enthalten, und wir sehen ihrem Leben ein rasches Ziel gesetzt, wenn sie in ihr fehlen.
Diese wichtige Frage erstreckt sich gleichfalls auf die Be- standtheile der Nahrung des fleischfressenden Thieres in der frühsten Periode seines Lebens, denn auch diese Nahrung enthält gewisse Bestandtheile, welche sein Körper zu seiner Erhaltung im erwachsenen Zustande nicht bedarf.
In dem jugendlichen Körper der Fleischfresser geschieht offenbar die Ernährung in einer ähnlichen Weise, wie in dem Körper der pflanzenfressenden Thiere; seine Entwicke- lung ist an die Aufnahme einer Flüssigkeit gebunden, welche der Leib der Mutter in der Form der Milch absondert.
Die Milch enthält nur einen stickhoffhaltigen Bestand- theil, den sogenannten Käsestoff, Casein; außer diesem sind ihre Hauptbestandtheile Butter (Fett) und Milchzucker.
Aus dem stickstoffhaltigen Bestandtheil der Milch muß das Blut des jungen Thieres, seine Muskelfaser, Zellen und Nervensubstanz und seine Knochen, erzeugt worden sein, denn Butter und Milchzucker enthalten keinen Stickstoff.
Die Untersuchung des Caseins hat nun zu dem Resul- tate geführt, was nach dem Vorhergehenden kaum mehr über- raschen kann, daß auch dieser Stoff identisch ist in seiner Zusammensetzung mit den Hauptbestandtheilen des Blutes, mit Fibrin und Albumin, ja was noch mehr ist, die Ver- gleichung seiner Eigenschaften mit denen des Pflanzencaseins hat gezeigt, daß er mit diesem auch identisch ist in allen seinen Eigenschaften, in der Art also, daß gewisse Pflanzen
Der chemiſche Proceß der
enthalten, und wir ſehen ihrem Leben ein raſches Ziel geſetzt, wenn ſie in ihr fehlen.
Dieſe wichtige Frage erſtreckt ſich gleichfalls auf die Be- ſtandtheile der Nahrung des fleiſchfreſſenden Thieres in der frühſten Periode ſeines Lebens, denn auch dieſe Nahrung enthält gewiſſe Beſtandtheile, welche ſein Körper zu ſeiner Erhaltung im erwachſenen Zuſtande nicht bedarf.
In dem jugendlichen Körper der Fleiſchfreſſer geſchieht offenbar die Ernährung in einer ähnlichen Weiſe, wie in dem Körper der pflanzenfreſſenden Thiere; ſeine Entwicke- lung iſt an die Aufnahme einer Flüſſigkeit gebunden, welche der Leib der Mutter in der Form der Milch abſondert.
Die Milch enthält nur einen ſtickhoffhaltigen Beſtand- theil, den ſogenannten Käſeſtoff, Caſein; außer dieſem ſind ihre Hauptbeſtandtheile Butter (Fett) und Milchzucker.
Aus dem ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheil der Milch muß das Blut des jungen Thieres, ſeine Muskelfaſer, Zellen und Nervenſubſtanz und ſeine Knochen, erzeugt worden ſein, denn Butter und Milchzucker enthalten keinen Stickſtoff.
