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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Vermoderung. Papier, Braun- und Steinkohle.
mit dem die Seitenöffnungen, aus welchen das Gas strömte,
zugemauert wurden. Von diesem Augenblicke an hatte man
süßes Quellwasser.

In einer geringen Entfernung von den Braunkohlenlagern
von Dorheim entspringt die an Kohlensäure überaus reiche
Schwalheimer Mineralquelle, bei welcher Herr Salinendirector
Wilhelmi längst beim Ausräumen die Beobachtung gemacht
hat, daß sie sich auf dem Platze selbst aus süßem Wasser, was
von unten, und kohlensaurem Gas, was von der Seite kommt,
bildet. Die nämliche Erfahrung wurde von Herrn Oberberg-
rath Schapper bei dem berühmten Fachinger Brunnen ge-
macht.

Das kohlensaure Gas von den Kohlensäurequellen in der
Eifel ist nach Bischof nur selten gemengt mit Stickgas und
Sauerstoffgas; es ist höchst wahrscheinlich, daß es seinen Ur-
sprung einer ähnlichen Ursache verdankt; die Luft scheint we-
nigstens nicht den geringsten Antheil an der Bildung derselben
in den eigentlichen Säuerlingen zu nehmen; sie kann in der
That weder durch eine Verbrennung in niederer, noch in hö-
herer Temperatur gebildet worden sein; denn in diesem Fall
würde das kohlensaure Gas auch bei der vollkommensten Ver-
brennung mit 4/5 Stickgas gemengt sein, allein es enthält keine
Spur Stickgas. Die Blasen, welche unabsorbirt durch das
Wasser der Mineralquellen in die Höhe steigen, werden bis
auf einen unmeßbaren Rückstand von Kalilauge aufgenommen.

Die Dorheimer und Salzhäuser Braunkohle sind offenbar
durch eine ähnliche Ursache entstanden, wie die Laubacher, die
in der Nähe vorkommen, und da diese genau die Elemente
der Holzfaser, minus einer gewissen Quantität Kohlensäure ent-
halten, so scheint sich aus dieser Zusammensetzung von selbst
eine Erklärung zu ergeben.

Vermoderung. Papier, Braun- und Steinkohle.
mit dem die Seitenöffnungen, aus welchen das Gas ſtrömte,
zugemauert wurden. Von dieſem Augenblicke an hatte man
ſüßes Quellwaſſer.

In einer geringen Entfernung von den Braunkohlenlagern
von Dorheim entſpringt die an Kohlenſäure überaus reiche
Schwalheimer Mineralquelle, bei welcher Herr Salinendirector
Wilhelmi längſt beim Ausräumen die Beobachtung gemacht
hat, daß ſie ſich auf dem Platze ſelbſt aus ſüßem Waſſer, was
von unten, und kohlenſaurem Gas, was von der Seite kommt,
bildet. Die nämliche Erfahrung wurde von Herrn Oberberg-
rath Schapper bei dem berühmten Fachinger Brunnen ge-
macht.

Das kohlenſaure Gas von den Kohlenſäurequellen in der
Eifel iſt nach Biſchof nur ſelten gemengt mit Stickgas und
Sauerſtoffgas; es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß es ſeinen Ur-
ſprung einer ähnlichen Urſache verdankt; die Luft ſcheint we-
nigſtens nicht den geringſten Antheil an der Bildung derſelben
in den eigentlichen Säuerlingen zu nehmen; ſie kann in der
That weder durch eine Verbrennung in niederer, noch in hö-
herer Temperatur gebildet worden ſein; denn in dieſem Fall
würde das kohlenſaure Gas auch bei der vollkommenſten Ver-
brennung mit ⅘ Stickgas gemengt ſein, allein es enthält keine
Spur Stickgas. Die Blaſen, welche unabſorbirt durch das
Waſſer der Mineralquellen in die Höhe ſteigen, werden bis
auf einen unmeßbaren Rückſtand von Kalilauge aufgenommen.

Die Dorheimer und Salzhäuſer Braunkohle ſind offenbar
durch eine ähnliche Urſache entſtanden, wie die Laubacher, die
in der Nähe vorkommen, und da dieſe genau die Elemente
der Holzfaſer, minus einer gewiſſen Quantität Kohlenſäure ent-
halten, ſo ſcheint ſich aus dieſer Zuſammenſetzung von ſelbſt
eine Erklärung zu ergeben.

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[295/0313] Vermoderung. Papier, Braun- und Steinkohle. mit dem die Seitenöffnungen, aus welchen das Gas ſtrömte, zugemauert wurden. Von dieſem Augenblicke an hatte man ſüßes Quellwaſſer. In einer geringen Entfernung von den Braunkohlenlagern von Dorheim entſpringt die an Kohlenſäure überaus reiche Schwalheimer Mineralquelle, bei welcher Herr Salinendirector Wilhelmi längſt beim Ausräumen die Beobachtung gemacht hat, daß ſie ſich auf dem Platze ſelbſt aus ſüßem Waſſer, was von unten, und kohlenſaurem Gas, was von der Seite kommt, bildet. Die nämliche Erfahrung wurde von Herrn Oberberg- rath Schapper bei dem berühmten Fachinger Brunnen ge- macht. Das kohlenſaure Gas von den Kohlenſäurequellen in der Eifel iſt nach Biſchof nur ſelten gemengt mit Stickgas und Sauerſtoffgas; es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß es ſeinen Ur- ſprung einer ähnlichen Urſache verdankt; die Luft ſcheint we- nigſtens nicht den geringſten Antheil an der Bildung derſelben in den eigentlichen Säuerlingen zu nehmen; ſie kann in der That weder durch eine Verbrennung in niederer, noch in hö- herer Temperatur gebildet worden ſein; denn in dieſem Fall würde das kohlenſaure Gas auch bei der vollkommenſten Ver- brennung mit ⅘ Stickgas gemengt ſein, allein es enthält keine Spur Stickgas. Die Blaſen, welche unabſorbirt durch das Waſſer der Mineralquellen in die Höhe ſteigen, werden bis auf einen unmeßbaren Rückſtand von Kalilauge aufgenommen. Die Dorheimer und Salzhäuſer Braunkohle ſind offenbar durch eine ähnliche Urſache entſtanden, wie die Laubacher, die in der Nähe vorkommen, und da dieſe genau die Elemente der Holzfaſer, minus einer gewiſſen Quantität Kohlenſäure ent- halten, ſo ſcheint ſich aus dieſer Zuſammenſetzung von ſelbſt eine Erklärung zu ergeben.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/313>, abgerufen am 24.11.2024.