Wenn wir nun annehmen, daß das Heu, nach Boussin- gault's Analysen, welche das meiste Vertrauen verdienen, ein p. c. Stickstoff enthält, so wird eine Kuh in 25 Lb Heu, was sie täglich zu sich nimmt, 1/4 Lb Stickstoff zu ihrer Nah- rung assimilirt haben. Diese Stickstoffmenge würde, in Mus- kelfaser verwandelt, 8,3 Lb Fleisch in seinem natürlichen Zu- stande gegeben haben *).
Die Zunahme an Masse beträgt täglich bei weitem weniger als dieß Gewicht und wir finden in der That im Harn und in der Milch den Stickstoff, der hier zu fehlen scheint. Die milchgebende Kuh giebt weniger und einen an Stickstoff ärme- ren Harn, als im gewöhnlichen Zustande; so lange sie reichlich Milch giebt, kann sie nicht gemästet werden.
Es sind mithin die flüssigen Excremente, in denen wir den nicht assimilirten Stickstoff zu suchen haben; wenn die festen auf die Vegetabilien überhaupt von Einfluß sind, so beruht er nicht auf ihrem Stickstoffgehalt; ein dem trocknen Koth gleiches Heu, müßte sonst dieselbe Wirkung äußern d. h. 20--25 Lb Heu müßten, in das Feld gebracht, soviel wirken, als 100 Lb
*) 100 Lb frisches Fleisch enthalten durchschnittlich 15,86 Muskelfaser; in 100 Theilen der letzteren sind 18 Theile Stickstoff.
Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
100 Theile friſcher Excremente enthielten:
Stickſtoff . . . . . . . . . 0,506
Kohlenſtoff . . . . . . . . 6,204
Waſſerſtoff . . . . . . . . 0,824
Sauerſtoff . . . . . . . . . 4,818
Aſche . . . . . . . . . . 1,748
Waſſer . . . . . . . . . . 85,900
100,000
Wenn wir nun annehmen, daß das Heu, nach Bouſſin- gault’s Analyſen, welche das meiſte Vertrauen verdienen, ein p. c. Stickſtoff enthält, ſo wird eine Kuh in 25 ℔ Heu, was ſie täglich zu ſich nimmt, ¼ ℔ Stickſtoff zu ihrer Nah- rung aſſimilirt haben. Dieſe Stickſtoffmenge würde, in Mus- kelfaſer verwandelt, 8,3 ℔ Fleiſch in ſeinem natürlichen Zu- ſtande gegeben haben *).
Die Zunahme an Maſſe beträgt täglich bei weitem weniger als dieß Gewicht und wir finden in der That im Harn und in der Milch den Stickſtoff, der hier zu fehlen ſcheint. Die milchgebende Kuh giebt weniger und einen an Stickſtoff ärme- ren Harn, als im gewöhnlichen Zuſtande; ſo lange ſie reichlich Milch giebt, kann ſie nicht gemäſtet werden.
Es ſind mithin die flüſſigen Excremente, in denen wir den nicht aſſimilirten Stickſtoff zu ſuchen haben; wenn die feſten auf die Vegetabilien überhaupt von Einfluß ſind, ſo beruht er nicht auf ihrem Stickſtoffgehalt; ein dem trocknen Koth gleiches Heu, müßte ſonſt dieſelbe Wirkung äußern d. h. 20—25 ℔ Heu müßten, in das Feld gebracht, ſoviel wirken, als 100 ℔
*) 100 ℔ friſches Fleiſch enthalten durchſchnittlich 15,86 Muskelfaſer; in 100 Theilen der letzteren ſind 18 Theile Stickſtoff.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0177"n="159"/><fwplace="top"type="header">Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.</fw><lb/><p>100 Theile friſcher Excremente enthielten:</p><lb/><list><item>Stickſtoff . . . . . . . . . 0,506</item><lb/><item>Kohlenſtoff . . . . . . . . 6,204</item><lb/><item>Waſſerſtoff . . . . . . . . 0,824</item><lb/><item>Sauerſtoff . . . . . . . . . 4,818</item><lb/><item>Aſche . . . . . . . . . . 1,748</item><lb/><item>Waſſer . . . . . . . . <hirendition="#u">. . 85,900</hi></item><lb/><item>100,000</item></list><lb/><p>Wenn wir nun annehmen, daß das Heu, nach <hirendition="#g">Bouſſin-<lb/>
