lich erfolgt, sobald die Cyansäure mit Wasser zusammenge- bracht wird; unter lebhaftem Aufbrausen verwandelt sie sich in Kohlensäure und Ammoniak.
Diese Zersetzung läßt sich als Typus aller Metamorphosen stickstoffhaltiger Körper betrachten, es ist die Fäulniß in ihrer reinsten und vollendetsten Form, denn die neuen Produkte, Kohlensäure und Ammoniak, sind keiner weiteren Metamorphose mehr fähig.
Eine ganz andere und weit verwickeltere Form nimmt aber die Fäulniß an, wenn die ersten Produkte, welche gebildet wer- den, einer fortschreitenden Veränderung unterliegen, sie zerfällt in diesen Fällen in mehrere Perioden, bei denen es unmöglich ist die Grenze zu bestimmen, wo die eine aufhört und die an- dere anfängt.
Die Metamorphose einer aus Kohlenstoff und Stickstoff be- stehenden Verbindung des Cyans, des einfachsten unter allen stickstoffhaltigen Körpern, giebt eine klare Vorstellung von der Mannigfaltigkeit der Produkte, die hierbei auftreten, es ist die einzige Fäulniß einer stickstoffhaltigen Substanz, die einigerma- ßen untersucht ist.
Eine Auflösung von Cyan im Wasser trübt sich nach kur- zer Zeit und setzt eine schwarze oder braun-schwarze Materie ab, welche die Ammoniakverbindung eines Kör- pers ist, der durch eine einfache Vereinigung von Cyan mit Wasser entsteht. Diese Substanz ist unlöslich im Wasser und entzieht sich durch ihren Zustand jeder weiteren Veränderung.
Eine zweite Metamorphose wird bedingt durch die Theilung des Cyans in die Elemente des Wassers, es entsteht Cyan- säure, indem sich eine gewisse Menge Cyan mit Sauerstoff verbindet, es bildet sich Blausäure, indem eine andere Por- tion Cyan sich mit dem freiwerdenden Wasserstoff vereinigt.
Metamorphoſen ſtickſtoffhaltiger Körper.
lich erfolgt, ſobald die Cyanſäure mit Waſſer zuſammenge- bracht wird; unter lebhaftem Aufbrauſen verwandelt ſie ſich in Kohlenſäure und Ammoniak.
Dieſe Zerſetzung läßt ſich als Typus aller Metamorphoſen ſtickſtoffhaltiger Körper betrachten, es iſt die Fäulniß in ihrer reinſten und vollendetſten Form, denn die neuen Produkte, Kohlenſäure und Ammoniak, ſind keiner weiteren Metamorphoſe mehr fähig.
Eine ganz andere und weit verwickeltere Form nimmt aber die Fäulniß an, wenn die erſten Produkte, welche gebildet wer- den, einer fortſchreitenden Veränderung unterliegen, ſie zerfällt in dieſen Fällen in mehrere Perioden, bei denen es unmöglich iſt die Grenze zu beſtimmen, wo die eine aufhört und die an- dere anfängt.
Die Metamorphoſe einer aus Kohlenſtoff und Stickſtoff be- ſtehenden Verbindung des Cyans, des einfachſten unter allen ſtickſtoffhaltigen Körpern, giebt eine klare Vorſtellung von der Mannigfaltigkeit der Produkte, die hierbei auftreten, es iſt die einzige Fäulniß einer ſtickſtoffhaltigen Subſtanz, die einigerma- ßen unterſucht iſt.
Eine Auflöſung von Cyan im Waſſer trübt ſich nach kur- zer Zeit und ſetzt eine ſchwarze oder braun-ſchwarze Materie ab, welche die Ammoniakverbindung eines Kör- pers iſt, der durch eine einfache Vereinigung von Cyan mit Waſſer entſteht. Dieſe Subſtanz iſt unlöslich im Waſſer und entzieht ſich durch ihren Zuſtand jeder weiteren Veränderung.
Eine zweite Metamorphoſe wird bedingt durch die Theilung des Cyans in die Elemente des Waſſers, es entſteht Cyan- ſäure, indem ſich eine gewiſſe Menge Cyan mit Sauerſtoff verbindet, es bildet ſich Blauſäure, indem eine andere Por- tion Cyan ſich mit dem freiwerdenden Waſſerſtoff vereinigt.
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Metamorphoſen ſtickſtoffhaltiger Körper.
lich erfolgt, ſobald die Cyanſäure mit Waſſer zuſammenge-
bracht wird; unter lebhaftem Aufbrauſen verwandelt ſie ſich in
Kohlenſäure und Ammoniak.
Dieſe Zerſetzung läßt ſich als Typus aller Metamorphoſen
ſtickſtoffhaltiger Körper betrachten, es iſt die Fäulniß in ihrer
reinſten und vollendetſten Form, denn die neuen Produkte,
Kohlenſäure und Ammoniak, ſind keiner weiteren Metamorphoſe
mehr fähig.
Eine ganz andere und weit verwickeltere Form nimmt aber
die Fäulniß an, wenn die erſten Produkte, welche gebildet wer-
den, einer fortſchreitenden Veränderung unterliegen, ſie zerfällt
in dieſen Fällen in mehrere Perioden, bei denen es unmöglich
iſt die Grenze zu beſtimmen, wo die eine aufhört und die an-
dere anfängt.
Die Metamorphoſe einer aus Kohlenſtoff und Stickſtoff be-
ſtehenden Verbindung des Cyans, des einfachſten unter allen
ſtickſtoffhaltigen Körpern, giebt eine klare Vorſtellung von der
Mannigfaltigkeit der Produkte, die hierbei auftreten, es iſt die
einzige Fäulniß einer ſtickſtoffhaltigen Subſtanz, die einigerma-
ßen unterſucht iſt.
Eine Auflöſung von Cyan im Waſſer trübt ſich nach kur-
zer Zeit und ſetzt eine ſchwarze oder braun-ſchwarze
Materie ab, welche die Ammoniakverbindung eines Kör-
pers iſt, der durch eine einfache Vereinigung von Cyan mit
Waſſer entſteht. Dieſe Subſtanz iſt unlöslich im Waſſer und
entzieht ſich durch ihren Zuſtand jeder weiteren Veränderung.
Eine zweite Metamorphoſe wird bedingt durch die Theilung
des Cyans in die Elemente des Waſſers, es entſteht Cyan-
ſäure, indem ſich eine gewiſſe Menge Cyan mit Sauerſtoff
verbindet, es bildet ſich Blauſäure, indem eine andere Por-
tion Cyan ſich mit dem freiwerdenden Waſſerſtoff vereinigt.
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/242>, abgerufen am 16.02.2025.
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