I.
Was nun erstlich / den wahren Christlichen Glauben
dieses Gottseligen verstorbenen Junckern betrifft / müssen wir bekennen / daß er etwas langsam zu der erkanntnuß der rechten Euangelischen warheit kommen sey. Dann derMatt. 10. Euangelische Haußherr nicht jederman zu gleicher zeit in seinen Weinberg beruffet / sondern etlichen allein ruffet er früe / das ist / bald in der jugent / etlichen aber vmb die sechste vñ neundte Stund / das ist / in jhrem gestandenen Alter / etlichen aber vmb die eilffte Stund / das ist / schier zu Ende dieses vergenglichen Lebens. Also was diesen Junckern betrifft / ob er wol im Jar nach Christi vnsers Erlösers vnnd Seligmachers geburt 1518. vnd also das nechste Jar hernach / da Gott durch den theuren Mann Doctor Martin Luther / seligen / deß Teutschlands Propheten / das Liecht deß Euangelij bereit angezündet hat / geborn ist worden / darnach dieweil er an denen Orten geborn vnd erzogen ist worden / da die Finsterniß deß Bapstumbs noch regiert haben / als ist er auch bey derselben Religion / dieweil er nichts bessers gewust / fast biß in das fünff vnd dreissigste Jar seines Altersgeblieben. Daß demnach der liebe Gott jhm ebẽ vmb die sechste Stund vnnd im mittel seines Alters zu dem Liecht deß Euangelij beruffen hat / noch in die funffzehen Jar zuuor vnnd ehe dañ der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst / vnnd Herr / Herr IVLIVS Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. vnser Gnediger Landesfürst / die gemeine löbliche vnd Christliche Reformation deß gantzen Fürstentumbs / alsbald nach eintrettung der Fürstlichen Regierung für die hand genommen hat.
Wie aber der HERR CHRistus in gedachtemMatt. 20. Euangelio meldet / also geschicht offt / daß die letzten die Ersten werden / das ist / daß die jenigen welche langsam zu der erkänntnuß der Warheit kommen / offt die andern / so von jugent auff darbey gewesen sind / mit
Eyfer weit vbertreffen. Dasselbe hat sich auch bey dem Verstorbenen Junckern gefunden. Dann er nicht allein bey der erkannten Euangelischen Warheit / nach dem er sich einmal zu derselben begeben / bestendig verharret ist / vngeachtet / daß jhme sein da zumal gewesener Landsfürst / welcher der Römischen Papistischen Lehr noch zugethan war / bißweilen zimlich deßwegen zugesetzet hat / sondern er hat auch seinen Glauben recht zugründen vnd zustärcken / auß der gantzen Biblien heiliger Göttlicher Schrifft / sonderlich aber auß dem Propheten Jesaia / die fürnemste Heuptsprüch / so von der milden Gnade Gottes vnd reichem Verdienst Jesu Christi handeln / außgezogen / mit eigner Hand auffgezeichnet / zusammen geschrieben / vñ als herrliche Edelgesteiñ vñ köstliche Klinodien / nicht auff der Brust / damit zuprangen / sondern in seinem Hertzen getragen / seinen Glauben damit zuerweisen / auff daß meniglich darauß verstehen möge / wie sein Hertz täglich mit Rew vnd Leid seiner Sünden / vnd mit gewisser zuuersicht von der Erlösung des HERRN Christi / gegen Gott gestanden sey.
Auß denselben herrlichen Sprüchen / deren sonsten zimlich viel sind / habe ich diesen einigen kürtzlich zu erklärẽ außgelesen / da der Messias vnd Sohn Gottes selbs durch den Propheten Jesaiam ein jedes Menschen kind also anreget: Ja / Du hast mir Arbeit gemacht in deinen Sünden / vnd hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten. Ich aber / Ich tilge deine Vbertrettung / vmb meinent willen / vnd gedencke deiner Sünde nicht. Dann darauß ist offenbar / daß der Verstorbne Iñcker täglichs diese zwey Stück betrachtet habe. Eines / daß er seine Feil vnnd Sünde erkandt / vñ jme dieselbe von Hertzen Leyd hat sein lassen / als mit welchẽ er dẽgütigen from̃en Gott viel Mühevñ Arbeit sein lebtag gemacht habe. Das ander / daß er geglaubt /
daß jm solche seine Sünde auß Gnadẽ / von wegen deß Verdiensts Jesu Christi / der darfür gelitten vñ allein gnug gethan hat / von dem Him̃lischen Vatter verziehen vnnd vergeben seyn.
