Jahrhunderten gesammelte Alkali empfängt, Laubholz gedeiht, daß Spartium scoparium, Erysimum latifolium, Blitum capitatum, Senecio viscosus, lauter Pflanzen, welche eine an Alkali höchst reiche Asche geben, auf Brandstätten in üppiger Fülle emporsprossen.
Nach Wermuth gedeiht kein Weizen, und umgekehrt auf Weizen kein Wermuth, sie schaden sich gegenseitig, insofern sie sich des Alkalis im Boden bemächtigen.
Hundert Theile Weizenstengel geben 15,5 Asche (H. Davy), 100 Theile trockner Gerstenstengel 8,54 Theile Asche (Schra- der), 100 Theile Haferstengel nur 4,42 Asche; diese Asche ist bei allen diesen Pflanzen von einerlei Zusammensetzung.
Sieht man hier nicht genau, was die Pflanze bedarf? Auf einem und demselben Felde, das nur eine Ernte Weizen liefert, läßt sich zweimal Gerste und dreimal Hafer bauen.
Alle Grasarten bedürfen des kieselsauren Kalis; es ist kie- selsaures Kali, was beim Wässern der Wiesen dem Boden zu- geführt, was in dem Boden aufgeschlossen wird; in Gräben und in kleinen Bächen, an Stellen, wo durch den Wechsel des Wassers die aufgelös'te Kieselerde sich unaufhörlich erneuert, auf kalireichem Letten- und Thonboden, in Sümpfen gedeihen die Equisetaceen, die Schilf- und Rohrarten, welche so große Mengen Kieselerde oder kieselsaures Kali enthalten, in der größten Ueppigkeit.
Die Menge von kieselsaurem Kali, welches in der Form von Heu den Wiesen jährlich genommen wird, ist sehr beträcht- lich. Man darf sich nur an die zusammengeschmolzene glas- artige Masse erinnern, die man nach einem Gewitter zwischen Mannheim und Heidelberg auf einer Wiese fand, und für einen Meteorstein hielt; es war, wie die Untersuchung ergab, kieselsaures Kali; der Blitz hatte in einen Heuhaufen einge-
Die Cultur.
Jahrhunderten geſammelte Alkali empfängt, Laubholz gedeiht, daß Spartium scoparium, Erysimum latifolium, Blitum capitatum, Senecio viscosus, lauter Pflanzen, welche eine an Alkali höchſt reiche Aſche geben, auf Brandſtätten in üppiger Fülle emporſproſſen.
Nach Wermuth gedeiht kein Weizen, und umgekehrt auf Weizen kein Wermuth, ſie ſchaden ſich gegenſeitig, inſofern ſie ſich des Alkalis im Boden bemächtigen.
Hundert Theile Weizenſtengel geben 15,5 Aſche (H. Davy), 100 Theile trockner Gerſtenſtengel 8,54 Theile Aſche (Schra- der), 100 Theile Haferſtengel nur 4,42 Aſche; dieſe Aſche iſt bei allen dieſen Pflanzen von einerlei Zuſammenſetzung.
Sieht man hier nicht genau, was die Pflanze bedarf? Auf einem und demſelben Felde, das nur eine Ernte Weizen liefert, läßt ſich zweimal Gerſte und dreimal Hafer bauen.
Alle Grasarten bedürfen des kieſelſauren Kalis; es iſt kie- ſelſaures Kali, was beim Wäſſern der Wieſen dem Boden zu- geführt, was in dem Boden aufgeſchloſſen wird; in Gräben und in kleinen Bächen, an Stellen, wo durch den Wechſel des Waſſers die aufgelöſ’te Kieſelerde ſich unaufhörlich erneuert, auf kalireichem Letten- und Thonboden, in Sümpfen gedeihen die Equiſetaceen, die Schilf- und Rohrarten, welche ſo große Mengen Kieſelerde oder kieſelſaures Kali enthalten, in der größten Ueppigkeit.
Die Menge von kieſelſaurem Kali, welches in der Form von Heu den Wieſen jährlich genommen wird, iſt ſehr beträcht- lich. Man darf ſich nur an die zuſammengeſchmolzene glas- artige Maſſe erinnern, die man nach einem Gewitter zwiſchen Mannheim und Heidelberg auf einer Wieſe fand, und für einen Meteorſtein hielt; es war, wie die Unterſuchung ergab, kieſelſaures Kali; der Blitz hatte in einen Heuhaufen einge-
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Die Cultur.
Jahrhunderten geſammelte Alkali empfängt, Laubholz gedeiht,
daß Spartium scoparium, Erysimum latifolium, Blitum
capitatum, Senecio viscosus, lauter Pflanzen, welche eine an
Alkali höchſt reiche Aſche geben, auf Brandſtätten in üppiger
Fülle emporſproſſen.
Nach Wermuth gedeiht kein Weizen, und umgekehrt auf
Weizen kein Wermuth, ſie ſchaden ſich gegenſeitig, inſofern ſie
ſich des Alkalis im Boden bemächtigen.
Hundert Theile Weizenſtengel geben 15,5 Aſche (H. Davy),
100 Theile trockner Gerſtenſtengel 8,54 Theile Aſche (Schra-
der), 100 Theile Haferſtengel nur 4,42 Aſche; dieſe Aſche
iſt bei allen dieſen Pflanzen von einerlei Zuſammenſetzung.
Sieht man hier nicht genau, was die Pflanze bedarf?
Auf einem und demſelben Felde, das nur eine Ernte Weizen
liefert, läßt ſich zweimal Gerſte und dreimal Hafer bauen.
Alle Grasarten bedürfen des kieſelſauren Kalis; es iſt kie-
ſelſaures Kali, was beim Wäſſern der Wieſen dem Boden zu-
geführt, was in dem Boden aufgeſchloſſen wird; in Gräben
und in kleinen Bächen, an Stellen, wo durch den Wechſel des
Waſſers die aufgelöſ’te Kieſelerde ſich unaufhörlich erneuert,
auf kalireichem Letten- und Thonboden, in Sümpfen gedeihen
die Equiſetaceen, die Schilf- und Rohrarten, welche ſo große
Mengen Kieſelerde oder kieſelſaures Kali enthalten, in der
größten Ueppigkeit.
Die Menge von kieſelſaurem Kali, welches in der Form
von Heu den Wieſen jährlich genommen wird, iſt ſehr beträcht-
lich. Man darf ſich nur an die zuſammengeſchmolzene glas-
artige Maſſe erinnern, die man nach einem Gewitter zwiſchen
Mannheim und Heidelberg auf einer Wieſe fand, und für
einen Meteorſtein hielt; es war, wie die Unterſuchung ergab,
kieſelſaures Kali; der Blitz hatte in einen Heuhaufen einge-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/155>, abgerufen am 22.07.2024.
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