤndigen Beugung
des Leibes geſaget hatte, ſo naͤherte ich mich auf eine un-
gezwungene, jedoch ſittſame Art dem Fenſter, als in
welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-
ſehen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0247" n="155"/>
            <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
            <p>Jch fu&#x0364;hle, Meine Herren, daß die&#x017F;er Seufzer<lb/>
nicht ohne Wu&#x0364;rckung i&#x017F;t. Machen Sie &#x017F;ich dem-<lb/>
nach gefa&#x017F;t, &#x017F;olche Sachen zu ho&#x0364;ren, daru&#x0364;ber Sie<lb/>
er&#x017F;taunen werden. Neigen Sie ihre Ohren<note place="foot" n="20)">Da der geneigte Le&#x017F;er mich nun nicht ho&#x0364;ren kan, &#x017F;o<lb/>
wird Er &#x017F;o gu&#x0364;tig &#x017F;eyn, und &#x017F;tatt der Ohren, &#x017F;eine<lb/>
Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh-<lb/>
ro gedruckt le&#x017F;en mag, eines geneigten Anblicks wu&#x0364;r-<lb/>
digen.</note> zu<lb/>
meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh-<lb/>
menden Eigen&#x017F;chaften eines Redners, der &#x017F;eines glei-<lb/>
chen nicht hat.</p><lb/>
            <p>Dero huldreicher Anblick ver&#x017F;pricht mir diejenige<lb/>
Aufmerck&#x017F;amkeit, welche Sachen von der Wich-<lb/>
tigkeit mit Recht verdienen, &#x017F;ie mo&#x0364;gen auch &#x017F;o &#x017F;chlecht<lb/>
vorgetragen werden, als &#x017F;ie wollen; und die gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Begierde Dero &#x017F;ehnliches Verlangen zu &#x017F;tillen,<lb/>
macht, daß ich nicht lange nach &#x017F;inne, wie ich Jhnen<lb/>
die &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl der Scho&#x0364;nheiten, welche ich in<lb/>
den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne<lb/>
Verwirrung vor Augen legen &#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Jch nehme, mit Dero gu&#x0364;tigen Erlaubniß<note xml:id="f05" next="#f06" place="foot" n="21)">Wie ich die&#x017F;es mit einer wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndigen Beugung<lb/>
des Leibes ge&#x017F;aget hatte, &#x017F;o na&#x0364;herte ich mich auf eine un-<lb/>
gezwungene, jedoch &#x017F;itt&#x017F;ame Art dem Fen&#x017F;ter, als in<lb/>
welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehen,</fw></note>,<lb/>
die Reden des Herrn Prof. Philippi &#x017F;elb&#x017F;t zur<lb/>
Hand. Jch werde &#x017F;ie nach der Reihe durchbla&#x0364;ttern,<lb/>
und, was ich &#x017F;cho&#x0364;nes in den&#x017F;elben finde, aufrichtig<lb/>
vortragen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0247] (o) Jch fuͤhle, Meine Herren, daß dieſer Seufzer nicht ohne Wuͤrckung iſt. Machen Sie ſich dem- nach gefaſt, ſolche Sachen zu hoͤren, daruͤber Sie erſtaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren 20) zu meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh- menden Eigenſchaften eines Redners, der ſeines glei- chen nicht hat. Dero huldreicher Anblick verſpricht mir diejenige Aufmerckſamkeit, welche Sachen von der Wich- tigkeit mit Recht verdienen, ſie moͤgen auch ſo ſchlecht vorgetragen werden, als ſie wollen; und die groſſe Begierde Dero ſehnliches Verlangen zu ſtillen, macht, daß ich nicht lange nach ſinne, wie ich Jhnen die ſo groſſe Anzahl der Schoͤnheiten, welche ich in den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne Verwirrung vor Augen legen ſoll. Jch nehme, mit Dero guͤtigen Erlaubniß 21), die Reden des Herrn Prof. Philippi ſelbſt zur Hand. Jch werde ſie nach der Reihe durchblaͤttern, und, was ich ſchoͤnes in denſelben finde, aufrichtig vortragen. Die 20) Da der geneigte Leſer mich nun nicht hoͤren kan, ſo wird Er ſo guͤtig ſeyn, und ſtatt der Ohren, ſeine Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh- ro gedruckt leſen mag, eines geneigten Anblicks wuͤr- digen. 21) Wie ich dieſes mit einer wohlanſtaͤndigen Beugung des Leibes geſaget hatte, ſo naͤherte ich mich auf eine un- gezwungene, jedoch ſittſame Art dem Fenſter, als in welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver- ſehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/247
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/247>, abgerufen am 19.04.2024.