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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Gift, Contagien, Miasmen.
Ansteckung werden, und eine zweite und dritte Impfung ver-
mag ihn wieder zu entfernen.

In keinem Organe pflanzen sich chemische Actionen leichter
und schneller fort als in der Lunge, keine Art von Krankheiten
findet sich häufiger und ist gefährlicher, als die Lungenkrank-
heiten.

Wenn man annimmt, daß im Blute die chemische Action
und die Lebenskraft sich gegenseitig im Gleichgewichte halten,
so ist es als gewiß zu betrachten, daß in der Lunge selbst, in
welcher Luft und Blut sich mittelbar berühren, der chemische
Proceß bis zu einem gewissen Grade das Uebergewicht behaup-
tet, denn das Organ selbst ist von der Natur dazu eingerichtet,
um ihn zu begünstigen; es setzt der Veränderung, die das ve-
nöse Blut erleidet, keinen Widerstand entgegen.

Durch die Bewegung des Herzens wird der Contact der
Luft mit dem venösen Blut auf eine außerordentlich kurze Zeit
beschränkt, jeder ferneren bis über einen bestimmten Punkt hin-
aus sich erstreckenden Störung wird durch rasche Entfernung
des arteriellen Blutes vorgebeugt.

Eine jede Störung der Functionen des Herzens, eine jede,
wenn auch schwache chemische Action von Außen veranlaßt eine
Aenderung in dem Respirationsproceß, selbst feste Substanzen,
Staub von vegetabilischen (Mehl), thierischen (Wollenfasern)
und anorganischen Materien, sie wirken auf dieselbe Weise,
wie wenn sie in eine gesättigte, im Krystallisiren begriffene
Flüssigkeit gebracht werden, sie veranlassen eine Ablagerung
von festen Stoffen aus dem Blute, durch welche die Einwir-
kung der Luft gehindert wird.

Gelangen gasförmige, in Zersetzung begriffene Substanzen,
oder solche, welche eine chemische Action ausüben, wie Schwe-
felwasserstoffsäure, Kohlensäure etc. in die Lunge, so stellt sich

Gift, Contagien, Miasmen.
Anſteckung werden, und eine zweite und dritte Impfung ver-
mag ihn wieder zu entfernen.

In keinem Organe pflanzen ſich chemiſche Actionen leichter
und ſchneller fort als in der Lunge, keine Art von Krankheiten
findet ſich häufiger und iſt gefährlicher, als die Lungenkrank-
heiten.

Wenn man annimmt, daß im Blute die chemiſche Action
und die Lebenskraft ſich gegenſeitig im Gleichgewichte halten,
ſo iſt es als gewiß zu betrachten, daß in der Lunge ſelbſt, in
welcher Luft und Blut ſich mittelbar berühren, der chemiſche
Proceß bis zu einem gewiſſen Grade das Uebergewicht behaup-
tet, denn das Organ ſelbſt iſt von der Natur dazu eingerichtet,
um ihn zu begünſtigen; es ſetzt der Veränderung, die das ve-
nöſe Blut erleidet, keinen Widerſtand entgegen.

Durch die Bewegung des Herzens wird der Contact der
Luft mit dem venöſen Blut auf eine außerordentlich kurze Zeit
beſchränkt, jeder ferneren bis über einen beſtimmten Punkt hin-
aus ſich erſtreckenden Störung wird durch raſche Entfernung
des arteriellen Blutes vorgebeugt.

Eine jede Störung der Functionen des Herzens, eine jede,
wenn auch ſchwache chemiſche Action von Außen veranlaßt eine
Aenderung in dem Reſpirationsproceß, ſelbſt feſte Subſtanzen,
Staub von vegetabiliſchen (Mehl), thieriſchen (Wollenfaſern)
und anorganiſchen Materien, ſie wirken auf dieſelbe Weiſe,
wie wenn ſie in eine geſättigte, im Kryſtalliſiren begriffene
Flüſſigkeit gebracht werden, ſie veranlaſſen eine Ablagerung
von feſten Stoffen aus dem Blute, durch welche die Einwir-
kung der Luft gehindert wird.

Gelangen gasförmige, in Zerſetzung begriffene Subſtanzen,
oder ſolche, welche eine chemiſche Action ausüben, wie Schwe-
felwaſſerſtoffſäure, Kohlenſäure ꝛc. in die Lunge, ſo ſtellt ſich

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[336/0354] Gift, Contagien, Miasmen. Anſteckung werden, und eine zweite und dritte Impfung ver- mag ihn wieder zu entfernen. In keinem Organe pflanzen ſich chemiſche Actionen leichter und ſchneller fort als in der Lunge, keine Art von Krankheiten findet ſich häufiger und iſt gefährlicher, als die Lungenkrank- heiten. Wenn man annimmt, daß im Blute die chemiſche Action und die Lebenskraft ſich gegenſeitig im Gleichgewichte halten, ſo iſt es als gewiß zu betrachten, daß in der Lunge ſelbſt, in welcher Luft und Blut ſich mittelbar berühren, der chemiſche Proceß bis zu einem gewiſſen Grade das Uebergewicht behaup- tet, denn das Organ ſelbſt iſt von der Natur dazu eingerichtet, um ihn zu begünſtigen; es ſetzt der Veränderung, die das ve- nöſe Blut erleidet, keinen Widerſtand entgegen. Durch die Bewegung des Herzens wird der Contact der Luft mit dem venöſen Blut auf eine außerordentlich kurze Zeit beſchränkt, jeder ferneren bis über einen beſtimmten Punkt hin- aus ſich erſtreckenden Störung wird durch raſche Entfernung des arteriellen Blutes vorgebeugt. Eine jede Störung der Functionen des Herzens, eine jede, wenn auch ſchwache chemiſche Action von Außen veranlaßt eine Aenderung in dem Reſpirationsproceß, ſelbſt feſte Subſtanzen, Staub von vegetabiliſchen (Mehl), thieriſchen (Wollenfaſern) und anorganiſchen Materien, ſie wirken auf dieſelbe Weiſe, wie wenn ſie in eine geſättigte, im Kryſtalliſiren begriffene Flüſſigkeit gebracht werden, ſie veranlaſſen eine Ablagerung von feſten Stoffen aus dem Blute, durch welche die Einwir- kung der Luft gehindert wird. Gelangen gasförmige, in Zerſetzung begriffene Subſtanzen, oder ſolche, welche eine chemiſche Action ausüben, wie Schwe- felwaſſerſtoffſäure, Kohlenſäure ꝛc. in die Lunge, ſo ſtellt ſich

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/354>, abgerufen am 24.11.2024.