Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Cultur.
zin von Alkalien in einem von den Wurzeln der Pflanzen as-
similirbaren Zustande enthalten.

Die schönen Versuche von Struve haben dargethan, daß
ein kohlensäurehaltiges Wasser, die Gebirgsarten, welche Alka-
lien enthalten, zerlegt, daß es einen Gehalt von kohlensaurem
Alkali empfängt. Es ist klar, daß die Pflanzen selbst, insofern
ihre Ueberreste durch Verwesung Kohlensäure erzeugen, insofern
ihre Wurzeln im lebenden Zustande Säuren ausschwitzen, nicht
minder kräftig dem Zusammenhang der Gebirgsarten entgegen-
wirken.

Neben der Einwirkung der Luft, des Wassers und Tempe-
raturwechsels, sind die Pflanzen selbst, die mächtigsten Ursachen
der Verwitterung.

Luft, Wasser, Temperaturwechsel bewirken die Vorbereitung
der Felsarten zu ihrer Aufschließung, d. h. zur Auflösung der
darinn enthaltenen Alkalien durch die Pflanzen.

Auf einem Boden, welcher Jahrhunderte lang allen Ursa-
chen der Verwitterung ausgesetzt gewesen ist, von dem aber die
aufgeschlossenen Alkalien nicht fortgeführt wurden, werden alle
Vegetabilien, die zu ihrer Entwickelung beträchtliche Mengen
Alkalien bedürfen, eine lange Reihe von Jahren hindurch hin-
reichende Nahrung finden, allein nach und nach muß er er-
schöpft werden, wenn das Alkali, was ihm entzogen wurde,
nicht wieder ersetzt wird; es muß ein Punkt eintreten, wo er
von Zeit zu Zeit der Verwitterung wieder ausgesetzt werden
muß, um einer neuen Ernte Vorrath von auflösbaren Alkalien
zu geben.

So wenig Alkali es auch im Ganzen betragen mag, was
die Pflanzen bedürfen, sie kommen ohne dieses Alkali nicht zur
Entwickelung; sie können es nicht entbehren.

Nach einem Zeitraume von einem oder mehreren Jahren,

Die Cultur.
zin von Alkalien in einem von den Wurzeln der Pflanzen aſ-
ſimilirbaren Zuſtande enthalten.

Die ſchönen Verſuche von Struve haben dargethan, daß
ein kohlenſäurehaltiges Waſſer, die Gebirgsarten, welche Alka-
lien enthalten, zerlegt, daß es einen Gehalt von kohlenſaurem
Alkali empfängt. Es iſt klar, daß die Pflanzen ſelbſt, inſofern
ihre Ueberreſte durch Verweſung Kohlenſäure erzeugen, inſofern
ihre Wurzeln im lebenden Zuſtande Säuren ausſchwitzen, nicht
minder kräftig dem Zuſammenhang der Gebirgsarten entgegen-
wirken.

Neben der Einwirkung der Luft, des Waſſers und Tempe-
raturwechſels, ſind die Pflanzen ſelbſt, die mächtigſten Urſachen
der Verwitterung.

Luft, Waſſer, Temperaturwechſel bewirken die Vorbereitung
der Felsarten zu ihrer Aufſchließung, d. h. zur Auflöſung der
darinn enthaltenen Alkalien durch die Pflanzen.

Auf einem Boden, welcher Jahrhunderte lang allen Urſa-
chen der Verwitterung ausgeſetzt geweſen iſt, von dem aber die
aufgeſchloſſenen Alkalien nicht fortgeführt wurden, werden alle
Vegetabilien, die zu ihrer Entwickelung beträchtliche Mengen
Alkalien bedürfen, eine lange Reihe von Jahren hindurch hin-
reichende Nahrung finden, allein nach und nach muß er er-
ſchöpft werden, wenn das Alkali, was ihm entzogen wurde,
nicht wieder erſetzt wird; es muß ein Punkt eintreten, wo er
von Zeit zu Zeit der Verwitterung wieder ausgeſetzt werden
muß, um einer neuen Ernte Vorrath von auflösbaren Alkalien
zu geben.

So wenig Alkali es auch im Ganzen betragen mag, was
die Pflanzen bedürfen, ſie kommen ohne dieſes Alkali nicht zur
Entwickelung; ſie können es nicht entbehren.