Vnnd weil eines jeden Christen Leben in dieser Welt nichts anders seyn soll / dann eine stäte jm̃er werende Buß / welche bestehet in diesen zweyẽ Stücken. Erstlich / In Rew vñ Leid der Sünden. Zum andern / In einem wahren Glauben an Christum / so kan auch ein Christ seine zeit besser nit hinbringen / dann wañ er sich stäts mit betrachtung der gedachten zweyen Stücken vbet. Vnd zwar dieselbige beyde Stück / sind in dem jetztangezogen Spruch Jesaiae gantz deutlich vnd klärlich zu befinden / wie wir kürtzlich anzeigen wöllen.
Dann erstlich / gibt dieser Spruch starcke erjnnerung /1. von der erkänntnuß der Sünden / nicht daß man dieselbe nur schlecht obenhin erkennen / sondern daß man stäts vnd mit fleiß bedencken soll / wie viel Mühe vñ Arbeit man dem frommen Gott / mit vielfaltigen Sünden vnnd Mißhandlungen mache. Daß also Gott vnser einen jedern in sonderheit mit diesen Worten anredet: Ja / Du / du hast mir arbeit gemacht in deinen Sünden. Vnd damit er vns ja eine fleissige betrachtung der Sünden für die augẽ stelle / so gebrauchet er dreyerley Wort von den Sünden / dieweil wir Gott auff mancherley weißer zörnen vñ beleydigen. Ergedenck et der Sünden / der Vbertrettung / vnd der Missethat.
Durch das Wörtlin Sünde / verstehen wir billich die Erbsünde / welche ist eine schröckliche Verwüstung in deß Menschen Name / da wir von wegen deß schweren Sündenfalls Adae vnd Euae / mangeln der Gerechtigkeit vnndRom. 3. Heiligkeit / darinnen sie anfänglich erschaffen waren / vndEphe. 4. entgegẽ nichts bey vns befinden / dañ allein böse zuneygungPsal. 14. vnd streittige Lustseuche wider Gottes Gesetz / dardurch
Jesal. 1.wir von Natur also gantz vnd gar verderbet vnd verkehrt sind / daß nichts gesundes / reines oder vnbeflecktes / weder an vnserm Leib noch Seel / weder an den jnnnerlichen noch eusserlichen Kräfften zu finden ist / Dannenher auch das 1. Cor. 15.gantze Menschliche Geschlecht für Gott schuldig ist / deß Todts vnd der ewigen Verdamnuß / wo jhme nicht durch Christum geholffen würde.
Johan. 1. Da ist in vnserm Verstand kein Göttliches Liecht / kein Ephes. 4.Erkänntnuß deß Wesens vnd Willens Gottes / sondern / 1. Cor. 2.eytel dicke / schwartze / vnnd schröckliche Finsternuß aller Gen. 6. 8.Göttlichen Sachẽ. Der Will ist von Gott gantz abgewendet Prou. 28./ vnnd nun zum Bösen verkehret von Jugend auff / wir Actor. 7.mercken nicht auffs Recht / wir lassen vns nit straffen / wir Hos. 7.sind wie eine verlockte Taub / vñ wie ein Güldes Kalb / das Jerem. 31.jm̃er zu nun die quer gehet (wie die Prophetẽ solche Gleichnußgebrauchen) Jere. 17.In Summa / das Hertz ist tückisch vnnd Psal. 94.böß / vnd alle Gedancken desselben sind eitel.
Diesen Erbmangel sol ein jeder / er sey auch wer er jmmer wölle / an sich erkennen / vnd täglich bereuwen vñ beweinen. Galat. 3.Dann ob wol die Schuld vns allen in der H. Tauff Tit. 3.vmb Christi deß Mittlers willen / auß gnaden nachgelassen vnd geschencktist / so bleibet doch die Kranckheit vñ der Schadẽ an jme selbst / so lang der Mensch lebet / vñ schleppen Rom. 7.vns also mit diesem Sünden Cörper deß Todts / biß in Heb. 12.vnsere Gruben hinein / daß dißfals Gott mit vns in grosser Gedult / wegen dieser Sündẽ / ohne auffhören stehen muß / vnnd wir jhm ohne vnter laß viel Mühe vnnd Arbeit machen.
