Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
kieselsaures Kali, das letztere ist in dem Heu, die ersteren
in den Körnern in überwiegender Menge zugegen gewesen.

In 10 Ctrn. Pferde-Excrementen bringen wir im Maximo
die anorganischen Substanzen von 60 Ctr. Heu oder von 83 Ctr.
Hafer (der Hafer hinterläßt nach de Saussure 3,1 p. c.
Asche) auf den Acker; dieß ist hinreichend, um 11/2 Ernten
Weizen mit Kali und phosphorsauren Salzen vollkommen zu
versehen.

Der Koth der Kühe, des Rindviehes und der Schafe ent-
hält, außer den vegetabilischen Materien, phosphorsauren Kalk,
Kochsalz und kieselsaures Kali; das Gewicht derselben wechselt
je nach der Fütterung von 9 bis 28 p. c., der Kuhkoth ent-
hält im frischen Zustande 86--90 p. c. Wasser.

Die festen menschlichen Excremente sind von Berzelius
einer genauen Analyse unterworfen worden, sie enthalten frisch
3/4 ihres Gewichts Wasser, ferner Stickstoff in sehr abwechseln-
den Verhältnissen, im Minimum 11/2, im Maximum 5 p. c.,
sie sind unter allen die stickstoffreichsten.

Berzelius erhielt von 100 Theilen trocknen Excremen-
ten, nach dem Einäschern, 15 Theile Asche, deren Hauptbe-
standtheile 10 Theile phosphorsauren Kalks und Bittererde
waren.

Gewiß können die vegetabilischen Materien, die wir in den
Excrementen der Thiere und Menschen auf die Felder bringen,
nicht ohne einigen Einfluß auf die Vegetation bleiben; indem
sie verwesen, werden sie den jungen Pflanzen Kohlensäure zur
Nahrung liefern, allein wenn man erwägt, daß ein gutbeschaf-
fener Boden nur von 6 bis 7 Jahren, beim Umlauf mit Es-
parsette und Luzerne nur von zwölf zu zwölf Jahren einmal
gedüngt wird, daß die Quantität des Kohlenstoffs, den man
als Dünger dem Acker zuführt, nur 5 bis 8 p. c. von dem

11

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
kieſelſaures Kali, das letztere iſt in dem Heu, die erſteren
in den Körnern in überwiegender Menge zugegen geweſen.

In 10 Ctrn. Pferde-Excrementen bringen wir im Maximo
die anorganiſchen Subſtanzen von 60 Ctr. Heu oder von 83 Ctr.
Hafer (der Hafer hinterläßt nach de Sauſſure 3,1 p. c.
Aſche) auf den Acker; dieß iſt hinreichend, um 1½ Ernten
Weizen mit Kali und phosphorſauren Salzen vollkommen zu
verſehen.

Der Koth der Kühe, des Rindviehes und der Schafe ent-
hält, außer den vegetabiliſchen Materien, phosphorſauren Kalk,
Kochſalz und kieſelſaures Kali; das Gewicht derſelben wechſelt
je nach der Fütterung von 9 bis 28 p. c., der Kuhkoth ent-
hält im friſchen Zuſtande 86—90 p. c. Waſſer.

Die feſten menſchlichen Excremente ſind von Berzelius
einer genauen Analyſe unterworfen worden, ſie enthalten friſch
¾ ihres Gewichts Waſſer, ferner Stickſtoff in ſehr abwechſeln-
den Verhältniſſen, im Minimum 1½, im Maximum 5 p. c.,
ſie ſind unter allen die ſtickſtoffreichſten.

Berzelius erhielt von 100 Theilen trocknen Excremen-
ten, nach dem Einäſchern, 15 Theile Aſche, deren Hauptbe-
ſtandtheile 10 Theile phosphorſauren Kalks und Bittererde
waren.

Gewiß können die vegetabiliſchen Materien, die wir in den
Excrementen der Thiere und Menſchen auf die Felder bringen,
nicht ohne einigen Einfluß auf die Vegetation bleiben; indem
ſie verweſen, werden ſie den jungen Pflanzen Kohlenſäure zur
Nahrung liefern, allein wenn man erwägt, daß ein gutbeſchaf-
fener Boden nur von 6 bis 7 Jahren, beim Umlauf mit Es-
parſette und Luzerne nur von zwölf zu zwölf Jahren einmal
gedüngt wird, daß die Quantität des Kohlenſtoffs, den man
als Dünger dem Acker zuführt, nur 5 bis 8 p. c. von dem

