an, so ist seine Kraft gleich einem Gewicht von 30 Pfun- den, die er 72000 Fuß weit trägt. Für jede Secunde ist sein Kraftmoment 30 x 2,5 = 75 und für die ganze Tageszeit sein Bewegungsmoment 30 x 72000 = 216000.
Durch die Wiederherstellung seines Körpergewichts sam- melt der Mann nun eine Summe von Kraft wieder an, die ihm den zweiten Tag gestattet, ohne Erschöpfung eine gleiche Anzahl von mechanischen Effecten hervorzubringen.
Dieser Ersatz an Kraft geschieht in einem sie- benstündigen Schlaf.
In den Fabriken von gewalztem Eisen kommt es häufig vor, daß für den gewöhnlichen Gang der Maschine ihr Druck nicht stark genug ist, um eine Eisenstange von einer gewissen Dicke durch die Cylinder der Walze durchgehen zu machen. Man hilft sich in diesem Fall, indem man die ganze Kraft des Dampfs auf das Schwungrad wirken läßt und alsdann erst, wenn dieses eine große Geschwindigkeit erlangt hat, die Eisenstange unter die Walze bringt, wo sie dann (während das Schwungrad seine Geschwindigkeit ver- liert) mit großer Leichtigkeit zu einer Tafel zusammengepreßt wird. Was das Schwungrad an Geschwindigkeit zunahm, gewann die Walze an Kraft; durch dieses Verfahren ist of- fenbar in der Geschwindigkeit Kraft angesammelt worden; allein in diesem Sinne häuft sich im lebendigen Organismus keine Kraft an.
Die Wiederherstellung der Kraft geschieht im Thierkör-
im Thierorganismus.
an, ſo iſt ſeine Kraft gleich einem Gewicht von 30 Pfun- den, die er 72000 Fuß weit trägt. Für jede Secunde iſt ſein Kraftmoment 30 × 2,5 = 75 und für die ganze Tageszeit ſein Bewegungsmoment 30 × 72000 = 216000.
Durch die Wiederherſtellung ſeines Körpergewichts ſam- melt der Mann nun eine Summe von Kraft wieder an, die ihm den zweiten Tag geſtattet, ohne Erſchöpfung eine gleiche Anzahl von mechaniſchen Effecten hervorzubringen.
Dieſer Erſatz an Kraft geſchieht in einem ſie- benſtündigen Schlaf.
In den Fabriken von gewalztem Eiſen kommt es häufig vor, daß für den gewöhnlichen Gang der Maſchine ihr Druck nicht ſtark genug iſt, um eine Eiſenſtange von einer gewiſſen Dicke durch die Cylinder der Walze durchgehen zu machen. Man hilft ſich in dieſem Fall, indem man die ganze Kraft des Dampfs auf das Schwungrad wirken läßt und alsdann erſt, wenn dieſes eine große Geſchwindigkeit erlangt hat, die Eiſenſtange unter die Walze bringt, wo ſie dann (während das Schwungrad ſeine Geſchwindigkeit ver- liert) mit großer Leichtigkeit zu einer Tafel zuſammengepreßt wird. Was das Schwungrad an Geſchwindigkeit zunahm, gewann die Walze an Kraft; durch dieſes Verfahren iſt of- fenbar in der Geſchwindigkeit Kraft angeſammelt worden; allein in dieſem Sinne häuft ſich im lebendigen Organismus keine Kraft an.
Die Wiederherſtellung der Kraft geſchieht im Thierkör-
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im Thierorganismus.
an, ſo iſt ſeine Kraft gleich einem Gewicht von 30 Pfun-
den, die er 72000 Fuß weit trägt. Für jede Secunde
iſt ſein Kraftmoment 30 × 2,5 = 75 und für die
ganze Tageszeit ſein Bewegungsmoment 30 × 72000 =
216000.
Durch die Wiederherſtellung ſeines Körpergewichts ſam-
melt der Mann nun eine Summe von Kraft wieder an, die
ihm den zweiten Tag geſtattet, ohne Erſchöpfung eine gleiche
Anzahl von mechaniſchen Effecten hervorzubringen.
Dieſer Erſatz an Kraft geſchieht in einem ſie-
benſtündigen Schlaf.
In den Fabriken von gewalztem Eiſen kommt es häufig
vor, daß für den gewöhnlichen Gang der Maſchine ihr
Druck nicht ſtark genug iſt, um eine Eiſenſtange von einer
gewiſſen Dicke durch die Cylinder der Walze durchgehen zu
machen. Man hilft ſich in dieſem Fall, indem man die
ganze Kraft des Dampfs auf das Schwungrad wirken läßt
und alsdann erſt, wenn dieſes eine große Geſchwindigkeit
erlangt hat, die Eiſenſtange unter die Walze bringt, wo ſie
dann (während das Schwungrad ſeine Geſchwindigkeit ver-
liert) mit großer Leichtigkeit zu einer Tafel zuſammengepreßt
wird. Was das Schwungrad an Geſchwindigkeit zunahm,
gewann die Walze an Kraft; durch dieſes Verfahren iſt of-
fenbar in der Geſchwindigkeit Kraft angeſammelt worden;
allein in dieſem Sinne häuft ſich im lebendigen Organismus
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Die Wiederherſtellung der Kraft geſchieht im Thierkör-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/277>, abgerufen am 16.06.2024.
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