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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
beträgt, was man als Kraut, Stroh und Frucht hinwegnimmt,
daß das Regenwasser in einem Zeitraume von 6 bis 12 Jah-
ren in der Kohlensäure bei weitem mehr Kohlenstoff zuführt,
als dieser Dünger, so wird man seinen Einfluß nicht sehr
hoch anschlagen können.

Es bleibt demnach die eigentliche Wirkung der festen Ex-
cremente auf die anorganischen Materien beschränkt, welche dem
Boden wiedergegeben werden, nachdem sie ihm in der Form von
Getreide, von Wurzelgewächsen, von grünem und trocknem Fut-
ter genommen worden waren.

In dem Kuhdünger, den Excrementen der Schafe geben
wir dem Getreideland kieselsaures Kali und phosphorsaure
Salze, in den menschlichen Excrementen phosphorsauren Kalk
und Bittererde, in den Excrementen der Pferde phosphorsaure
Bittererde und kieselsaures Kali.

In dem Stroh, was als Streu gedient hat, bringen wir
eine neue Quantität von kieselsaurem Kali und phosphorsaure
Salze hinzu, wenn es verwes't ist, bleiben diese genau in
dem von der Pflanze assimilirbaren Zustande im Boden.

Wie man leicht bemerkt, ändert sich bei sorgfältiger Ver-
theilung und Sammlung des Düngers die Beschaffenheit des
Feldes nur wenig; ein Verlust einer gewissen Menge phos-
phorsaurer Salze ist demungeachtet unvermeidlich, denn wir
führen jedes Jahr in dem Getreide und gemästeten Vieh ein
bemerkbares Quantum aus, was den Umgebungen großer
Städte zufließt. In einer wohleingerichteten Wirthschaft muß
dieser Verlust ersetzt werden. Zum Theil geschieht dieß durch
die Wiesen.

Zu hundert Morgen Getreideland rechnet man in Deutsch-
land als nothwendiges Erforderniß einer zweckmäßigen Cultur,
20 Morgen Wiesen, welche durchschnittlich 500 Ctr. Heu pro-

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
beträgt, was man als Kraut, Stroh und Frucht hinwegnimmt,
daß das Regenwaſſer in einem Zeitraume von 6 bis 12 Jah-
ren in der Kohlenſäure bei weitem mehr Kohlenſtoff zuführt,
als dieſer Dünger, ſo wird man ſeinen Einfluß nicht ſehr
hoch anſchlagen können.

Es bleibt demnach die eigentliche Wirkung der feſten Ex-
cremente auf die anorganiſchen Materien beſchränkt, welche dem
Boden wiedergegeben werden, nachdem ſie ihm in der Form von
Getreide, von Wurzelgewächſen, von grünem und trocknem Fut-
ter genommen worden waren.

In dem Kuhdünger, den Excrementen der Schafe geben
wir dem Getreideland kieſelſaures Kali und phosphorſaure
Salze, in den menſchlichen Excrementen phosphorſauren Kalk
und Bittererde, in den Excrementen der Pferde phosphorſaure
Bittererde und kieſelſaures Kali.

In dem Stroh, was als Streu gedient hat, bringen wir
eine neue Quantität von kieſelſaurem Kali und phosphorſaure
Salze hinzu, wenn es verweſ’t iſt, bleiben dieſe genau in
dem von der Pflanze aſſimilirbaren Zuſtande im Boden.

Wie man leicht bemerkt, ändert ſich bei ſorgfältiger Ver-
theilung und Sammlung des Düngers die Beſchaffenheit des
Feldes nur wenig; ein Verluſt einer gewiſſen Menge phos-
phorſaurer Salze iſt demungeachtet unvermeidlich, denn wir
führen jedes Jahr in dem Getreide und gemäſteten Vieh ein
bemerkbares Quantum aus, was den Umgebungen großer
Städte zufließt. In einer wohleingerichteten Wirthſchaft muß
dieſer Verluſt erſetzt werden. Zum Theil geſchieht dieß durch
die Wieſen.

Zu hundert Morgen Getreideland rechnet man in Deutſch-
land als nothwendiges Erforderniß einer zweckmäßigen Cultur,
20 Morgen Wieſen, welche durchſchnittlich 500 Ctr. Heu pro-

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[162/0180] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. beträgt, was man als Kraut, Stroh und Frucht hinwegnimmt, daß das Regenwaſſer in einem Zeitraume von 6 bis 12 Jah- ren in der Kohlenſäure bei weitem mehr Kohlenſtoff zuführt, als dieſer Dünger, ſo wird man ſeinen Einfluß nicht ſehr hoch anſchlagen können. Es bleibt demnach die eigentliche Wirkung der feſten Ex- cremente auf die anorganiſchen Materien beſchränkt, welche dem Boden wiedergegeben werden, nachdem ſie ihm in der Form von Getreide, von Wurzelgewächſen, von grünem und trocknem Fut- ter genommen worden waren. In dem Kuhdünger, den Excrementen der Schafe geben wir dem Getreideland kieſelſaures Kali und phosphorſaure Salze, in den menſchlichen Excrementen phosphorſauren Kalk und Bittererde, in den Excrementen der Pferde phosphorſaure Bittererde und kieſelſaures Kali. In dem Stroh, was als Streu gedient hat, bringen wir eine neue Quantität von kieſelſaurem Kali und phosphorſaure Salze hinzu, wenn es verweſ’t iſt, bleiben dieſe genau in dem von der Pflanze aſſimilirbaren Zuſtande im Boden. Wie man leicht bemerkt, ändert ſich bei ſorgfältiger Ver- theilung und Sammlung des Düngers die Beſchaffenheit des Feldes nur wenig; ein Verluſt einer gewiſſen Menge phos- phorſaurer Salze iſt demungeachtet unvermeidlich, denn wir führen jedes Jahr in dem Getreide und gemäſteten Vieh ein bemerkbares Quantum aus, was den Umgebungen großer Städte zufließt. In einer wohleingerichteten Wirthſchaft muß dieſer Verluſt erſetzt werden. Zum Theil geſchieht dieß durch die Wieſen. Zu hundert Morgen Getreideland rechnet man in Deutſch- land als nothwendiges Erforderniß einer zweckmäßigen Cultur, 20 Morgen Wieſen, welche durchſchnittlich 500 Ctr. Heu pro-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/180>, abgerufen am 25.11.2024.