Es verbleibet aber hierbey nicht. Dann auß der Erbsünde / als auß einer bösen Wurtzel / wächset herfür allerley böses Vnkraut / wie solches der HERR Christus selbst bezeuget / da er saget: Ein fauler Baum kan nit gute Früchte Luc. 6.bringen. Vnd dieses wirdt allhier bey dem Propheten ge-
nennet Vbertrettung. Dann der Teuffel / als ein grausamerRom. 6. Menschenfeind / nicht allein die vnbekehrte Menschen / welche seine Gliedmassen sind / zu allerley Vbertrettung treibet / sondern er bringet es auch mit den BekehrtenMarc. 16. vnd Gläubigen so weit / daß sie ohne vnterlaß die GebottLuc. 24. Gottes vbertretten / jetzo mit Schwachgläubigkeit vnnd Zweiffelung / als die Jünger / welche Christi Aufferstehung nicht glauben wolten / baldt mit vbriger Forchtsamkeit / als da Moses auß Furcht Gottes befehl gegen dem PharaoExod. 4. nicht außrichten wolte / dañ mit vnordentlicher Flam̃ eigener Lieb vnnd Ehr / als wie die zween Söhne ZebedeiMat. 20. gern wolten im Reich Christi oben ansitzen. Widerumb mit vnzeittigen Eyffer / wie die Jünger Johannis deß TäuffersJoan. 3. für jren Meister wider Christum geeyffert habẽ / Item / mit Geh zornigkeit / eigener Rachgierigkeit / vbermässiger sorgfeltigkeit wegẽ zeitlicher Nahrung / Nachlässigkeit vnnd Sicherheit im Beruff / Vngedult im Creutz / murren wider trewhertzige Erinnerung vñ Straff auß Gottes wort / vnd andern dergleichen Fehlen mehr / wie dañ die tägliche erfahrung solches gibt / vnd ein jeder diese vnd dergleichen Vbertrettung bey sich selbst fast vnnachlässig fühlet vñ befindet.
Ja / das noch mehr ist / so kommen auch offt darzu Missethaten / das ist / schwere / grobe / eusserliche Laster. Dann ob wol die widergeborne Christen / durch Krafft vnnd Beystand deß Heiligen Geistes / wider die jnnerlicheGalat. 5. Schwachheiten streitten / vnd also deß Fleisches GeschäfftColos. 3. tödten / damit die Sünde nicht herrsche in jrem sterblichenRõ. 6. 8. Leibe: Dannoch so vbereylet sie bißweilen der leidige Teuffel / vnnd jhr eigen schwaches verderbtes Fleisch / daß1. Pet. 5. sie auch in eusserliche Laster fallen / vnnd wider Gottes Gesetz Missethat vben. Als wie deß Jacobs Söhne / jhren heimlichen Zorn vñ Rachgierigkeit / so weit nachhangen / daß sie offentlichen Todtschlag an der Statt SichemGenes. 34.
2. Sam. 11vben. Deßgleichen Dauid / der vnkeuschẽ Lust so weitraum Actor 5.gibt / daß er offentlichen Ehebruch begehet. Item Ananias vnd Saphira / den Geitz vnnd die Geltsüchtige Lust sich so sehr eynnem̃en lassen / daß sie drüber in Dieberey gerahten. Matt. 26.Auch S. Peter sein zeitlich Leben so hoch liebet / daß er seinen HERRN Christum verläugnet. Job vnd Jeremias die Job. 3.Vngedult im Creutz so sehr sich bewegen lassen / daß sie den Jerem. 18.Tag jrer Geburt verfluchen. Welches doch nicht dahin zuverstehen oder auffzunem̃en ist / als wann allein diese from̃e Leut also weren vom Sathan betrogen vnnd in Missethat gestürtzt worden / sondern / daß einem jedern dergleichen begegnen könne / ja wol viel vnd offt begegne.
