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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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dann zunächst noch mehrere Faktoren in die Rechnung ein-
zuführen und zwar:

1. Die Fluggeschwindigkeit.
2. Die Zahl der Flügelschläge pro Sekunde.
3. Die Zeiteinteilung für Auf- und Niederschlag.
4. Die Grösse des Flügelausschlages.
5. Die Neigung der einzelnen Flügelprofile gegen die
zugehörigen absoluten Wege.

Die 4 ersten dieser Faktoren lassen sich durch die ein-
fache Beobachtung annähernd feststellen, über den 5. Faktor
kann aber kaum die Momentphotographie Aufschluss geben,
und man thut daher gut, hierbei durch Versuchsrechnungen
die günstigsten Neigungen des Flügels zu ermitteln.

Es kommt natürlich vor allen Dingen darauf an, denjeni-
gen Fall herauszufinden, wo die geringste motorische Leistung
erforderlich ist. Es ist aber anzunehmen, dass der Storch
bei gewöhnlichem Ruderfluge sich diejenigen Flugverhältnisse
heraussucht, unter denen er eine Minimalarbeit zu leisten hat.
Er wird auch diejenige Fluggeschwindigkeit wählen, welche
keine besondere Vergrösserung der Arbeit mit sich bringt.
Da wir nun wissen, dass der Flug auf der Stelle so anstrengend
ist, dass der Storch ihn überhaupt nicht ausführen kann,
während mit zunehmender Fluggeschwindigkeit die Arbeit
sich zunächst vermindert, wobei aber, wenn eine gewisse
Schnelligkeit überschritten wird, wieder eine Zunahme der
Arbeit sich einstellen muss, indem die auf das Durchschneiden
der Luft kommende Leistung im Kubus der Fluggeschwindig-
keit wächst, so muss irgendwo ein Minimalwert der Arbeit
bei einer gewissen mittleren Geschwindigkeit liegen oder es
müssen, was sehr wahrscheinlich ist, zwischen weiteren Grenzen
der gewöhnlichen Fluggeschwindigkeit der Vögel Arbeits-
quantitäten erforderlich sein, die dem Minimalwert sehr nahe
kommen.

Der Storch legt nun bei Windstille etwa 10--12 m pro
Sekunde zurück; denn er hält ungefähr gleichen Schritt mit
mässig schnell fahrenden Personenzügen. Der Storch macht

dann zunächst noch mehrere Faktoren in die Rechnung ein-
zuführen und zwar:

1. Die Fluggeschwindigkeit.
2. Die Zahl der Flügelschläge pro Sekunde.
3. Die Zeiteinteilung für Auf- und Niederschlag.
4. Die Gröſse des Flügelausschlages.
5. Die Neigung der einzelnen Flügelprofile gegen die
zugehörigen absoluten Wege.

Die 4 ersten dieser Faktoren lassen sich durch die ein-
fache Beobachtung annähernd feststellen, über den 5. Faktor
kann aber kaum die Momentphotographie Aufschluſs geben,
und man thut daher gut, hierbei durch Versuchsrechnungen
die günstigsten Neigungen des Flügels zu ermitteln.

Es kommt natürlich vor allen Dingen darauf an, denjeni-
gen Fall herauszufinden, wo die geringste motorische Leistung
erforderlich ist. Es ist aber anzunehmen, daſs der Storch
bei gewöhnlichem Ruderfluge sich diejenigen Flugverhältnisse
heraussucht, unter denen er eine Minimalarbeit zu leisten hat.
Er wird auch diejenige Fluggeschwindigkeit wählen, welche
keine besondere Vergröſserung der Arbeit mit sich bringt.
Da wir nun wissen, daſs der Flug auf der Stelle so anstrengend
ist, daſs der Storch ihn überhaupt nicht ausführen kann,
während mit zunehmender Fluggeschwindigkeit die Arbeit
sich zunächst vermindert, wobei aber, wenn eine gewisse
Schnelligkeit überschritten wird, wieder eine Zunahme der
Arbeit sich einstellen muſs, indem die auf das Durchschneiden
der Luft kommende Leistung im Kubus der Fluggeschwindig-
keit wächst, so muſs irgendwo ein Minimalwert der Arbeit
bei einer gewissen mittleren Geschwindigkeit liegen oder es
müssen, was sehr wahrscheinlich ist, zwischen weiteren Grenzen
der gewöhnlichen Fluggeschwindigkeit der Vögel Arbeits-
quantitäten erforderlich sein, die dem Minimalwert sehr nahe
kommen.

Der Storch legt nun bei Windstille etwa 10—12 m pro
Sekunde zurück; denn er hält ungefähr gleichen Schritt mit
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[164/0180] dann zunächst noch mehrere Faktoren in die Rechnung ein- zuführen und zwar: 1. Die Fluggeschwindigkeit. 2. Die Zahl der Flügelschläge pro Sekunde. 3. Die Zeiteinteilung für Auf- und Niederschlag. 4. Die Gröſse des Flügelausschlages. 5. Die Neigung der einzelnen Flügelprofile gegen die zugehörigen absoluten Wege. Die 4 ersten dieser Faktoren lassen sich durch die ein- fache Beobachtung annähernd feststellen, über den 5. Faktor kann aber kaum die Momentphotographie Aufschluſs geben, und man thut daher gut, hierbei durch Versuchsrechnungen die günstigsten Neigungen des Flügels zu ermitteln. Es kommt natürlich vor allen Dingen darauf an, denjeni- gen Fall herauszufinden, wo die geringste motorische Leistung erforderlich ist. Es ist aber anzunehmen, daſs der Storch bei gewöhnlichem Ruderfluge sich diejenigen Flugverhältnisse heraussucht, unter denen er eine Minimalarbeit zu leisten hat. Er wird auch diejenige Fluggeschwindigkeit wählen, welche keine besondere Vergröſserung der Arbeit mit sich bringt. Da wir nun wissen, daſs der Flug auf der Stelle so anstrengend ist, daſs der Storch ihn überhaupt nicht ausführen kann, während mit zunehmender Fluggeschwindigkeit die Arbeit sich zunächst vermindert, wobei aber, wenn eine gewisse Schnelligkeit überschritten wird, wieder eine Zunahme der Arbeit sich einstellen muſs, indem die auf das Durchschneiden der Luft kommende Leistung im Kubus der Fluggeschwindig- keit wächst, so muſs irgendwo ein Minimalwert der Arbeit bei einer gewissen mittleren Geschwindigkeit liegen oder es müssen, was sehr wahrscheinlich ist, zwischen weiteren Grenzen der gewöhnlichen Fluggeschwindigkeit der Vögel Arbeits- quantitäten erforderlich sein, die dem Minimalwert sehr nahe kommen. Der Storch legt nun bei Windstille etwa 10—12 m pro Sekunde zurück; denn er hält ungefähr gleichen Schritt mit mäſsig schnell fahrenden Personenzügen. Der Storch macht

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/180>, abgerufen am 24.11.2024.