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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien.
nie findet sich auf einem kaliarmen Sand- oder reinem Kalk-
boden ein üppiger Graswuchs*); denn es fehlt ihm ein für die
Pflanze durchaus unentbehrlicher Bestandtheil. Basalte, Grau-
wacke, Porphyr geben unter gleichem Verhältnisse den besten
Boden zu Wiesen ab, eben weil sie reich an Kali sind. Das
hinweggenommene Kali ersetzt sich wieder bei dem jährlichen
Wässern; der Boden selbst ist verhältnißmäßig für den Bedarf
der Pflanze unerschöpflich an diesem Körper.

Wenn wir aber, bei dem Gypsen einer Wiese, den Gras-
wuchs steigern, so nehmen wir mit dem Heu eine größere
Menge Kali hinweg, was unter gleichen Bedingungen nicht
ersetzt wird. Hiervon kommt es, daß nach Verlauf von eini-
gen Jahren der Graswuchs auf vielen gegyps'ten Wiesen ab-
nimmt; er nimmt ab, weil es an Kali fehlt.

Werden die Wiesen hingegen von Zeit zu Zeit mit Asche,
selbst mit ausgelaugter Seifensiederasche überfahren, so kehrt
der üppige Graswuchs zurück. Mit dieser Asche haben wir
aber der Wiese nichts weiter als das fehlende Kali zugeführt.

In der Lüneburger Haide gewinnt man dem Boden von
je dreißig zu dreißig oder vierzig Jahren eine Ernte an Ge-
treide ab, indem man die darauf wachsenden Haiden (Erica
vulgaris
) verbrennt, und ihre Asche in dem Boden vertheilt.
Diese Pflanze sammelte in dieser langen Zeit das durch den
Regen zugeführte Kali und Natron; beide sind es, welche in
der Asche dem Hafer, der Gerste oder dem Rocken, die sie
nicht entbehren können, die Entwickelung gestatteten.

*) Es wäre von Wichtigkeit, die Asche von Strandgewächsen, welche in
den mudenförmigen feuchten Vertiefungen der Dünen wachsen, nament-
lich die der Sandgräser, auf einen Alkaligehalt zu prüfen. (Hartig)
Wenn das Kali darin fehlt, so ist es sicher durch Natron wie bei den
Salsolaarten, oder durch Kalk wie bei den Plumbagineen, ersetzt.
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Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.
nie findet ſich auf einem kaliarmen Sand- oder reinem Kalk-
boden ein üppiger Graswuchs*); denn es fehlt ihm ein für die
Pflanze durchaus unentbehrlicher Beſtandtheil. Baſalte, Grau-
wacke, Porphyr geben unter gleichem Verhältniſſe den beſten
Boden zu Wieſen ab, eben weil ſie reich an Kali ſind. Das
hinweggenommene Kali erſetzt ſich wieder bei dem jährlichen
Wäſſern; der Boden ſelbſt iſt verhältnißmäßig für den Bedarf
der Pflanze unerſchöpflich an dieſem Körper.

Wenn wir aber, bei dem Gypſen einer Wieſe, den Gras-
wuchs ſteigern, ſo nehmen wir mit dem Heu eine größere
Menge Kali hinweg, was unter gleichen Bedingungen nicht
erſetzt wird. Hiervon kommt es, daß nach Verlauf von eini-
gen Jahren der Graswuchs auf vielen gegypſ’ten Wieſen ab-
nimmt; er nimmt ab, weil es an Kali fehlt.

Werden die Wieſen hingegen von Zeit zu Zeit mit Aſche,
ſelbſt mit ausgelaugter Seifenſiederaſche überfahren, ſo kehrt
der üppige Graswuchs zurück. Mit dieſer Aſche haben wir
aber der Wieſe nichts weiter als das fehlende Kali zugeführt.

In der Lüneburger Haide gewinnt man dem Boden von
je dreißig zu dreißig oder vierzig Jahren eine Ernte an Ge-
treide ab, indem man die darauf wachſenden Haiden (Erica
vulgaris
) verbrennt, und ihre Aſche in dem Boden vertheilt.
Dieſe Pflanze ſammelte in dieſer langen Zeit das durch den
Regen zugeführte Kali und Natron; beide ſind es, welche in
der Aſche dem Hafer, der Gerſte oder dem Rocken, die ſie
nicht entbehren können, die Entwickelung geſtatteten.

*) Es wäre von Wichtigkeit, die Aſche von Strandgewächſen, welche in
den mudenförmigen feuchten Vertiefungen der Dünen wachſen, nament-
lich die der Sandgräſer, auf einen Alkaligehalt zu prüfen. (Hartig)
Wenn das Kali darin fehlt, ſo iſt es ſicher durch Natron wie bei den
Salſolaarten, oder durch Kalk wie bei den Plumbagineen, erſetzt.
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[97/0115] Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. nie findet ſich auf einem kaliarmen Sand- oder reinem Kalk- boden ein üppiger Graswuchs *); denn es fehlt ihm ein für die Pflanze durchaus unentbehrlicher Beſtandtheil. Baſalte, Grau- wacke, Porphyr geben unter gleichem Verhältniſſe den beſten Boden zu Wieſen ab, eben weil ſie reich an Kali ſind. Das hinweggenommene Kali erſetzt ſich wieder bei dem jährlichen Wäſſern; der Boden ſelbſt iſt verhältnißmäßig für den Bedarf der Pflanze unerſchöpflich an dieſem Körper. Wenn wir aber, bei dem Gypſen einer Wieſe, den Gras- wuchs ſteigern, ſo nehmen wir mit dem Heu eine größere Menge Kali hinweg, was unter gleichen Bedingungen nicht erſetzt wird. Hiervon kommt es, daß nach Verlauf von eini- gen Jahren der Graswuchs auf vielen gegypſ’ten Wieſen ab- nimmt; er nimmt ab, weil es an Kali fehlt. Werden die Wieſen hingegen von Zeit zu Zeit mit Aſche, ſelbſt mit ausgelaugter Seifenſiederaſche überfahren, ſo kehrt der üppige Graswuchs zurück. Mit dieſer Aſche haben wir aber der Wieſe nichts weiter als das fehlende Kali zugeführt. In der Lüneburger Haide gewinnt man dem Boden von je dreißig zu dreißig oder vierzig Jahren eine Ernte an Ge- treide ab, indem man die darauf wachſenden Haiden (Erica vulgaris) verbrennt, und ihre Aſche in dem Boden vertheilt. Dieſe Pflanze ſammelte in dieſer langen Zeit das durch den Regen zugeführte Kali und Natron; beide ſind es, welche in der Aſche dem Hafer, der Gerſte oder dem Rocken, die ſie nicht entbehren können, die Entwickelung geſtatteten. *) Es wäre von Wichtigkeit, die Aſche von Strandgewächſen, welche in den mudenförmigen feuchten Vertiefungen der Dünen wachſen, nament- lich die der Sandgräſer, auf einen Alkaligehalt zu prüfen. (Hartig) Wenn das Kali darin fehlt, ſo iſt es ſicher durch Natron wie bei den Salſolaarten, oder durch Kalk wie bei den Plumbagineen, erſetzt. 7

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/115>, abgerufen am 22.11.2024.