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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Gift, Contagien, Miasmen.
Einwirkung eine Ausgleichung zwischen beiden Kräften, eine
Veränderung ohne Vernichtung der Lebenskraft, eine arznei-
liche Wirkung
, oder der einwirkende Körper unterliegt, er
wird verdaut
, oder die chemische Action behält die Ober-
hand, er wirkt als Gift.

Alle Materien sind Nahrungsmittel, welche ihre Ei-
genthümlichkeit durch die Einwirkung der Lebenskraft verlieren,
ohne eine chemische Action auf das einwirkende Organ aus-
zuüben.

Eine andere Klasse ändert die Richtung, die Stärke, die
Intensität des Widerstandes (der Lebenskraft), in Folge welcher
ihre Träger, die Function ihrer Organe, verändert wird;
sie bringen eine Störung durch ihr Vorhandensein oder dadurch
hervor, daß sie selbst eine Veränderung erleiden, dieß sind
die Arzneimittel
.

Eine dritte Klasse heißen Gifte, wenn sie sich mit den
Organen oder Bestandtheilen der Organe zu verbinden ver-
mögen, und wenn dieses Streben stärker ist als der Wider-
stand durch die Lebenskraft.

Masse und Zustand ändern, wie sich von selbst ergiebt,
gänzlich die Art der chemischen Einwirkung.

Ein Arzneimittel wird in größerer Masse, die überall ein
Aequivalent für größere Verwandtschaft ist, als Gift, ein
Gift in kleinen Gaben als Arzneimittel wirken können.

Ein Nahrungsmittel wird Krankheit bewirken, es wird
Gift werden, wenn es durch seine Masse eine chemische Action
ausübt, oder wenn sein Zustand, seine Gegenwart die Bewe-
gung der Organe verlangsamt, hindert oder aufhebt.

Ein Körper wirkt als Gift, wenn alle Theile des Organs,
mit dem er in Berührung ist, zu einer chemischen Verbin-
dung mit ihm zusammengetreten sind; er kann als Arzneimit-

Gift, Contagien, Miasmen.
Einwirkung eine Ausgleichung zwiſchen beiden Kräften, eine
Veränderung ohne Vernichtung der Lebenskraft, eine arznei-
liche Wirkung
, oder der einwirkende Körper unterliegt, er
wird verdaut
, oder die chemiſche Action behält die Ober-
hand, er wirkt als Gift.

Alle Materien ſind Nahrungsmittel, welche ihre Ei-
genthümlichkeit durch die Einwirkung der Lebenskraft verlieren,
ohne eine chemiſche Action auf das einwirkende Organ aus-
zuüben.

Eine andere Klaſſe ändert die Richtung, die Stärke, die
Intenſität des Widerſtandes (der Lebenskraft), in Folge welcher
ihre Träger, die Function ihrer Organe, verändert wird;
ſie bringen eine Störung durch ihr Vorhandenſein oder dadurch
hervor, daß ſie ſelbſt eine Veränderung erleiden, dieß ſind
die Arzneimittel
.

Eine dritte Klaſſe heißen Gifte, wenn ſie ſich mit den
Organen oder Beſtandtheilen der Organe zu verbinden ver-
mögen, und wenn dieſes Streben ſtärker iſt als der Wider-
ſtand durch die Lebenskraft.

Maſſe und Zuſtand ändern, wie ſich von ſelbſt ergiebt,
gänzlich die Art der chemiſchen Einwirkung.

Ein Arzneimittel wird in größerer Maſſe, die überall ein
Aequivalent für größere Verwandtſchaft iſt, als Gift, ein
Gift in kleinen Gaben als Arzneimittel wirken können.

Ein Nahrungsmittel wird Krankheit bewirken, es wird
Gift werden, wenn es durch ſeine Maſſe eine chemiſche Action
ausübt, oder wenn ſein Zuſtand, ſeine Gegenwart die Bewe-
gung der Organe verlangſamt, hindert oder aufhebt.

Ein Körper wirkt als Gift, wenn alle Theile des Organs,
mit dem er in Berührung iſt, zu einer chemiſchen Verbin-
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[324/0342] Gift, Contagien, Miasmen. Einwirkung eine Ausgleichung zwiſchen beiden Kräften, eine Veränderung ohne Vernichtung der Lebenskraft, eine arznei- liche Wirkung, oder der einwirkende Körper unterliegt, er wird verdaut, oder die chemiſche Action behält die Ober- hand, er wirkt als Gift. Alle Materien ſind Nahrungsmittel, welche ihre Ei- genthümlichkeit durch die Einwirkung der Lebenskraft verlieren, ohne eine chemiſche Action auf das einwirkende Organ aus- zuüben. Eine andere Klaſſe ändert die Richtung, die Stärke, die Intenſität des Widerſtandes (der Lebenskraft), in Folge welcher ihre Träger, die Function ihrer Organe, verändert wird; ſie bringen eine Störung durch ihr Vorhandenſein oder dadurch hervor, daß ſie ſelbſt eine Veränderung erleiden, dieß ſind die Arzneimittel. Eine dritte Klaſſe heißen Gifte, wenn ſie ſich mit den Organen oder Beſtandtheilen der Organe zu verbinden ver- mögen, und wenn dieſes Streben ſtärker iſt als der Wider- ſtand durch die Lebenskraft. Maſſe und Zuſtand ändern, wie ſich von ſelbſt ergiebt, gänzlich die Art der chemiſchen Einwirkung. Ein Arzneimittel wird in größerer Maſſe, die überall ein Aequivalent für größere Verwandtſchaft iſt, als Gift, ein Gift in kleinen Gaben als Arzneimittel wirken können. Ein Nahrungsmittel wird Krankheit bewirken, es wird Gift werden, wenn es durch ſeine Maſſe eine chemiſche Action ausübt, oder wenn ſein Zuſtand, ſeine Gegenwart die Bewe- gung der Organe verlangſamt, hindert oder aufhebt. Ein Körper wirkt als Gift, wenn alle Theile des Organs, mit dem er in Berührung iſt, zu einer chemiſchen Verbin- dung mit ihm zuſammengetreten ſind; er kann als Arzneimit-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/342>, abgerufen am 24.11.2024.