Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Zahlenwerte erhalten, die zur Aufklärung der Vorgänge beim
Vogelfluge beitragen und der Flugtechnik von Nutzen sind.

Es giebt nun zwei Wege, diese Zahlenwerte zu beschaffen.
Einmal kann die Fläche in ruhender Luft bewegt werden,
das andere Mal kann die ruhende Fläche durch Wind getroffen
werden.

Für den ersten Fall ist man auf eine kreisförmige Bewe-
gung der Fläche angewiesen und muss sich eines Rotations-
apparates wie Fig. 14 bedienen. Geradlinige Flächenbewe-
gungen würden Mechanismen erfordern, die grössere Neben-
widerstände besitzen, also stärkere Fehlerquellen aufweisen.
Der Rotationsapparat besitzt, wenn richtig angeordnet, ver-
hältnismässig geringe anderweitige Widerstände. Diese Methode
schliesst dadurch aber zwei andere Übelstände in sich. Erstens
ist die Bewegung keine geradlinige und zweitens kommt nach
einer halben Umdrehung die Versuchsfläche schon in die
Region der aufgerührten, also nicht mehr in Ruhe befind-
lichen Luft, wodurch Fehlerquellen entstehen. Beide Nachteile
nehmen ab mit dem Durchmesser des durchlaufenen Kreises,
es wird also vorteilhaft sein, solche Rotationsapparate recht
gross auszuführen.

Der zweite Fall, in welchem durch Wind an der still-
gehaltenen Fläche der Luftwiderstand entsteht, hat den Vor-
teil der geradlinigen Luftbewegung, aber der Wind schwankt
in der Stärke fast in jeder Sekunde und nur mühsam lassen
sich die Augenblicke erhaschen, wo durch einen Windmesser
die richtige auch auf die Versuchsfläche wirkende Wind-
geschwindigkeit angegeben wird. Hier bleibt nur übrig, durch
recht zahlreiche Versuche sich gute Mittelwerte zu verschaffen.

Von uns sind nun beide Methoden der Messung wieder-
holt zur Anwendung gebracht, weil es uns von Wichtigkeit
zu sein schien, gerade die Widerstände der gewölbten Flächen
möglichst genau kennen zu lernen und mit der einen Methode
die andere Versuchsart zu kontrollieren, indem uns nicht be-
kannt war, dass von anderer Seite ähnliche Versuche vorlagen,
die einen Vergleich gestatteten.

Zahlenwerte erhalten, die zur Aufklärung der Vorgänge beim
Vogelfluge beitragen und der Flugtechnik von Nutzen sind.

Es giebt nun zwei Wege, diese Zahlenwerte zu beschaffen.
Einmal kann die Fläche in ruhender Luft bewegt werden,
das andere Mal kann die ruhende Fläche durch Wind getroffen
werden.

Für den ersten Fall ist man auf eine kreisförmige Bewe-
gung der Fläche angewiesen und muſs sich eines Rotations-
apparates wie Fig. 14 bedienen. Geradlinige Flächenbewe-
gungen würden Mechanismen erfordern, die gröſsere Neben-
widerstände besitzen, also stärkere Fehlerquellen aufweisen.
Der Rotationsapparat besitzt, wenn richtig angeordnet, ver-
hältnismäſsig geringe anderweitige Widerstände. Diese Methode
schlieſst dadurch aber zwei andere Übelstände in sich. Erstens
ist die Bewegung keine geradlinige und zweitens kommt nach
einer halben Umdrehung die Versuchsfläche schon in die
Region der aufgerührten, also nicht mehr in Ruhe befind-
lichen Luft, wodurch Fehlerquellen entstehen. Beide Nachteile
nehmen ab mit dem Durchmesser des durchlaufenen Kreises,
es wird also vorteilhaft sein, solche Rotationsapparate recht
groſs auszuführen.

Der zweite Fall, in welchem durch Wind an der still-
gehaltenen Fläche der Luftwiderstand entsteht, hat den Vor-
teil der geradlinigen Luftbewegung, aber der Wind schwankt
in der Stärke fast in jeder Sekunde und nur mühsam lassen
sich die Augenblicke erhaschen, wo durch einen Windmesser
die richtige auch auf die Versuchsfläche wirkende Wind-
geschwindigkeit angegeben wird. Hier bleibt nur übrig, durch
recht zahlreiche Versuche sich gute Mittelwerte zu verschaffen.

