Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Ursprung und die Assimilation des Stickstoffs.
zeugen sich im Ueberfluß, man kann sagen ausschließlich nur
Ammoniaksalze, denn unter dem Einfluß der Wärme und Feuch-
tigkeit verwandelt sich der Harnstoff, welcher in dem Urin vor-
waltet, in kohlensaures Ammoniak. An der Peruanischen Küste
wird der Boden, der an und für sich im höchsten Grade un-
fruchtbar ist, vermittelst eines Düngers, des Guano *), frucht-
bar gemacht, den man auf mehreren Inselchen des Südmeeres
sammelt. In einem Boden, der einzig und allein nur aus
Sand und Thon besteht, genügt es, dem Boden nur eine kleine
Quantität Guano beizumischen, um darauf die reichsten Ernten
von Mais zu erhalten. Der Boden enthält außer Guano
nicht das geringste einer andern organischen Materie und dieser
Dünger enthält weiter nichts, wie harnsaures, phosphor-
saures, oxalsaures, kohlensaures Ammoniak
und
einige Erdsalze." (Boussingault, Ann. de ch. et de phys.
LXV. p.
319.)

Das Ammoniak in seinen Salzen hat also diesen Pflanzen
den Stickstoff geliefert. Was man in dem Getreide aber Kle-
ber
nennt, heißt in dem Traubensafte vegetabilisches
Eiweiß
, in den Pflanzensäften Pflanzenleim; obwohl
dem Namen nach verschieden, sind diese drei Körper in ihrem
Verhalten, in ihrer Zusammensetzung identisch.

Das Ammoniak ist es, was dem Hauptbestandtheil der
Pflanzen, dem vegetabilischen Eiweiß, den Stickstoff liefert, nur
das Ammoniak kann es sein, aus dem sich die blauen und
rothen Farbestoffe in den Blumen bilden. In keiner andern
Form als in der Form von Ammoniak bietet sich den wild-

*) Der Guano stammt auf diesen Inseln von zahllosen Wasservögeln,
welche sie zur Zeit der Brut bewohnen, es sind die verfaulten Excre-
mente derselben, welche den Boden mit einer mehre Fuß hohen Schicht
bedecken.

Der Urſprung und die Aſſimilation des Stickſtoffs.
zeugen ſich im Ueberfluß, man kann ſagen ausſchließlich nur
Ammoniakſalze, denn unter dem Einfluß der Wärme und Feuch-
tigkeit verwandelt ſich der Harnſtoff, welcher in dem Urin vor-
waltet, in kohlenſaures Ammoniak. An der Peruaniſchen Küſte
wird der Boden, der an und für ſich im höchſten Grade un-
fruchtbar iſt, vermittelſt eines Düngers, des Guano *), frucht-
bar gemacht, den man auf mehreren Inſelchen des Südmeeres
ſammelt. In einem Boden, der einzig und allein nur aus
Sand und Thon beſteht, genügt es, dem Boden nur eine kleine
Quantität Guano beizumiſchen, um darauf die reichſten Ernten
von Mais zu erhalten. Der Boden enthält außer Guano
nicht das geringſte einer andern organiſchen Materie und dieſer
Dünger enthält weiter nichts, wie harnſaures, phosphor-
ſaures, oxalſaures, kohlenſaures Ammoniak
und
einige Erdſalze.“ (Boussingault, Ann. de ch. et de phys.
LXV. p.
319.)

Das Ammoniak in ſeinen Salzen hat alſo dieſen Pflanzen
den Stickſtoff geliefert. Was man in dem Getreide aber Kle-
ber
nennt, heißt in dem Traubenſafte vegetabiliſches
Eiweiß
, in den Pflanzenſäften Pflanzenleim; obwohl
dem Namen nach verſchieden, ſind dieſe drei Körper in ihrem
Verhalten, in ihrer Zuſammenſetzung identiſch.

Das Ammoniak iſt es, was dem Hauptbeſtandtheil der
Pflanzen, dem vegetabiliſchen Eiweiß, den Stickſtoff liefert, nur
das Ammoniak kann es ſein, aus dem ſich die blauen und
rothen Farbeſtoffe in den Blumen bilden. In keiner andern
Form als in der Form von Ammoniak bietet ſich den wild-

