Verstande wahrnehmen, und einen Wachsthum ihrer Erkänntniß spüren. Und in der That, die Anmerckungen des Hn. M. Sievers sind der Art. Er ver- knüpfft in selbigen mit einer angenehmen Kürtze, die grösseste Deutlichkeit, die man wünschen kan, welches nach der Meinung eines grossen Dichters, so wenigen gegeben, daß gemeiniglich eine kurtze Schreib-Art mit einer verdrießlichen Dunckelheit ver- gesellschafftet ist.
- - - - - brevis esse laboro obscurus fio - - - Hor at. de Art. Poet.
Es solte mir überdem nicht schwer fal- len, zu beweisen, daß in den Anmerckungen des Hn. M. Sievers Sachen vorkom- men, die man bey andern Auslegern verge- bens suchet, und an welche vor ihm kein Mensch gedacht hat; woraus dann seine Scharfsinnigkeit und tiefe Einsicht zur Gnüge erhellet: Allein ich will mich dabey nicht aufhalten, sondern nur so viel sagen, daß das grosse Lob, welches ein berühmter Gottes-Gelehrter, dem der Hr. M. Sievers seine Anmerckungen, ehe sie gedruckt wor- den, gezeiget, diesem ausbündig schönen Wercke ertheilet hat, mehr als hinlänglich seyn würde, den Spöttern das Maul zu sto-
pfen,
Vorrede.
Verſtande wahrnehmen, und einen Wachsthum ihrer Erkaͤnntniß ſpuͤren. Und in der That, die Anmerckungen des Hn. M. Sievers ſind der Art. Er ver- knuͤpfft in ſelbigen mit einer angenehmen Kuͤrtze, die groͤſſeſte Deutlichkeit, die man wuͤnſchen kan, welches nach der Meinung eines groſſen Dichters, ſo wenigen gegeben, daß gemeiniglich eine kurtze Schreib-Art mit einer verdrießlichen Dunckelheit ver- geſellſchafftet iſt.
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ brevis eſſe laboro obſcurus fio ‒ ‒ ‒ Hor at. de Art. Poët.
Es ſolte mir uͤberdem nicht ſchwer fal- len, zu beweiſen, daß in den Anmerckungen des Hn. M. Sievers Sachen vorkom- men, die man bey andern Auslegern verge- bens ſuchet, und an welche vor ihm kein Menſch gedacht hat; woraus dann ſeine Scharfſinnigkeit und tiefe Einſicht zur Gnuͤge erhellet: Allein ich will mich dabey nicht aufhalten, ſondern nur ſo viel ſagen, daß das groſſe Lob, welches ein beruͤhmter Gottes-Gelehrter, dem der Hr. M. Sievers ſeine Anmerckungen, ehe ſie gedruckt wor- den, gezeiget, dieſem ausbuͤndig ſchoͤnen Wercke ertheilet hat, mehr als hinlaͤnglich ſeyn wuͤrde, den Spoͤttern das Maul zu ſto-
pfen,
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Vorrede.
Verſtande wahrnehmen, und einen
Wachsthum ihrer Erkaͤnntniß ſpuͤren.
Und in der That, die Anmerckungen des
Hn. M. Sievers ſind der Art. Er ver-
knuͤpfft in ſelbigen mit einer angenehmen
Kuͤrtze, die groͤſſeſte Deutlichkeit, die man
wuͤnſchen kan, welches nach der Meinung
eines groſſen Dichters, ſo wenigen gegeben,
daß gemeiniglich eine kurtze Schreib-Art
mit einer verdrießlichen Dunckelheit ver-
geſellſchafftet iſt.
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ brevis eſſe laboro
obſcurus fio ‒ ‒ ‒ Hor at. de Art. Poët.
Es ſolte mir uͤberdem nicht ſchwer fal-
len, zu beweiſen, daß in den Anmerckungen
des Hn. M. Sievers Sachen vorkom-
men, die man bey andern Auslegern verge-
bens ſuchet, und an welche vor ihm kein
Menſch gedacht hat; woraus dann ſeine
Scharfſinnigkeit und tiefe Einſicht zur
Gnuͤge erhellet: Allein ich will mich dabey
nicht aufhalten, ſondern nur ſo viel ſagen,
daß das groſſe Lob, welches ein beruͤhmter
Gottes-Gelehrter, dem der Hr. M. Sievers
ſeine Anmerckungen, ehe ſie gedruckt wor-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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