Nach einem Zeitraume von einem oder mehreren Jahren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="133"/><fw place="top" type="header">Die Cultur.</fw><lb/>
zin von Alkalien in einem von den Wurzeln der Pflanzen a&#x017F;-<lb/>
&#x017F;imilirbaren Zu&#x017F;tande enthalten.</p><lb/>
          <p>Die &#x017F;chönen Ver&#x017F;uche von <hi rendition="#g">Struve</hi> haben dargethan, daß<lb/>
ein kohlen&#x017F;äurehaltiges Wa&#x017F;&#x017F;er, die Gebirgsarten, welche Alka-<lb/>
lien enthalten, zerlegt, daß es einen Gehalt von kohlen&#x017F;aurem<lb/>
Alkali empfängt. Es i&#x017F;t klar, daß die Pflanzen &#x017F;elb&#x017F;t, in&#x017F;ofern<lb/>
ihre Ueberre&#x017F;te durch Verwe&#x017F;ung Kohlen&#x017F;äure erzeugen, in&#x017F;ofern<lb/>
ihre Wurzeln im lebenden Zu&#x017F;tande Säuren aus&#x017F;chwitzen, nicht<lb/>
minder kräftig dem Zu&#x017F;ammenhang der Gebirgsarten entgegen-<lb/>
wirken.</p><lb/>
          <p>Neben der Einwirkung der Luft, des Wa&#x017F;&#x017F;ers und Tempe-<lb/>
raturwech&#x017F;els, &#x017F;ind die Pflanzen &#x017F;elb&#x017F;t, die mächtig&#x017F;ten Ur&#x017F;achen<lb/>
der Verwitterung.</p><lb/>
          <p>Luft, Wa&#x017F;&#x017F;er, Temperaturwech&#x017F;el bewirken die Vorbereitung<lb/>
der Felsarten zu ihrer Auf&#x017F;chließung, d. h. zur Auflö&#x017F;ung der<lb/>
darinn enthaltenen Alkalien durch die Pflanzen.</p><lb/>
          <p>Auf einem Boden, welcher Jahrhunderte lang allen Ur&#x017F;a-<lb/>
chen der Verwitterung ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en i&#x017F;t, von dem aber die<lb/>
aufge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Alkalien nicht fortgeführt wurden, werden alle<lb/>
Vegetabilien, die zu ihrer Entwickelung beträchtliche Mengen<lb/>
Alkalien bedürfen, eine lange Reihe von Jahren hindurch hin-<lb/>
reichende Nahrung finden, allein nach und nach muß er er-<lb/>
&#x017F;chöpft werden, wenn das Alkali, was ihm entzogen wurde,<lb/>
nicht wieder er&#x017F;etzt wird; es muß ein Punkt eintreten, wo er<lb/>
von Zeit zu Zeit der Verwitterung wieder ausge&#x017F;etzt werden<lb/>
muß, um einer neuen Ernte Vorrath von auflösbaren Alkalien<lb/>
zu geben.</p><lb/>
          <p>So wenig Alkali es auch im Ganzen betragen mag, was<lb/>
die Pflanzen bedürfen, &#x017F;ie kommen ohne die&#x017F;es Alkali nicht zur<lb/>
Entwickelung; &#x017F;ie können es nicht entbehren.</p><lb/>
          <p>Nach einem Zeitraume von einem oder mehreren Jahren,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0151] Die Cultur. zin von Alkalien in einem von den Wurzeln der Pflanzen aſ- ſimilirbaren Zuſtande enthalten. Die ſchönen Verſuche von Struve haben dargethan, daß ein kohlenſäurehaltiges Waſſer, die Gebirgsarten, welche Alka- lien enthalten, zerlegt, daß es einen Gehalt von kohlenſaurem Alkali empfängt. Es iſt klar, daß die Pflanzen ſelbſt, inſofern ihre Ueberreſte durch Verweſung Kohlenſäure erzeugen, inſofern ihre Wurzeln im lebenden Zuſtande Säuren ausſchwitzen, nicht minder kräftig dem Zuſammenhang der Gebirgsarten entgegen- wirken. Neben der Einwirkung der Luft, des Waſſers und Tempe- raturwechſels, ſind die Pflanzen ſelbſt, die mächtigſten Urſachen der Verwitterung. Luft, Waſſer, Temperaturwechſel bewirken die Vorbereitung der Felsarten zu ihrer Aufſchließung, d. h. zur Auflöſung der darinn enthaltenen Alkalien durch die Pflanzen. Auf einem Boden, welcher Jahrhunderte lang allen Urſa- chen der Verwitterung ausgeſetzt geweſen iſt, von dem aber die aufgeſchloſſenen Alkalien nicht fortgeführt wurden, werden alle Vegetabilien, die zu ihrer Entwickelung beträchtliche Mengen Alkalien bedürfen, eine lange Reihe von Jahren hindurch hin- reichende Nahrung finden, allein nach und nach muß er er- ſchöpft werden, wenn das Alkali, was ihm entzogen wurde, nicht wieder erſetzt wird; es muß ein Punkt eintreten, wo er von Zeit zu Zeit der Verwitterung wieder ausgeſetzt werden muß, um einer neuen Ernte Vorrath von auflösbaren Alkalien zu geben. So wenig Alkali es auch im Ganzen betragen mag, was die Pflanzen bedürfen, ſie kommen ohne dieſes Alkali nicht zur Entwickelung; ſie können es nicht entbehren. Nach einem Zeitraume von einem oder mehreren Jahren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/151
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/151>, abgerufen am 05.05.2024.