Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
heiten deutlich erkennen, und ihre Edelmuth in groß-
müthiger Ertragung solcher unverschuldeten Urtheile
rühmlichst erweisen lernen16); so hoffe ich auch, Mei-
ne Herren, Sie werden den Eigensinn dieser Tadler
mit mir verabscheuen, und, nach der Jhnen beywoh-
nenden Klugheit, wohl begreifen, daß der Herr Prof.
Philippi eines theils, wie ich schon erwiesen, wichti-
ge Ursachen gehabt, sich selbst zu loben, und andern
theils auf dem Titelblatte nichts gesetzet hat, von des-
sen Wahrheit nicht ein jeder, der seine Reden lieset,
beym ersten Anblick überführet werden solte.

Er spricht, seine Reden wären nach den Regeln
einer natürlichen, männlichen, und heroischen Be-
redsamkeit ausgearbeitet. Er redet die Wahrheit.
Wer will leugnen, daß seine Beredsamkeit natürlich
sey? Ein jeder siehet leicht, daß es mit seinen sechs
Reden ohne Hexerey zugegangen ist. Sie ist männ-
lich: Denn der Herr Prof. Philippi ist ein Mann
und kein Weib. Sie ist heroisch; weil der Herr
Prof. Philippi sich an die gemeinen Regeln der Re-
dekunst gantz und gar nicht kehret. Mich deucht,
Meine Herren, ein solcher Redner ist werth, daß ihn
alle Welt lobet, und ich zweifele nicht, es werde Jh-
nen allerseits sehr angenehm seyn, wenn ich Jhnen
die so sehr versteckten Schönheiten seiner Reden so
deutlich, als es mir möglich ist, zur Bewunderung
darstelle.

Jch bin versichert, Meine Herren, daß keiner un-
ter ihnen ist, der nicht die sechs deutschen Reden des

Herrn
16) S. den Vorbericht zu den Sechs deutschen Reden.
K 3

(o)
heiten deutlich erkennen, und ihre Edelmuth in groß-
muͤthiger Ertragung ſolcher unverſchuldeten Urtheile
ruͤhmlichſt erweiſen lernen16); ſo hoffe ich auch, Mei-
ne Herren, Sie werden den Eigenſinn dieſer Tadler
mit mir verabſcheuen, und, nach der Jhnen beywoh-
nenden Klugheit, wohl begreifen, daß der Herr Prof.
Philippi eines theils, wie ich ſchon erwieſen, wichti-
ge Urſachen gehabt, ſich ſelbſt zu loben, und andern
theils auf dem Titelblatte nichts geſetzet hat, von deſ-
ſen Wahrheit nicht ein jeder, der ſeine Reden lieſet,
beym erſten Anblick uͤberfuͤhret werden ſolte.

Er ſpricht, ſeine Reden waͤren nach den Regeln
einer natuͤrlichen, maͤnnlichen, und heroiſchen Be-
redſamkeit ausgearbeitet. Er redet die Wahrheit.
Wer will leugnen, daß ſeine Beredſamkeit natuͤrlich
ſey? Ein jeder ſiehet leicht, daß es mit ſeinen ſechs
Reden ohne Hexerey zugegangen iſt. Sie iſt maͤnn-
lich: Denn der Herr Prof. Philippi iſt ein Mann
und kein Weib. Sie iſt heroiſch; weil der Herr
Prof. Philippi ſich an die gemeinen Regeln der Re-
dekunſt gantz und gar nicht kehret. Mich deucht,
Meine Herren, ein ſolcher Redner iſt werth, daß ihn
alle Welt lobet, und ich zweifele nicht, es werde Jh-
nen allerſeits ſehr angenehm ſeyn, wenn ich Jhnen
die ſo ſehr verſteckten Schoͤnheiten ſeiner Reden ſo
deutlich, als es mir moͤglich iſt, zur Bewunderung
darſtelle.

Jch bin verſichert, Meine Herren, daß keiner un-
ter ihnen iſt, der nicht die ſechs deutſchen Reden des