Von uns sind nun beide Methoden der Messung wieder-
holt zur Anwendung gebracht, weil es uns von Wichtigkeit
zu sein schien, gerade die Widerstände der gewölbten Flächen
möglichst genau kennen zu lernen und mit der einen Methode
die andere Versuchsart zu kontrollieren, indem uns nicht be-
kannt war, daſs von anderer Seite ähnliche Versuche vorlagen,
die einen Vergleich gestatteten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="91"/>
Zahlenwerte erhalten, die zur Aufklärung der Vorgänge beim<lb/>
Vogelfluge beitragen und der Flugtechnik von Nutzen sind.</p><lb/>
        <p>Es giebt nun zwei Wege, diese Zahlenwerte zu beschaffen.<lb/>
Einmal kann die Fläche in ruhender Luft bewegt werden,<lb/>
das andere Mal kann die ruhende Fläche durch Wind getroffen<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>Für den ersten Fall ist man auf eine kreisförmige Bewe-<lb/>
gung der Fläche angewiesen und mu&#x017F;s sich eines Rotations-<lb/>
apparates wie Fig. 14 bedienen. Geradlinige Flächenbewe-<lb/>
gungen würden Mechanismen erfordern, die grö&#x017F;sere Neben-<lb/>
widerstände besitzen, also stärkere Fehlerquellen aufweisen.<lb/>
Der Rotationsapparat besitzt, wenn richtig angeordnet, ver-<lb/>
hältnismä&#x017F;sig geringe anderweitige Widerstände. Diese Methode<lb/>
schlie&#x017F;st dadurch aber zwei andere Übelstände in sich. Erstens<lb/>
ist die Bewegung keine geradlinige und zweitens kommt nach<lb/>
einer halben Umdrehung die Versuchsfläche schon in die<lb/>
Region der aufgerührten, also nicht mehr in Ruhe befind-<lb/>
lichen Luft, wodurch Fehlerquellen entstehen. Beide Nachteile<lb/>
nehmen ab mit dem Durchmesser des durchlaufenen Kreises,<lb/>
es wird also vorteilhaft sein, solche Rotationsapparate recht<lb/>
gro&#x017F;s auszuführen.</p><lb/>
        <p>Der zweite Fall, in welchem durch Wind an der still-<lb/>
gehaltenen Fläche der Luftwiderstand entsteht, hat den Vor-<lb/>
teil der geradlinigen Luftbewegung, aber der Wind schwankt<lb/>
in der Stärke fast in jeder Sekunde und nur mühsam lassen<lb/>
sich die Augenblicke erhaschen, wo durch einen Windmesser<lb/>
die richtige auch auf die Versuchsfläche wirkende Wind-<lb/>
geschwindigkeit angegeben wird. Hier bleibt nur übrig, durch<lb/>
recht zahlreiche Versuche sich gute Mittelwerte zu verschaffen.</p><lb/>
        <p>Von uns sind nun beide Methoden der Messung wieder-<lb/>
holt zur Anwendung gebracht, weil es uns von Wichtigkeit<lb/>
zu sein schien, gerade die Widerstände der gewölbten Flächen<lb/>
möglichst genau kennen zu lernen und mit der einen Methode<lb/>
die andere Versuchsart zu kontrollieren, indem uns nicht be-<lb/>
kannt war, da&#x017F;s von anderer Seite ähnliche Versuche vorlagen,<lb/>
die einen Vergleich gestatteten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0107] Zahlenwerte erhalten, die zur Aufklärung der Vorgänge beim Vogelfluge beitragen und der Flugtechnik von Nutzen sind. Es giebt nun zwei Wege, diese Zahlenwerte zu beschaffen. Einmal kann die Fläche in ruhender Luft bewegt werden, das andere Mal kann die ruhende Fläche durch Wind getroffen werden. Für den ersten Fall ist man auf eine kreisförmige Bewe- gung der Fläche angewiesen und muſs sich eines Rotations- apparates wie Fig. 14 bedienen. Geradlinige Flächenbewe- gungen würden Mechanismen erfordern, die gröſsere Neben- widerstände besitzen, also stärkere Fehlerquellen aufweisen. Der Rotationsapparat besitzt, wenn richtig angeordnet, ver- hältnismäſsig geringe anderweitige Widerstände. Diese Methode schlieſst dadurch aber zwei andere Übelstände in sich. Erstens ist die Bewegung keine geradlinige und zweitens kommt nach einer halben Umdrehung die Versuchsfläche schon in die Region der aufgerührten, also nicht mehr in Ruhe befind- lichen Luft, wodurch Fehlerquellen entstehen. Beide Nachteile nehmen ab mit dem Durchmesser des durchlaufenen Kreises, es wird also vorteilhaft sein, solche Rotationsapparate recht groſs auszuführen. Der zweite Fall, in welchem durch Wind an der still- gehaltenen Fläche der Luftwiderstand entsteht, hat den Vor- teil der geradlinigen Luftbewegung, aber der Wind schwankt in der Stärke fast in jeder Sekunde und nur mühsam lassen sich die Augenblicke erhaschen, wo durch einen Windmesser die richtige auch auf die Versuchsfläche wirkende Wind- geschwindigkeit angegeben wird. Hier bleibt nur übrig, durch recht zahlreiche Versuche sich gute Mittelwerte zu verschaffen. Von uns sind nun beide Methoden der Messung wieder- holt zur Anwendung gebracht, weil es uns von Wichtigkeit zu sein schien, gerade die Widerstände der gewölbten Flächen möglichst genau kennen zu lernen und mit der einen Methode die andere Versuchsart zu kontrollieren, indem uns nicht be- kannt war, daſs von anderer Seite ähnliche Versuche vorlagen, die einen Vergleich gestatteten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/107
Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/107>, abgerufen am 23.11.2024.