Die Unterſuchung des Caſeins hat nun zu dem Reſul- tate geführt, was nach dem Vorhergehenden kaum mehr über- raſchen kann, daß auch dieſer Stoff identiſch iſt in ſeiner Zuſammenſetzung mit den Hauptbeſtandtheilen des Blutes, mit Fibrin und Albumin, ja was noch mehr iſt, die Ver- gleichung ſeiner Eigenſchaften mit denen des Pflanzencaſeins hat gezeigt, daß er mit dieſem auch identiſch iſt in allen ſeinen Eigenſchaften, in der Art alſo, daß gewiſſe Pflanzen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0076"n="52"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Der chemiſche Proceß der</hi></fw><lb/>
enthalten, und wir ſehen ihrem Leben ein raſches Ziel geſetzt,<lb/>
wenn ſie in ihr fehlen.</p><lb/><p>Dieſe wichtige Frage erſtreckt ſich gleichfalls auf die Be-<lb/>ſtandtheile der Nahrung des fleiſchfreſſenden Thieres in der<lb/>
frühſten Periode ſeines Lebens, denn auch dieſe Nahrung<lb/>
enthält gewiſſe Beſtandtheile, welche ſein Körper zu ſeiner<lb/>
Erhaltung im erwachſenen Zuſtande nicht bedarf.</p><lb/><p>In dem jugendlichen Körper der Fleiſchfreſſer geſchieht<lb/>
offenbar die Ernährung in einer ähnlichen Weiſe, wie in<lb/>
dem Körper der pflanzenfreſſenden Thiere; ſeine Entwicke-<lb/>
lung iſt an die Aufnahme einer Flüſſigkeit gebunden, welche<lb/>
der Leib der Mutter in der Form der Milch abſondert.</p><lb/><p>Die Milch enthält nur einen ſtickhoffhaltigen Beſtand-<lb/>
theil, den ſogenannten Käſeſtoff, Caſein; außer dieſem ſind<lb/>
ihre Hauptbeſtandtheile Butter (Fett) und Milchzucker.</p><lb/><p>Aus dem ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheil der Milch muß<lb/>
das Blut des jungen Thieres, ſeine Muskelfaſer, Zellen<lb/>
und Nervenſubſtanz und ſeine Knochen, erzeugt worden ſein,<lb/>
denn Butter und Milchzucker enthalten keinen Stickſtoff.</p><lb/><p>Die Unterſuchung des Caſeins hat nun zu dem Reſul-<lb/>
tate geführt, was nach dem Vorhergehenden kaum mehr über-<lb/>
raſchen kann, daß auch dieſer Stoff identiſch iſt in ſeiner<lb/>
Zuſammenſetzung mit den Hauptbeſtandtheilen des Blutes,<lb/>
mit Fibrin und Albumin, ja was noch mehr iſt, die Ver-<lb/>
gleichung ſeiner Eigenſchaften mit denen des Pflanzencaſeins<lb/>
hat gezeigt, daß er mit dieſem auch identiſch iſt in allen<lb/>ſeinen Eigenſchaften, in der Art alſo, daß gewiſſe Pflanzen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[52/0076]
Der chemiſche Proceß der
enthalten, und wir ſehen ihrem Leben ein raſches Ziel geſetzt,
wenn ſie in ihr fehlen.
Dieſe wichtige Frage erſtreckt ſich gleichfalls auf die Be-
ſtandtheile der Nahrung des fleiſchfreſſenden Thieres in der
frühſten Periode ſeines Lebens, denn auch dieſe Nahrung
enthält gewiſſe Beſtandtheile, welche ſein Körper zu ſeiner
Erhaltung im erwachſenen Zuſtande nicht bedarf.
In dem jugendlichen Körper der Fleiſchfreſſer geſchieht
offenbar die Ernährung in einer ähnlichen Weiſe, wie in
dem Körper der pflanzenfreſſenden Thiere; ſeine Entwicke-
lung iſt an die Aufnahme einer Flüſſigkeit gebunden, welche
der Leib der Mutter in der Form der Milch abſondert.
Die Milch enthält nur einen ſtickhoffhaltigen Beſtand-
theil, den ſogenannten Käſeſtoff, Caſein; außer dieſem ſind
ihre Hauptbeſtandtheile Butter (Fett) und Milchzucker.
Aus dem ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheil der Milch muß
das Blut des jungen Thieres, ſeine Muskelfaſer, Zellen
und Nervenſubſtanz und ſeine Knochen, erzeugt worden ſein,
denn Butter und Milchzucker enthalten keinen Stickſtoff.
Die Unterſuchung des Caſeins hat nun zu dem Reſul-
tate geführt, was nach dem Vorhergehenden kaum mehr über-
raſchen kann, daß auch dieſer Stoff identiſch iſt in ſeiner
Zuſammenſetzung mit den Hauptbeſtandtheilen des Blutes,
mit Fibrin und Albumin, ja was noch mehr iſt, die Ver-
gleichung ſeiner Eigenſchaften mit denen des Pflanzencaſeins
hat gezeigt, daß er mit dieſem auch identiſch iſt in allen
ſeinen Eigenſchaften, in der Art alſo, daß gewiſſe Pflanzen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/76>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.