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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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ten, wann wir auf der Cantzel stehen, eine An-
nehmlichkeit, die ihnen fehlt, wenn sie zu Papier
gebracht sind, und der Ort, an welchem wir re-
den, sammt unserer Kleidung würcket in den Ge-
müthern unserer Zuhörer, eine Ehrerbietung, die
sie antreibet, alles, was wir sagen, vor gur zu
halten, und welche sie nicht haben, wenn sie uns
nicht vor sich sehen, sondern nur unsere Schristen
lesen. Un predicateur, sagt der P. Mallebran-
che dans sa recherbhe de la verite T. I. Liv. I.
ch.
18. a raison dans tout ce qu'il auance, &
il n'y a pas jusqu' a son colet, & a ses man-
chettes qui ne prouve quelque chose.
Jch
will also bey meinem Leisten bleiben. Jch will pre-
digen, und das Bücher-schreiben andern überlas-
sen. Es wäre was Gutes, wenn der Hr. M.
Sievers einen gleichen Entschluß fassen wolte. Er
könnte dadurch vieler Verdrießlichkeiten überhoben
seyn. Jch gestehe, die gelehrte Welt würde an
uns beyden viel verliehren: Aber wer kan ihr helf-
fen? Sie würde es ihr selbst zu dancken haben.
Denn warum begegnet sie uns nicht besser?

Nun muß ich noch, ehe ich schliesse, ein Wort
in Vertrauen, mit derjenigen Art meiner Tadler
reden, die sich, ohne von meinen Absichten zu ur-
theilen, einige Fehler in meiner Schrift zu entde-
cken einbildet. Jn dieser Classe setze ich diejenigen
oben an, die sich daran ärgern, daß ich in meiner
Vorrede geschrieben: Geschicht das am grünen
Holtz, was wil am dürren werden? und in der
Entschuldigung an den Leser gesagt habe: Niemand
verachte meine Jugend.

Sie
J

(o)
ten, wann wir auf der Cantzel ſtehen, eine An-
nehmlichkeit, die ihnen fehlt, wenn ſie zu Papier
gebracht ſind, und der Ort, an welchem wir re-
den, ſammt unſerer Kleidung wuͤrcket in den Ge-
muͤthern unſerer Zuhoͤrer, eine Ehrerbietung, die
ſie antreibet, alles, was wir ſagen, vor gur zu
halten, und welche ſie nicht haben, wenn ſie uns
nicht vor ſich ſehen, ſondern nur unſere Schriſten
leſen. Un predicateur, ſagt der P. Mallebran-
che dans ſa recherbhe de la verité T. I. Liv. I.
ch.
18. a raiſon dans tout ce qu’il auance, &
il n’y a pas jusqu’ à ſon colet, & à ſes man-
chettes qui ne prouve quelque choſe.
Jch
will alſo bey meinem Leiſten bleiben. Jch will pre-
digen, und das Buͤcher-ſchreiben andern uͤberlaſ-
ſen. Es waͤre was Gutes, wenn der Hr. M.
Sievers einen gleichen Entſchluß faſſen wolte. Er
koͤnnte dadurch vieler Verdrießlichkeiten uͤberhoben
ſeyn. Jch geſtehe, die gelehrte Welt wuͤrde an
uns beyden viel verliehren: Aber wer kan ihr helf-
fen? Sie wuͤrde es ihr ſelbſt zu dancken haben.
Denn warum begegnet ſie uns nicht beſſer?

Nun muß ich noch, ehe ich ſchlieſſe, ein Wort
in Vertrauen, mit derjenigen Art meiner Tadler
reden, die ſich, ohne von meinen Abſichten zu ur-
theilen, einige Fehler in meiner Schrift zu entde-
cken einbildet. Jn dieſer Claſſe ſetze ich diejenigen
oben an, die ſich daran aͤrgern, daß ich in meiner
Vorrede geſchrieben: Geſchicht das am gruͤnen
Holtz, was wil am duͤrren werden? und in der
Entſchuldigung an den Leſer geſagt habe: Niemand
verachte meine Jugend.

Sie
J
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[129/0221] (o) ten, wann wir auf der Cantzel ſtehen, eine An- nehmlichkeit, die ihnen fehlt, wenn ſie zu Papier gebracht ſind, und der Ort, an welchem wir re- den, ſammt unſerer Kleidung wuͤrcket in den Ge- muͤthern unſerer Zuhoͤrer, eine Ehrerbietung, die ſie antreibet, alles, was wir ſagen, vor gur zu halten, und welche ſie nicht haben, wenn ſie uns nicht vor ſich ſehen, ſondern nur unſere Schriſten leſen. Un predicateur, ſagt der P. Mallebran- che dans ſa recherbhe de la verité T. I. Liv. I. ch. 18. a raiſon dans tout ce qu’il auance, & il n’y a pas jusqu’ à ſon colet, & à ſes man- chettes qui ne prouve quelque choſe. Jch will alſo bey meinem Leiſten bleiben. Jch will pre- digen, und das Buͤcher-ſchreiben andern uͤberlaſ- ſen. Es waͤre was Gutes, wenn der Hr. M. Sievers einen gleichen Entſchluß faſſen wolte. Er koͤnnte dadurch vieler Verdrießlichkeiten uͤberhoben ſeyn. Jch geſtehe, die gelehrte Welt wuͤrde an uns beyden viel verliehren: Aber wer kan ihr helf- fen? Sie wuͤrde es ihr ſelbſt zu dancken haben. Denn warum begegnet ſie uns nicht beſſer? Nun muß ich noch, ehe ich ſchlieſſe, ein Wort in Vertrauen, mit derjenigen Art meiner Tadler reden, die ſich, ohne von meinen Abſichten zu ur- theilen, einige Fehler in meiner Schrift zu entde- cken einbildet. Jn dieſer Claſſe ſetze ich diejenigen oben an, die ſich daran aͤrgern, daß ich in meiner Vorrede geſchrieben: Geſchicht das am gruͤnen Holtz, was wil am duͤrren werden? und in der Entſchuldigung an den Leſer geſagt habe: Niemand verachte meine Jugend. Sie J

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/221>, abgerufen am 24.11.2024.