gault</hi>’s Analyſen, welche das meiſte Vertrauen verdienen,<lb/>
ein <hirendition="#aq">p. c.</hi> Stickſtoff enthält, ſo wird eine Kuh in 25 ℔ Heu,<lb/>
was ſie täglich zu ſich nimmt, ¼ ℔ Stickſtoff zu ihrer Nah-<lb/>
rung aſſimilirt haben. Dieſe Stickſtoffmenge würde, in Mus-<lb/>
kelfaſer verwandelt, 8,3 ℔ Fleiſch in ſeinem natürlichen Zu-<lb/>ſtande gegeben haben <noteplace="foot"n="*)">100 ℔ friſches Fleiſch enthalten durchſchnittlich 15,86 Muskelfaſer; in<lb/>
100 Theilen der letzteren ſind 18 Theile Stickſtoff.</note>.</p><lb/><p>Die Zunahme an Maſſe beträgt täglich bei weitem weniger<lb/>
als dieß Gewicht und wir finden in der That im Harn und<lb/>
in der Milch den Stickſtoff, der hier zu fehlen ſcheint. Die<lb/>
milchgebende Kuh giebt weniger und einen an Stickſtoff ärme-<lb/>
ren Harn, als im gewöhnlichen Zuſtande; ſo lange ſie reichlich<lb/>
Milch giebt, kann ſie nicht gemäſtet werden.</p><lb/><p>Es ſind mithin die flüſſigen Excremente, in denen wir den<lb/>
nicht aſſimilirten Stickſtoff zu ſuchen haben; wenn die feſten<lb/>
auf die Vegetabilien überhaupt von Einfluß ſind, ſo beruht er<lb/>
nicht auf ihrem Stickſtoffgehalt; ein dem trocknen Koth gleiches<lb/>
Heu, müßte ſonſt dieſelbe Wirkung äußern d. h. 20—25 ℔<lb/>
Heu müßten, in das Feld gebracht, ſoviel wirken, als 100 ℔<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[159/0177]
Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
100 Theile friſcher Excremente enthielten:
Stickſtoff . . . . . . . . . 0,506
Kohlenſtoff . . . . . . . . 6,204
Waſſerſtoff . . . . . . . . 0,824
Sauerſtoff . . . . . . . . . 4,818
Aſche . . . . . . . . . . 1,748
Waſſer . . . . . . . . . . 85,900
100,000
Wenn wir nun annehmen, daß das Heu, nach Bouſſin-
gault’s Analyſen, welche das meiſte Vertrauen verdienen,
ein p. c. Stickſtoff enthält, ſo wird eine Kuh in 25 ℔ Heu,
was ſie täglich zu ſich nimmt, ¼ ℔ Stickſtoff zu ihrer Nah-
rung aſſimilirt haben. Dieſe Stickſtoffmenge würde, in Mus-
kelfaſer verwandelt, 8,3 ℔ Fleiſch in ſeinem natürlichen Zu-
ſtande gegeben haben *).
Die Zunahme an Maſſe beträgt täglich bei weitem weniger
als dieß Gewicht und wir finden in der That im Harn und
in der Milch den Stickſtoff, der hier zu fehlen ſcheint. Die
milchgebende Kuh giebt weniger und einen an Stickſtoff ärme-
ren Harn, als im gewöhnlichen Zuſtande; ſo lange ſie reichlich
Milch giebt, kann ſie nicht gemäſtet werden.
Es ſind mithin die flüſſigen Excremente, in denen wir den
nicht aſſimilirten Stickſtoff zu ſuchen haben; wenn die feſten
auf die Vegetabilien überhaupt von Einfluß ſind, ſo beruht er
nicht auf ihrem Stickſtoffgehalt; ein dem trocknen Koth gleiches
Heu, müßte ſonſt dieſelbe Wirkung äußern d. h. 20—25 ℔
Heu müßten, in das Feld gebracht, ſoviel wirken, als 100 ℔
*) 100 ℔ friſches Fleiſch enthalten durchſchnittlich 15,86 Muskelfaſer; in
100 Theilen der letzteren ſind 18 Theile Stickſtoff.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/177>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.