11
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0179" n="161"/><fw place="top" type="header">Die Wech&#x017F;elwirth&#x017F;chaft und der Dünger.</fw><lb/>
kie&#x017F;el&#x017F;aures Kali, das letztere i&#x017F;t in dem Heu, die er&#x017F;teren<lb/>
in den Körnern in überwiegender Menge zugegen gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>In 10 Ctrn. Pferde-Excrementen bringen wir im Maximo<lb/>
die anorgani&#x017F;chen Sub&#x017F;tanzen von 60 Ctr. Heu oder von 83 Ctr.<lb/>
Hafer (der Hafer hinterläßt nach <hi rendition="#g">de Sau&#x017F;&#x017F;ure</hi> 3,1 <hi rendition="#aq">p. c.</hi><lb/>
A&#x017F;che) auf den Acker; dieß i&#x017F;t hinreichend, um 1½ Ernten<lb/>
Weizen mit Kali und phosphor&#x017F;auren Salzen vollkommen zu<lb/>
ver&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Der Koth der Kühe, des Rindviehes und der Schafe ent-<lb/>
hält, außer den vegetabili&#x017F;chen Materien, phosphor&#x017F;auren Kalk,<lb/>
Koch&#x017F;alz und kie&#x017F;el&#x017F;aures Kali; das Gewicht der&#x017F;elben wech&#x017F;elt<lb/>
je nach der Fütterung von 9 bis 28 <hi rendition="#aq">p. c.,</hi> der Kuhkoth ent-<lb/>
hält im fri&#x017F;chen Zu&#x017F;tande 86&#x2014;90 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> Wa&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
          <p>Die fe&#x017F;ten men&#x017F;chlichen Excremente &#x017F;ind von <hi rendition="#g">Berzelius</hi><lb/>
einer genauen Analy&#x017F;e unterworfen worden, &#x017F;ie enthalten fri&#x017F;ch<lb/>
¾ ihres Gewichts Wa&#x017F;&#x017F;er, ferner Stick&#x017F;toff in &#x017F;ehr abwech&#x017F;eln-<lb/>
den Verhältni&#x017F;&#x017F;en, im Minimum 1½, im Maximum 5 <hi rendition="#aq">p. c.,</hi><lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ind unter allen die &#x017F;tick&#x017F;toffreich&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Berzelius</hi> erhielt von 100 Theilen trocknen Excremen-<lb/>
ten, nach dem Einä&#x017F;chern, 15 Theile A&#x017F;che, deren Hauptbe-<lb/>
&#x017F;tandtheile 10 Theile phosphor&#x017F;auren Kalks und Bittererde<lb/>
waren.</p><lb/>
          <p>Gewiß können die vegetabili&#x017F;chen Materien, die wir in den<lb/>
Excrementen der Thiere und Men&#x017F;chen auf die Felder bringen,<lb/>
nicht ohne einigen Einfluß auf die Vegetation bleiben; indem<lb/>
&#x017F;ie verwe&#x017F;en, werden &#x017F;ie den jungen Pflanzen Kohlen&#x017F;äure zur<lb/>
Nahrung liefern, allein wenn man erwägt, daß ein gutbe&#x017F;chaf-<lb/>
fener Boden nur von 6 bis 7 Jahren, beim Umlauf mit Es-<lb/>
par&#x017F;ette und Luzerne nur von zwölf zu zwölf Jahren einmal<lb/>
gedüngt wird, daß die Quantität des Kohlen&#x017F;toffs, den man<lb/>
als Dünger dem Acker zuführt, nur 5 bis 8 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> von dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0179] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. kieſelſaures Kali, das letztere iſt in dem Heu, die erſteren in den Körnern in überwiegender Menge zugegen geweſen. In 10 Ctrn. Pferde-Excrementen bringen wir im Maximo die anorganiſchen Subſtanzen von 60 Ctr. Heu oder von 83 Ctr. Hafer (der Hafer hinterläßt nach de Sauſſure 3,1 p. c. Aſche) auf den Acker; dieß iſt hinreichend, um 1½ Ernten Weizen mit Kali und phosphorſauren Salzen vollkommen zu verſehen. Der Koth der Kühe, des Rindviehes und der Schafe ent- hält, außer den vegetabiliſchen Materien, phosphorſauren Kalk, Kochſalz und kieſelſaures Kali; das Gewicht derſelben wechſelt je nach der Fütterung von 9 bis 28 p. c., der Kuhkoth ent- hält im friſchen Zuſtande 86—90 p. c. Waſſer. Die feſten menſchlichen Excremente ſind von Berzelius einer genauen Analyſe unterworfen worden, ſie enthalten friſch ¾ ihres Gewichts Waſſer, ferner Stickſtoff in ſehr abwechſeln- den Verhältniſſen, im Minimum 1½, im Maximum 5 p. c., ſie ſind unter allen die ſtickſtoffreichſten. Berzelius erhielt von 100 Theilen trocknen Excremen- ten, nach dem Einäſchern, 15 Theile Aſche, deren Hauptbe- ſtandtheile 10 Theile phosphorſauren Kalks und Bittererde waren. Gewiß können die vegetabiliſchen Materien, die wir in den Excrementen der Thiere und Menſchen auf die Felder bringen, nicht ohne einigen Einfluß auf die Vegetation bleiben; indem ſie verweſen, werden ſie den jungen Pflanzen Kohlenſäure zur Nahrung liefern, allein wenn man erwägt, daß ein gutbeſchaf- fener Boden nur von 6 bis 7 Jahren, beim Umlauf mit Es- parſette und Luzerne nur von zwölf zu zwölf Jahren einmal gedüngt wird, daß die Quantität des Kohlenſtoffs, den man als Dünger dem Acker zuführt, nur 5 bis 8 p. c. von dem 11

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/179
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/179>, abgerufen am 05.05.2024.