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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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Um annähernd die Wölbung zu bestimmen, welche ein
Vogelflügel hat, wenn der Vogel mit den Flügeln auf der Luft
ruht, giebt es ein einfaches Verfahren.

Ein toter sowie ein nicht in Thätigkeit befindlicher leben-
der Vogelflügel werden gewölbter erscheinen, als sie beim
Fluge sind; denn die im ungespannten Zustande stärker nach
unten gekrümmten Federn biegen sich durch den von unten
auf dieselben drückenden Luftwiderstand etwas gerader, wenn
der Flügel in Benutzung ist.

Diese Biegung der Federn kann man nun auch dadurch
entstehen lassen, dass man einen frischen Vogelflügel in um-
gekehrter Lage nach Fig. 36 mit seinen Armteilen befestigt

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 36.
und mit Sand, der so viel wiegt, als die reichliche Hälfte des
Vogelgewichtes beträgt, auf der hohlen Seite belastet. Der
Flügel wird dann annähernd die Wölbung annehmen, die er
beim Fluge in der Zeit des Niederschlages oder beim Segeln
hat. Die punktierte Lage in Fig. 36 giebt die Flügelwölbung
vor der Belastung.

Bei gut fliegenden Vögeln findet man nur eine schwache
Wölbung des Flügelquerschnittes, deren Pfeilhöhe h in Fig. 37

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 37.
1/12--1/15 der Flügelbreite A B ausmacht. Schlechtfliegende
Vögel, wie alle Laufvögel, haben sehr stark gewölbte, die gut
und schnell fliegenden Seevögel dagegen sehr schwach ge-
wölbte Flügel.


Um annähernd die Wölbung zu bestimmen, welche ein
Vogelflügel hat, wenn der Vogel mit den Flügeln auf der Luft
ruht, giebt es ein einfaches Verfahren.

Ein toter sowie ein nicht in Thätigkeit befindlicher leben-
der Vogelflügel werden gewölbter erscheinen, als sie beim
Fluge sind; denn die im ungespannten Zustande stärker nach
unten gekrümmten Federn biegen sich durch den von unten
auf dieselben drückenden Luftwiderstand etwas gerader, wenn
der Flügel in Benutzung ist.

Diese Biegung der Federn kann man nun auch dadurch
entstehen lassen, daſs man einen frischen Vogelflügel in um-
gekehrter Lage nach Fig. 36 mit seinen Armteilen befestigt

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 36.
und mit Sand, der so viel wiegt, als die reichliche Hälfte des
Vogelgewichtes beträgt, auf der hohlen Seite belastet. Der
Flügel wird dann annähernd die Wölbung annehmen, die er
beim Fluge in der Zeit des Niederschlages oder beim Segeln
hat. Die punktierte Lage in Fig. 36 giebt die Flügelwölbung
vor der Belastung.

Bei gut fliegenden Vögeln findet man nur eine schwache
Wölbung des Flügelquerschnittes, deren Pfeilhöhe h in Fig. 37

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 37.
1/12—1/15 der Flügelbreite A B ausmacht. Schlechtfliegende
Vögel, wie alle Laufvögel, haben sehr stark gewölbte, die gut
und schnell fliegenden Seevögel dagegen sehr schwach ge-
wölbte Flügel.


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[92/0108] Um annähernd die Wölbung zu bestimmen, welche ein Vogelflügel hat, wenn der Vogel mit den Flügeln auf der Luft ruht, giebt es ein einfaches Verfahren. Ein toter sowie ein nicht in Thätigkeit befindlicher leben- der Vogelflügel werden gewölbter erscheinen, als sie beim Fluge sind; denn die im ungespannten Zustande stärker nach unten gekrümmten Federn biegen sich durch den von unten auf dieselben drückenden Luftwiderstand etwas gerader, wenn der Flügel in Benutzung ist. Diese Biegung der Federn kann man nun auch dadurch entstehen lassen, daſs man einen frischen Vogelflügel in um- gekehrter Lage nach Fig. 36 mit seinen Armteilen befestigt [Abbildung] [Abbildung Fig. 36.] und mit Sand, der so viel wiegt, als die reichliche Hälfte des Vogelgewichtes beträgt, auf der hohlen Seite belastet. Der Flügel wird dann annähernd die Wölbung annehmen, die er beim Fluge in der Zeit des Niederschlages oder beim Segeln hat. Die punktierte Lage in Fig. 36 giebt die Flügelwölbung vor der Belastung. Bei gut fliegenden Vögeln findet man nur eine schwache Wölbung des Flügelquerschnittes, deren Pfeilhöhe h in Fig. 37 [Abbildung] [Abbildung Fig. 37.] 1/12—1/15 der Flügelbreite A B ausmacht. Schlechtfliegende Vögel, wie alle Laufvögel, haben sehr stark gewölbte, die gut und schnell fliegenden Seevögel dagegen sehr schwach ge- wölbte Flügel.

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/108>, abgerufen am 23.11.2024.