Herrn
16) S. den Vorbericht zu den Sechs deutſchen Reden.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0241" n="149"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
heiten deutlich erkennen, und ihre Edelmuth in groß-<lb/>
mu&#x0364;thiger Ertragung &#x017F;olcher unver&#x017F;chuldeten Urtheile<lb/>
ru&#x0364;hmlich&#x017F;t erwei&#x017F;en lernen<note place="foot" n="16)">S. den Vorbericht zu den Sechs deut&#x017F;chen Reden.</note>; &#x017F;o hoffe ich auch, Mei-<lb/>
ne Herren, Sie werden den Eigen&#x017F;inn die&#x017F;er Tadler<lb/>
mit mir verab&#x017F;cheuen, und, nach der Jhnen beywoh-<lb/>
nenden Klugheit, wohl begreifen, daß der Herr Prof.<lb/>
Philippi eines theils, wie ich &#x017F;chon erwie&#x017F;en, wichti-<lb/>
ge Ur&#x017F;achen gehabt, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu loben, und andern<lb/>
theils auf dem Titelblatte nichts ge&#x017F;etzet hat, von de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Wahrheit nicht ein jeder, der &#x017F;eine Reden lie&#x017F;et,<lb/>
beym er&#x017F;ten Anblick u&#x0364;berfu&#x0364;hret werden &#x017F;olte.</p><lb/>
            <p>Er &#x017F;pricht, &#x017F;eine Reden wa&#x0364;ren nach den Regeln<lb/>
einer natu&#x0364;rlichen, ma&#x0364;nnlichen, und heroi&#x017F;chen Be-<lb/>
red&#x017F;amkeit ausgearbeitet. Er redet die Wahrheit.<lb/>
Wer will leugnen, daß &#x017F;eine Bered&#x017F;amkeit natu&#x0364;rlich<lb/>
&#x017F;ey? Ein jeder &#x017F;iehet leicht, daß es mit &#x017F;einen &#x017F;echs<lb/>
Reden ohne Hexerey zugegangen i&#x017F;t. Sie i&#x017F;t ma&#x0364;nn-<lb/>
lich: Denn der Herr Prof. Philippi i&#x017F;t ein Mann<lb/>
und kein Weib. Sie i&#x017F;t heroi&#x017F;ch; weil der Herr<lb/>
Prof. Philippi &#x017F;ich an die gemeinen Regeln der Re-<lb/>
dekun&#x017F;t gantz und gar nicht kehret. Mich deucht,<lb/>
Meine Herren, ein &#x017F;olcher Redner i&#x017F;t werth, daß ihn<lb/>
alle Welt lobet, und ich zweifele nicht, es werde Jh-<lb/>
nen aller&#x017F;eits &#x017F;ehr angenehm &#x017F;eyn, wenn ich Jhnen<lb/>
die &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;teckten Scho&#x0364;nheiten &#x017F;einer Reden &#x017F;o<lb/>
deutlich, als es mir mo&#x0364;glich i&#x017F;t, zur Bewunderung<lb/>
dar&#x017F;telle.</p><lb/>
            <p>Jch bin ver&#x017F;ichert, Meine Herren, daß keiner un-<lb/>
ter ihnen i&#x017F;t, der nicht die &#x017F;echs deut&#x017F;chen Reden des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Herrn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0241] (o) heiten deutlich erkennen, und ihre Edelmuth in groß- muͤthiger Ertragung ſolcher unverſchuldeten Urtheile ruͤhmlichſt erweiſen lernen 16); ſo hoffe ich auch, Mei- ne Herren, Sie werden den Eigenſinn dieſer Tadler mit mir verabſcheuen, und, nach der Jhnen beywoh- nenden Klugheit, wohl begreifen, daß der Herr Prof. Philippi eines theils, wie ich ſchon erwieſen, wichti- ge Urſachen gehabt, ſich ſelbſt zu loben, und andern theils auf dem Titelblatte nichts geſetzet hat, von deſ- ſen Wahrheit nicht ein jeder, der ſeine Reden lieſet, beym erſten Anblick uͤberfuͤhret werden ſolte. Er ſpricht, ſeine Reden waͤren nach den Regeln einer natuͤrlichen, maͤnnlichen, und heroiſchen Be- redſamkeit ausgearbeitet. Er redet die Wahrheit. Wer will leugnen, daß ſeine Beredſamkeit natuͤrlich ſey? Ein jeder ſiehet leicht, daß es mit ſeinen ſechs Reden ohne Hexerey zugegangen iſt. Sie iſt maͤnn- lich: Denn der Herr Prof. Philippi iſt ein Mann und kein Weib. Sie iſt heroiſch; weil der Herr Prof. Philippi ſich an die gemeinen Regeln der Re- dekunſt gantz und gar nicht kehret. Mich deucht, Meine Herren, ein ſolcher Redner iſt werth, daß ihn alle Welt lobet, und ich zweifele nicht, es werde Jh- nen allerſeits ſehr angenehm ſeyn, wenn ich Jhnen die ſo ſehr verſteckten Schoͤnheiten ſeiner Reden ſo deutlich, als es mir moͤglich iſt, zur Bewunderung darſtelle. Jch bin verſichert, Meine Herren, daß keiner un- ter ihnen iſt, der nicht die ſechs deutſchen Reden des Herrn 16) S. den Vorbericht zu den Sechs deutſchen Reden. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/241
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/241>, abgerufen am 29.03.2024.