Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
(o)

Die Medicin gefiel mir vor allen andern; Denn
dieses ist, nach der Meynung eines gewissen Fran-
tzösischen Printzen, eine Kunst, in der man ohne
Gefahr ein Stümper seyn kan; C' est un art, ou
I'on peut etre impunement ignorant:
Aber
die Zärtlichkeit meines Gewissens, und die
Furcht, mich zu versündigen, wenn ich meine Hand
vom Pflug zöge, ist Ursache, daß ich diese böse
Gedancken fahren lasse, und mich entschlossen ha-
ben, erst zu versuchen, ob ich nicht, durch eine kla-
re Darthuung meiner Unschuld, die üble Meynung,
die man von mir hat, umstossen könne.

Jch weiß nicht, ob ich hoffen kan, meinen Zweck
bey dem grössesten Hauffen zu erreichen; das weiß
ich aber gewiß, daß der Hr. M. Sievers, wenn
er nur die Güte haben will, meine Entschuldigun-
gen zu lesen, mich völlig lossprechen wird. Erlan-
ge ich dieses, so bin ich zu frieden; so bin ich der
Gunst meiner Beförderer versichert, und werde
mich über dem glücklich schätzen, etwas zu der
Beruhigung des Hr. Mag. Sievers
beygetragen zu haben.



Qvi-
(o)

Die Medicin gefiel mir vor allen andern; Denn
dieſes iſt, nach der Meynung eines gewiſſen Fran-
tzoͤſiſchen Printzen, eine Kunſt, in der man ohne
Gefahr ein Stuͤmper ſeyn kan; C’ eſt un art, où
I’on peut étre impunement ignorant:
Aber
die Zaͤrtlichkeit meines Gewiſſens, und die
Furcht, mich zu verſuͤndigen, wenn ich meine Hand
vom Pflug zoͤge, iſt Urſache, daß ich dieſe boͤſe
Gedancken fahren laſſe, und mich entſchloſſen ha-
ben, erſt zu verſuchen, ob ich nicht, durch eine kla-
re Darthuung meiner Unſchuld, die uͤble Meynung,
die man von mir hat, umſtoſſen koͤnne.

Jch weiß nicht, ob ich hoffen kan, meinen Zweck
bey dem groͤſſeſten Hauffen zu erreichen; das weiß
ich aber gewiß, daß der Hr. M. Sievers, wenn
er nur die Guͤte haben will, meine Entſchuldigun-
gen zu leſen, mich voͤllig losſprechen wird. Erlan-
ge ich dieſes, ſo bin ich zu frieden; ſo bin ich der
Gunſt meiner Befoͤrderer verſichert, und werde
mich uͤber dem gluͤcklich ſchaͤtzen, etwas zu der
Beruhigung des Hr. Mag. Sievers
beygetragen zu haben.



Qvi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0194" n="102"/>
          <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
          <p>Die Medicin gefiel mir vor allen andern; Denn<lb/>
die&#x017F;es i&#x017F;t, nach der Meynung eines gewi&#x017F;&#x017F;en Fran-<lb/>
tzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Printzen, eine Kun&#x017F;t, in der man ohne<lb/>
Gefahr ein Stu&#x0364;mper &#x017F;eyn kan; <hi rendition="#aq">C&#x2019; e&#x017F;t un art, où<lb/>
I&#x2019;on peut étre impunement ignorant:</hi> Aber<lb/>
die Za&#x0364;rtlichkeit meines Gewi&#x017F;&#x017F;ens, und die<lb/>
Furcht, mich zu ver&#x017F;u&#x0364;ndigen, wenn ich meine Hand<lb/>
vom Pflug zo&#x0364;ge, i&#x017F;t Ur&#x017F;ache, daß ich die&#x017F;e bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Gedancken fahren la&#x017F;&#x017F;e, und mich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha-<lb/>
ben, er&#x017F;t zu ver&#x017F;uchen, ob ich nicht, durch eine kla-<lb/>
re Darthuung meiner Un&#x017F;chuld, die u&#x0364;ble Meynung,<lb/>
die man von mir hat, um&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Jch weiß nicht, ob ich hoffen kan, meinen Zweck<lb/>
bey dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Hauffen zu erreichen; das weiß<lb/>
ich aber gewiß, daß der Hr. M. Sievers, wenn<lb/>
er nur die Gu&#x0364;te haben will, meine Ent&#x017F;chuldigun-<lb/>
gen zu le&#x017F;en, mich vo&#x0364;llig los&#x017F;prechen wird. Erlan-<lb/>
ge ich die&#x017F;es, &#x017F;o bin ich zu frieden; &#x017F;o bin ich der<lb/>
Gun&#x017F;t meiner Befo&#x0364;rderer ver&#x017F;ichert, und werde<lb/>
mich u&#x0364;ber dem glu&#x0364;cklich &#x017F;cha&#x0364;tzen, etwas zu der<lb/><hi rendition="#c">Beruhigung des Hr. Mag. Sievers<lb/>
beygetragen zu haben.</hi></p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Qvi-</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0194] (o) Die Medicin gefiel mir vor allen andern; Denn dieſes iſt, nach der Meynung eines gewiſſen Fran- tzoͤſiſchen Printzen, eine Kunſt, in der man ohne Gefahr ein Stuͤmper ſeyn kan; C’ eſt un art, où I’on peut étre impunement ignorant: Aber die Zaͤrtlichkeit meines Gewiſſens, und die Furcht, mich zu verſuͤndigen, wenn ich meine Hand vom Pflug zoͤge, iſt Urſache, daß ich dieſe boͤſe Gedancken fahren laſſe, und mich entſchloſſen ha- ben, erſt zu verſuchen, ob ich nicht, durch eine kla- re Darthuung meiner Unſchuld, die uͤble Meynung, die man von mir hat, umſtoſſen koͤnne. Jch weiß nicht, ob ich hoffen kan, meinen Zweck bey dem groͤſſeſten Hauffen zu erreichen; das weiß ich aber gewiß, daß der Hr. M. Sievers, wenn er nur die Guͤte haben will, meine Entſchuldigun- gen zu leſen, mich voͤllig losſprechen wird. Erlan- ge ich dieſes, ſo bin ich zu frieden; ſo bin ich der Gunſt meiner Befoͤrderer verſichert, und werde mich uͤber dem gluͤcklich ſchaͤtzen, etwas zu der Beruhigung des Hr. Mag. Sievers beygetragen zu haben. Qvi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/194
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/194>, abgerufen am 24.11.2024.