Eone ferox es, qvia habes imperium in belluas? Terent. in Eunuch. Act. III. Sc. I.
Weil ich weiß, daß es Leute giebt, welche mei- nen, der Hr. M. Sievers habe mit diesen Ge- dächtniß-Müntzen den armen Gerhard zu hart an- gegriffen, so ergreiffe ich hier mit vielem Vergnü- gen die Gelegenheit, den Hn. M. wider solche un- besonnene Richter zu vertheidigen, und sage ihnen ohne Scheu, daß sie einfältige Tröpfe, wo nicht gar heimliche Ketzer und Jndiferentisten sind: Denn entweder sie wissen nicht, daß gegen einen Feind alles erlaubt ist. Hosti in hostem omnia licent; und daß man den Feinden der Kirchen auch, wenn man Lust hat, fluchen kan, oder sie halten auch den Schwärmer Gerhard höher, als es sich gebühret. Und was hat dann endlich der Hr. M. Sievers dem Gerhard vor Grobheit bewiesen? Jst es nicht höflich genug, daß er ihn auf den Bul- len-Beisser gesetzt hat, und reiten lässet? Hätte er ihn doch eben so leicht auf allen vieren kriechen, und von dem Bullen-Beisser weidlich können zerzausen lassen.
Jch schäme mich in einer so klaren Sache mehr Worte zu verschwenden. Jch kehre wieder zu mei- nem Zweck, und frage einen jeden Unpartheyischen, ob es wohl glaublich sey, daß ich, da mir die spi- tzige Feder des Hn. M. Sievers mehr als zu wohl bekannt ist, eine Satyre wider diesen gelehrten Mann habe schreiben wollen? Da er den guten Gerhard, der ihm mein Tage nichts zu wider ge- than hatte, in die Back-Pfanne gelegt hat, um
dem
(o)
Eóne ferox es, qvia habes imperium in belluas? Terent. in Eunuch. Act. III. Sc. I.
Weil ich weiß, daß es Leute giebt, welche mei- nen, der Hr. M. Sievers habe mit dieſen Ge- daͤchtniß-Muͤntzen den armen Gerhard zu hart an- gegriffen, ſo ergreiffe ich hier mit vielem Vergnuͤ- gen die Gelegenheit, den Hn. M. wider ſolche un- beſonnene Richter zu vertheidigen, und ſage ihnen ohne Scheu, daß ſie einfaͤltige Troͤpfe, wo nicht gar heimliche Ketzer und Jndiferentiſten ſind: Denn entweder ſie wiſſen nicht, daß gegen einen Feind alles erlaubt iſt. Hoſti in hoſtem omnia licent; und daß man den Feinden der Kirchen auch, wenn man Luſt hat, fluchen kan, oder ſie halten auch den Schwaͤrmer Gerhard hoͤher, als es ſich gebuͤhret. Und was hat dann endlich der Hr. M. Sievers dem Gerhard vor Grobheit bewieſen? Jſt es nicht hoͤflich genug, daß er ihn auf den Bul- len-Beiſſer geſetzt hat, und reiten laͤſſet? Haͤtte er ihn doch eben ſo leicht auf allen vieren kriechen, und von dem Bullen-Beiſſer weidlich koͤnnen zerzauſen laſſen.
Jch ſchaͤme mich in einer ſo klaren Sache mehr Worte zu verſchwenden. Jch kehre wieder zu mei- nem Zweck, und frage einen jeden Unpartheyiſchen, ob es wohl glaublich ſey, daß ich, da mir die ſpi- tzige Feder des Hn. M. Sievers mehr als zu wohl bekannt iſt, eine Satyre wider dieſen gelehrten Mann habe ſchreiben wollen? Da er den guten Gerhard, der ihm mein Tage nichts zu wider ge- than hatte, in die Back-Pfanne gelegt hat, um
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(o)
Eóne ferox es, qvia habes imperium in
belluas?
Terent. in Eunuch. Act. III. Sc. I.
Weil ich weiß, daß es Leute giebt, welche mei-
nen, der Hr. M. Sievers habe mit dieſen Ge-
daͤchtniß-Muͤntzen den armen Gerhard zu hart an-
gegriffen, ſo ergreiffe ich hier mit vielem Vergnuͤ-
gen die Gelegenheit, den Hn. M. wider ſolche un-
beſonnene Richter zu vertheidigen, und ſage ihnen
ohne Scheu, daß ſie einfaͤltige Troͤpfe, wo nicht
gar heimliche Ketzer und Jndiferentiſten ſind:
Denn entweder ſie wiſſen nicht, daß gegen einen
Feind alles erlaubt iſt. Hoſti in hoſtem omnia
licent; und daß man den Feinden der Kirchen auch,
wenn man Luſt hat, fluchen kan, oder ſie halten
auch den Schwaͤrmer Gerhard hoͤher, als es ſich
gebuͤhret. Und was hat dann endlich der Hr. M.
Sievers dem Gerhard vor Grobheit bewieſen? Jſt
es nicht hoͤflich genug, daß er ihn auf den Bul-
len-Beiſſer geſetzt hat, und reiten laͤſſet? Haͤtte
er ihn doch eben ſo leicht auf allen vieren kriechen,
und von dem Bullen-Beiſſer weidlich koͤnnen
zerzauſen laſſen.
Jch ſchaͤme mich in einer ſo klaren Sache mehr
Worte zu verſchwenden. Jch kehre wieder zu mei-
nem Zweck, und frage einen jeden Unpartheyiſchen,
ob es wohl glaublich ſey, daß ich, da mir die ſpi-
tzige Feder des Hn. M. Sievers mehr als zu wohl
bekannt iſt, eine Satyre wider dieſen gelehrten
Mann habe ſchreiben wollen? Da er den guten
Gerhard, der ihm mein Tage nichts zu wider ge-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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