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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
stellung über ihre chemische Beschaffenheit, in Hinsicht auf ih-
ren Stickstoffgehalt machen können, wenn man die Excremente
eines Hundes mit seiner Nahrung vergleicht. Wir geben dem
Hunde Fleisch und Knochen, beide sind reich an organischen
stickstoffhaltigen Substanzen, und wir erhalten als das Resul-
tat ihrer Verdauung ein völlig weißes, mit Feuchtigkeit durch-
drungenes Excrement, was in der Luft zu einem trockenen Pulver
zerfällt und was, außer dem phosphorsauren Kalk der
Knochen, kaum 1/100 einer fremden orgaanischen Substanz ent-
hält.

Der ganze Ernährungsproceß im Thier, ist eine fortschrei-
tende Entziehung des Stickstoffs aller zugeführten Nahrungs-
mittel; was sie in irgend einer Form als Excremente von sich
geben, muß, in Summa, weniger Stickstoff als das Futter oder
die Speise enthalten.

Einen directen Beleg hierzu liefern uns die Analysen des
Pferdemistes von Macaire und Marcet; er war frisch
gesammelt und unter der Luftpumpe über Schwefelsäure aller
Feuchtigkeit beraubt worden. 100 Theile davon (entsprechend
im frischen Zustande 350--400 Theilen) enthielten 0,8 Stick-
stoff. Jedermann, welcher einige Erfahrung in dieser Art von
Bestimmungen hat, weiß, daß ein Gehalt, der unter einem
Procent beträgt, nicht mehr mit Genauigkeit bestimmbar ist.
Man nimmt immer noch ein Maximum an, wenn man ihn
auf die Hälfte herabsetzt. Ganz frei an Stickstoff sind übri-
gens die Excremente des Pferdes nicht; denn sie ent-
wickeln, mit Kali geschmolzen, geringe Quantitäten Am-
moniak.

Die Excremente der Kuh geben beim Verbrennen mit Ku-
pferoxid ein Gas, was auf 30 bis 26 Volumen Kohlensäure,
1 Volumen Stickgas enthielt.

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
ſtellung über ihre chemiſche Beſchaffenheit, in Hinſicht auf ih-
ren Stickſtoffgehalt machen können, wenn man die Excremente
eines Hundes mit ſeiner Nahrung vergleicht. Wir geben dem
Hunde Fleiſch und Knochen, beide ſind reich an organiſchen
ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen, und wir erhalten als das Reſul-
tat ihrer Verdauung ein völlig weißes, mit Feuchtigkeit durch-
drungenes Excrement, was in der Luft zu einem trockenen Pulver
zerfällt und was, außer dem phosphorſauren Kalk der
Knochen, kaum 1/100 einer fremden orgaaniſchen Subſtanz ent-
hält.

Der ganze Ernährungsproceß im Thier, iſt eine fortſchrei-
tende Entziehung des Stickſtoffs aller zugeführten Nahrungs-
mittel; was ſie in irgend einer Form als Excremente von ſich
geben, muß, in Summa, weniger Stickſtoff als das Futter oder
die Speiſe enthalten.

Einen directen Beleg hierzu liefern uns die Analyſen des
Pferdemiſtes von Macaire und Marcet; er war friſch
geſammelt und unter der Luftpumpe über Schwefelſäure aller
Feuchtigkeit beraubt worden. 100 Theile davon (entſprechend
im friſchen Zuſtande 350—400 Theilen) enthielten 0,8 Stick-
ſtoff. Jedermann, welcher einige Erfahrung in dieſer Art von
Beſtimmungen hat, weiß, daß ein Gehalt, der unter einem
Procent beträgt, nicht mehr mit Genauigkeit beſtimmbar iſt.
Man nimmt immer noch ein Maximum an, wenn man ihn
auf die Hälfte herabſetzt. Ganz frei an Stickſtoff ſind übri-
gens die Excremente des Pferdes nicht; denn ſie ent-
wickeln, mit Kali geſchmolzen, geringe Quantitäten Am-
moniak.

Die Excremente der Kuh geben beim Verbrennen mit Ku-
pferoxid ein Gas, was auf 30 bis 26 Volumen Kohlenſäure,
1 Volumen Stickgas enthielt.

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[158/0176] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. ſtellung über ihre chemiſche Beſchaffenheit, in Hinſicht auf ih- ren Stickſtoffgehalt machen können, wenn man die Excremente eines Hundes mit ſeiner Nahrung vergleicht. Wir geben dem Hunde Fleiſch und Knochen, beide ſind reich an organiſchen ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen, und wir erhalten als das Reſul- tat ihrer Verdauung ein völlig weißes, mit Feuchtigkeit durch- drungenes Excrement, was in der Luft zu einem trockenen Pulver zerfällt und was, außer dem phosphorſauren Kalk der Knochen, kaum 1/100 einer fremden orgaaniſchen Subſtanz ent- hält. Der ganze Ernährungsproceß im Thier, iſt eine fortſchrei- tende Entziehung des Stickſtoffs aller zugeführten Nahrungs- mittel; was ſie in irgend einer Form als Excremente von ſich geben, muß, in Summa, weniger Stickſtoff als das Futter oder die Speiſe enthalten. Einen directen Beleg hierzu liefern uns die Analyſen des Pferdemiſtes von Macaire und Marcet; er war friſch geſammelt und unter der Luftpumpe über Schwefelſäure aller Feuchtigkeit beraubt worden. 100 Theile davon (entſprechend im friſchen Zuſtande 350—400 Theilen) enthielten 0,8 Stick- ſtoff. Jedermann, welcher einige Erfahrung in dieſer Art von Beſtimmungen hat, weiß, daß ein Gehalt, der unter einem Procent beträgt, nicht mehr mit Genauigkeit beſtimmbar iſt. Man nimmt immer noch ein Maximum an, wenn man ihn auf die Hälfte herabſetzt. Ganz frei an Stickſtoff ſind übri- gens die Excremente des Pferdes nicht; denn ſie ent- wickeln, mit Kali geſchmolzen, geringe Quantitäten Am- moniak. Die Excremente der Kuh geben beim Verbrennen mit Ku- pferoxid ein Gas, was auf 30 bis 26 Volumen Kohlenſäure, 1 Volumen Stickgas enthielt.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/176>, abgerufen am 25.11.2024.