Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589.Fleiß / was für Mühe vnd Arbeit / du dem Sohn Gottes mit deinen Sünden gemacht habest / vnnd mit was grosser Gedult / dich Gott der HERR von jugent auff getragen habe / da nicht ein Jar / nicht ein Monat / nicht ein Tag / ja nicht ein Stund hingegangen / in welcher du jn nicht mit deinen Vbertrettungen oder Missethaten erzürnet hettest / jetzo daß du jhn nicht von gantzem hertzen geliebet / vnd jm vber alles vertrauwet hast / bald / daß du sein Wort nicht also fleissig gehöret / als er es erfordert / Widerumm / daß du deine Obern / nit wie sichs gebüret / geehret / dein Nechsten nit so fleissig geliebet vnd versorget / wie Gott erfordert / die Straff auß Gottes Wort mit Vngedult auffgenommen / vnnd in Summa in viel weg seine Gebott vbertretten hast / ja alle augenblick / die dich Gott an schauwet / so sihet er nichts an dir denn lauter Sünde / vnd eine gantz verderbte Natur / daß wir gewiß wol mit dem Propheten sagen mögen: Misericordiae Domini, quod non consumpti sumus, Die GüteThren. 3. deß HERRN ist / daß wir nit gar auß sind. Dann ja gewiß /Psal. 103. wann Gott nicht ein so gütiger / langmütiger vnnd barmhertziger Gott were / so were nicht müglich / Er hette vor langst Himmel vnd Erden in einem Kuchen geschlagen / so viel Vnlusts vnnd Verdrusses hat er nunmehr in die sechsthalb tausent Jaren in der Welt / wegen der Boßheit der Menschen gesehen. Daß er wol nachmals täglich darüber klagen vnd sagen mag: Ihr / jhr Menschen machet mir viel Mühe vnd Arbeit mit euwern Sünden. Sihe / eine solche Erinnerung / von der Erkänntnuß der Sünden gibt vns dieser Spruch Jesaie. Vnnd ist kein zweiffel / daß der Gott selige verstorbene Juncker / auß anleitung dieses Spruchs / der Sachen auch also nachgedacht habe. Ach / ich armer / elender Mensch / habe meinem Gott mit meinen Sünden von jugend auff / viel Mühe vnnd Arbeit gemacht / Er hat offt in meinen Schwachheiten vnnd Fleiß / was für Mühe vñ Arbeit / du dem Sohn Gottes mit deinen Sünden gemacht habest / vnnd mit was grosser Gedult / dich Gott der HERR von jugent auff getragen habe / da nicht ein Jar / nicht ein Monat / nicht ein Tag / ja nicht ein Stund hingegangen / in welcher du jn nicht mit deinen Vbertrettungen oder Missethaten erzürnet hettest / jetzo daß du jhn nicht von gantzem hertzen geliebet / vnd jm vber alles vertrauwet hast / bald / daß du sein Wort nicht also fleissig gehöret / als er es erfordert / Widerum̃ / daß du deine Obern / nit wie sichs gebüret / geehret / dein Nechsten nit so fleissig geliebet vñ versorget / wie Gott erfordert / die Straff auß Gottes Wort mit Vngedult auffgenommen / vnnd in Summa in viel weg seine Gebott vbertretten hast / ja alle augenblick / die dich Gott an schauwet / so sihet er nichts an dir denn lauter Sünde / vñ eine gantz verderbte Natur / daß wir gewiß wol mit dem Propheten sagen mögen: Misericordiae Domini, quod non consumpti sumus, Die GüteThren. 3. deß HERRN ist / daß wir nit gar auß sind. Dann ja gewiß /Psal. 103. wann Gott nicht ein so gütiger / langmütiger vnnd barmhertziger Gott were / so were nicht müglich / Er hette vor langst Himmel vnd Erden in einem Kuchen geschlagen / so viel Vnlusts vnnd Verdrusses hat er nunmehr in die sechsthalb tausent Jaren in der Welt / wegen der Boßheit der Menschen gesehen. Daß er wol nachmals täglich darüber klagen vnd sagen mag: Ihr / jhr Menschen machet mir viel Mühe vnd Arbeit mit euwern Sünden. Sihe / eine solche Erinnerung / von der Erkänntnuß der Sünden gibt vns dieser Spruch Jesaie. Vnnd ist kein zweiffel / daß der Gott selige verstorbene Juncker / auß anleitung dieses Spruchs / der Sachen auch also nachgedacht habe. 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Fleiß / was für Mühe vñ Arbeit / du dem Sohn Gottes mit deinen Sünden gemacht habest / vnnd mit was grosser Gedult / dich Gott der HERR von jugent auff getragen habe / da nicht ein Jar / nicht ein Monat / nicht ein Tag / ja nicht ein Stund hingegangen / in welcher du jn nicht mit deinen Vbertrettungen oder Missethaten erzürnet hettest / jetzo daß du jhn nicht von gantzem hertzen geliebet / vnd jm vber alles vertrauwet hast / bald / daß du sein Wort nicht also fleissig gehöret / als er es erfordert / Widerum̃ / daß du deine Obern / nit wie sichs gebüret / geehret / dein Nechsten nit so fleissig geliebet vñ versorget / wie Gott erfordert / die Straff auß Gottes Wort mit Vngedult auffgenommen / vnnd in Summa in viel weg seine Gebott vbertretten hast / ja alle augenblick / die dich Gott an schauwet / so sihet er nichts an dir denn lauter Sünde / vñ eine gantz verderbte Natur / daß wir gewiß wol mit dem Propheten sagen mögen: Misericordiae Domini, quod non consumpti sumus, Die Güte deß HERRN ist / daß wir nit gar auß sind. Dann ja gewiß / wann Gott nicht ein so gütiger / langmütiger vnnd barmhertziger Gott were / so were nicht müglich / Er hette vor langst Himmel vnd Erden in einem Kuchen geschlagen / so viel Vnlusts vnnd Verdrusses hat er nunmehr in die sechsthalb tausent Jaren in der Welt / wegen der Boßheit der Menschen gesehen. Daß er wol nachmals täglich darüber klagen vnd sagen mag: Ihr / jhr Menschen machet mir viel Mühe vnd Arbeit mit euwern Sünden.
Thren. 3.
Psal. 103. Sihe / eine solche Erinnerung / von der Erkänntnuß der Sünden gibt vns dieser Spruch Jesaie. Vnnd ist kein zweiffel / daß der Gott selige verstorbene Juncker / auß anleitung dieses Spruchs / der Sachen auch also nachgedacht habe. Ach / ich armer / elender Mensch / habe meinem Gott mit meinen Sünden von jugend auff / viel Mühe vnnd Arbeit gemacht / Er hat offt in meinen Schwachheiten vnnd
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Zitationshilfe: | Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leyser_leichpredigt_1589/19>, abgerufen am 16.02.2025. |