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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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zur Fläche. In Wirklichkeit jedoch weicht diese Richtung
des Luftwiderstandes besonders bei spitzen Winkeln, auch
wenn die Fläche so dünn und so glatt wie möglich ausgeführt
wird, erheblich von der Normalen ab.

Diese in der Praxis stattfindenden Abweichungen von den
Ergebnissen der theoretischen Überlegung haben schon so
manche Hoffnung zu Schanden werden lassen, welche sich
daran knüpfte, dass das Vorwärtsfliegen zur längst er-
sehnten Kraftersparnis
beim Fliegen beitragen könne.

Auch wir haben, auf solche Vorstellungen fussend, eine
Anzahl von Apparaten gebaut, um diese vermeintlichen Vor-
teile weiter zu verfolgen.

Nachdem wir erkannt zu haben glaubten, dass der hebende
Luftwiderstand durch schnelles Vorwärtsfliegen arbeitslos ver-
mehrt werden, und daher an Niederschlagsarbeit gespart
werden könne, bauten wir in den Jahren 1871--73 eine ganze
Reihe von Vorrichtungen, um hierüber vollere Klarheit zu
erhalten.

Die Flügel dieser Apparate wurden teils durch Federkraft,
teils durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt. Es gelang uns
auch, diese Modelle mit verschiedenen Vorwärtsgeschwindig-
keiten zum freien Fliegen zu bringen; allein was wir eigentlich
festellen wollten, gelang uns in keinem Falle. Wir waren
nicht imstande, den Nachweis zu führen, dass durch Vorwärts-
fliegen sich Arbeit ersparen lässt, und wenn wir auch durch
diese Versuche um manche Erfahrung bereichert wurden, so
mussten wir das Hauptergebnis doch als ein negatives be-
zeichnen, indem diese Versuche nicht eine Verminderung der
Flugarbeit durch Vorwärtsfliegen ergaben.

Den Grund hierfür suchten und fanden wir darin, dass
wir eben von falschen Voraussetzungen ausgegangen waren
und Luftwiderstände in Rechnung gezogen hatten, die in Wirk-
lichkeit gar nicht existieren; denn die genannten ungünstigen
Resultate veranlassten uns, den Luftwiderstand der ebenen,
schräg durch die Luft bewegten Flächen genauer experimentell
zu untersuchen, und wir erhielten dadurch die Aufklärung über

zur Fläche. In Wirklichkeit jedoch weicht diese Richtung
des Luftwiderstandes besonders bei spitzen Winkeln, auch
wenn die Fläche so dünn und so glatt wie möglich ausgeführt
wird, erheblich von der Normalen ab.

Diese in der Praxis stattfindenden Abweichungen von den
Ergebnissen der theoretischen Überlegung haben schon so
manche Hoffnung zu Schanden werden lassen, welche sich
daran knüpfte, daſs das Vorwärtsfliegen zur längst er-
sehnten Kraftersparnis
beim Fliegen beitragen könne.

Auch wir haben, auf solche Vorstellungen fuſsend, eine
Anzahl von Apparaten gebaut, um diese vermeintlichen Vor-
teile weiter zu verfolgen.

Nachdem wir erkannt zu haben glaubten, daſs der hebende
Luftwiderstand durch schnelles Vorwärtsfliegen arbeitslos ver-
mehrt werden, und daher an Niederschlagsarbeit gespart
werden könne, bauten wir in den Jahren 1871—73 eine ganze
Reihe von Vorrichtungen, um hierüber vollere Klarheit zu
erhalten.

Die Flügel dieser Apparate wurden teils durch Federkraft,
teils durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt. Es gelang uns
auch, diese Modelle mit verschiedenen Vorwärtsgeschwindig-
keiten zum freien Fliegen zu bringen; allein was wir eigentlich
festellen wollten, gelang uns in keinem Falle. Wir waren
nicht imstande, den Nachweis zu führen, daſs durch Vorwärts-
fliegen sich Arbeit ersparen läſst, und wenn wir auch durch
diese Versuche um manche Erfahrung bereichert wurden, so
muſsten wir das Hauptergebnis doch als ein negatives be-
zeichnen, indem diese Versuche nicht eine Verminderung der
Flugarbeit durch Vorwärtsfliegen ergaben.

Den Grund hierfür suchten und fanden wir darin, daſs
wir eben von falschen Voraussetzungen ausgegangen waren
und Luftwiderstände in Rechnung gezogen hatten, die in Wirk-
lichkeit gar nicht existieren; denn die genannten ungünstigen
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[60/0076] zur Fläche. In Wirklichkeit jedoch weicht diese Richtung des Luftwiderstandes besonders bei spitzen Winkeln, auch wenn die Fläche so dünn und so glatt wie möglich ausgeführt wird, erheblich von der Normalen ab. Diese in der Praxis stattfindenden Abweichungen von den Ergebnissen der theoretischen Überlegung haben schon so manche Hoffnung zu Schanden werden lassen, welche sich daran knüpfte, daſs das Vorwärtsfliegen zur längst er- sehnten Kraftersparnis beim Fliegen beitragen könne. Auch wir haben, auf solche Vorstellungen fuſsend, eine Anzahl von Apparaten gebaut, um diese vermeintlichen Vor- teile weiter zu verfolgen. Nachdem wir erkannt zu haben glaubten, daſs der hebende Luftwiderstand durch schnelles Vorwärtsfliegen arbeitslos ver- mehrt werden, und daher an Niederschlagsarbeit gespart werden könne, bauten wir in den Jahren 1871—73 eine ganze Reihe von Vorrichtungen, um hierüber vollere Klarheit zu erhalten. Die Flügel dieser Apparate wurden teils durch Federkraft, teils durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt. Es gelang uns auch, diese Modelle mit verschiedenen Vorwärtsgeschwindig- keiten zum freien Fliegen zu bringen; allein was wir eigentlich festellen wollten, gelang uns in keinem Falle. Wir waren nicht imstande, den Nachweis zu führen, daſs durch Vorwärts- fliegen sich Arbeit ersparen läſst, und wenn wir auch durch diese Versuche um manche Erfahrung bereichert wurden, so muſsten wir das Hauptergebnis doch als ein negatives be- zeichnen, indem diese Versuche nicht eine Verminderung der Flugarbeit durch Vorwärtsfliegen ergaben. Den Grund hierfür suchten und fanden wir darin, daſs wir eben von falschen Voraussetzungen ausgegangen waren und Luftwiderstände in Rechnung gezogen hatten, die in Wirk- lichkeit gar nicht existieren; denn die genannten ungünstigen Resultate veranlaſsten uns, den Luftwiderstand der ebenen, schräg durch die Luft bewegten Flächen genauer experimentell zu untersuchen, und wir erhielten dadurch die Aufklärung über

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/76>, abgerufen am 24.11.2024.