*) Der Guano ſtammt auf dieſen Inſeln von zahlloſen Waſſervögeln,
welche ſie zur Zeit der Brut bewohnen, es ſind die verfaulten Excre-
mente derſelben, welche den Boden mit einer mehre Fuß hohen Schicht
bedecken.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="75"/><fw place="top" type="header">Der Ur&#x017F;prung und die A&#x017F;&#x017F;imilation des Stick&#x017F;toffs.</fw><lb/>
zeugen &#x017F;ich im Ueberfluß, man kann &#x017F;agen aus&#x017F;chließlich nur<lb/>
Ammoniak&#x017F;alze, denn unter dem Einfluß der Wärme und Feuch-<lb/>
tigkeit verwandelt &#x017F;ich der Harn&#x017F;toff, welcher in dem Urin vor-<lb/>
waltet, in kohlen&#x017F;aures Ammoniak. An der Peruani&#x017F;chen Kü&#x017F;te<lb/>
wird der Boden, der an und für &#x017F;ich im höch&#x017F;ten Grade un-<lb/>
fruchtbar i&#x017F;t, vermittel&#x017F;t eines Düngers, des <hi rendition="#g">Guano</hi> <note place="foot" n="*)">Der Guano &#x017F;tammt auf die&#x017F;en In&#x017F;eln von zahllo&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;ervögeln,<lb/>
welche &#x017F;ie zur Zeit der Brut bewohnen, es &#x017F;ind die verfaulten Excre-<lb/>
mente der&#x017F;elben, welche den Boden mit einer mehre Fuß hohen Schicht<lb/>
bedecken.</note>, frucht-<lb/>
bar gemacht, den man auf mehreren In&#x017F;elchen des Südmeeres<lb/>
&#x017F;ammelt. In einem Boden, der einzig und allein nur aus<lb/>
Sand und Thon be&#x017F;teht, genügt es, dem Boden nur eine kleine<lb/>
Quantität Guano beizumi&#x017F;chen, um darauf die reich&#x017F;ten Ernten<lb/>
von Mais zu erhalten. Der Boden enthält außer Guano<lb/>
nicht das gering&#x017F;te einer andern organi&#x017F;chen Materie und die&#x017F;er<lb/>
Dünger enthält weiter nichts, wie <hi rendition="#g">harn&#x017F;aures, phosphor-<lb/>
&#x017F;aures, oxal&#x017F;aures, kohlen&#x017F;aures Ammoniak</hi> und<lb/>
einige Erd&#x017F;alze.&#x201C; (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Boussingault</hi>, Ann. de ch. et de phys.<lb/>
LXV. p.</hi> 319.)</p><lb/>
          <p>Das Ammoniak in &#x017F;einen Salzen hat al&#x017F;o die&#x017F;en Pflanzen<lb/>
den Stick&#x017F;toff geliefert. Was man in dem Getreide aber <hi rendition="#g">Kle-<lb/>
ber</hi> nennt, heißt in dem Trauben&#x017F;afte <hi rendition="#g">vegetabili&#x017F;ches<lb/>
Eiweiß</hi>, in den Pflanzen&#x017F;äften <hi rendition="#g">Pflanzenleim</hi>; obwohl<lb/>
dem Namen nach ver&#x017F;chieden, &#x017F;ind die&#x017F;e drei Körper in ihrem<lb/>
Verhalten, in ihrer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung identi&#x017F;ch.</p><lb/>
          <p>Das Ammoniak i&#x017F;t es, was dem Hauptbe&#x017F;tandtheil der<lb/>
Pflanzen, dem vegetabili&#x017F;chen Eiweiß, den Stick&#x017F;toff liefert, nur<lb/>
das Ammoniak kann es &#x017F;ein, aus dem &#x017F;ich die blauen und<lb/>
rothen Farbe&#x017F;toffe in den Blumen bilden. In keiner andern<lb/>
Form als in der Form von Ammoniak bietet &#x017F;ich den wild-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0093] Der Urſprung und die Aſſimilation des Stickſtoffs. zeugen ſich im Ueberfluß, man kann ſagen ausſchließlich nur Ammoniakſalze, denn unter dem Einfluß der Wärme und Feuch- tigkeit verwandelt ſich der Harnſtoff, welcher in dem Urin vor- waltet, in kohlenſaures Ammoniak. An der Peruaniſchen Küſte wird der Boden, der an und für ſich im höchſten Grade un- fruchtbar iſt, vermittelſt eines Düngers, des Guano *), frucht- bar gemacht, den man auf mehreren Inſelchen des Südmeeres ſammelt. In einem Boden, der einzig und allein nur aus Sand und Thon beſteht, genügt es, dem Boden nur eine kleine Quantität Guano beizumiſchen, um darauf die reichſten Ernten von Mais zu erhalten. Der Boden enthält außer Guano nicht das geringſte einer andern organiſchen Materie und dieſer Dünger enthält weiter nichts, wie harnſaures, phosphor- ſaures, oxalſaures, kohlenſaures Ammoniak und einige Erdſalze.“ (Boussingault, Ann. de ch. et de phys. LXV. p. 319.) Das Ammoniak in ſeinen Salzen hat alſo dieſen Pflanzen den Stickſtoff geliefert. Was man in dem Getreide aber Kle- ber nennt, heißt in dem Traubenſafte vegetabiliſches Eiweiß, in den Pflanzenſäften Pflanzenleim; obwohl dem Namen nach verſchieden, ſind dieſe drei Körper in ihrem Verhalten, in ihrer Zuſammenſetzung identiſch. Das Ammoniak iſt es, was dem Hauptbeſtandtheil der Pflanzen, dem vegetabiliſchen Eiweiß, den Stickſtoff liefert, nur das Ammoniak kann es ſein, aus dem ſich die blauen und rothen Farbeſtoffe in den Blumen bilden. In keiner andern Form als in der Form von Ammoniak bietet ſich den wild- *) Der Guano ſtammt auf dieſen Inſeln von zahlloſen Waſſervögeln, welche ſie zur Zeit der Brut bewohnen, es ſind die verfaulten Excre- mente derſelben, welche den Boden mit einer mehre Fuß hohen Schicht bedecken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/93
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/93>, abgerufen am 05.05.2024.