Derwegen ein jeder allhier nicht auff ander Leut gedencken / sondern auff sich selbst sehen / vnnd nicht anders thun soll / als wann er von Christo mit diesen Worten angeredet würde / Du / du Mensch hast mir Mühe vnd Arbeit mit deinen vielfeltigen Sünden / Vbertrettungen vñ Missethaten gemacht. Von deinetwegen / vnd damit dir wider geholffen werden möchte / auß dem Verderben / darinn du dich durch die Sünde selbst gestürtzt hast / hab ich meinen Luc 2.Himmlischen Thron verlassen müssen / vnnd auff Erden in Matth. 2.einem Stall / in grossem Elend vnnd Armut geboren werden. Von deinet wegen habe ich die mühe selige Wallfahrt Matt. 4.in Egypten thun müssen / mich vom Teuffel versuchen lassen / grosse Feindschafft vnd Verfolgung der Jüden erdulden Mat. 26./ biß sie mich endtlich gefangen gebundẽ / von einem vngerechtẽ Luc. 23.Richter zum andern geschlept / verspeyet / zuschlagen Joan. 10./ gegeiselt / mit Dorn gekrönet / vnmenschlicher weiß Deut. 21.verspottet / ans Creutzgenagelt / vnd es mit mir so weit gebracht Gal. 3.haben / daß ich gutwillig den Geist auffgegeben habe / vnd für dich am Holtz zum Fluch worden bin / auff daß ich dir den ewigen Segen erlangen möchte.
Bedencke der wegen O Mensch alle tag mit höchstem
Fleiß / was für Mühe vñ Arbeit / du dem Sohn Gottes mit deinen Sünden gemacht habest / vnnd mit was grosser Gedult / dich Gott der HERR von jugent auff getragen habe / da nicht ein Jar / nicht ein Monat / nicht ein Tag / ja nicht ein Stund hingegangen / in welcher du jn nicht mit deinen Vbertrettungen oder Missethaten erzürnet hettest / jetzo daß du jhn nicht von gantzem hertzen geliebet / vnd jm vber alles vertrauwet hast / bald / daß du sein Wort nicht also fleissig gehöret / als er es erfordert / Widerum̃ / daß du deine Obern / nit wie sichs gebüret / geehret / dein Nechsten nit so fleissig geliebet vñ versorget / wie Gott erfordert / die Straff auß Gottes Wort mit Vngedult auffgenommen / vnnd in Summa in viel weg seine Gebott vbertretten hast / ja alle augenblick / die dich Gott an schauwet / so sihet er nichts an dir denn lauter Sünde / vñ eine gantz verderbte Natur / daß wir gewiß wol mit dem Propheten sagen mögen: Misericordiae Domini, quod non consumpti sumus, Die GüteThren. 3. deß HERRN ist / daß wir nit gar auß sind. Dann ja gewiß /Psal. 103. wann Gott nicht ein so gütiger / langmütiger vnnd barmhertziger Gott were / so were nicht müglich / Er hette vor langst Himmel vnd Erden in einem Kuchen geschlagen / so viel Vnlusts vnnd Verdrusses hat er nunmehr in die sechsthalb tausent Jaren in der Welt / wegen der Boßheit der Menschen gesehen. Daß er wol nachmals täglich darüber klagen vnd sagen mag: Ihr / jhr Menschen machet mir viel Mühe vnd Arbeit mit euwern Sünden.
Sihe / eine solche Erinnerung / von der Erkänntnuß der Sünden gibt vns dieser Spruch Jesaie. Vnnd ist kein zweiffel / daß der Gott selige verstorbene Juncker / auß anleitung dieses Spruchs / der Sachen auch also nachgedacht habe. Ach / ich armer / elender Mensch / habe meinem Gott mit meinen Sünden von jugend auff / viel Mühe vnnd Arbeit gemacht / Er hat offt in meinen Schwachheiten vnnd
Vbertrettungen grosse Gedult mit mir haben müssen / das erkenne ich / vnnd ist mir von Hertzen leid / vnd bitte jn / Er wölle mir es auß Gnaden verzeihen vnd vergeben. Ein solche Erkenntnuß vnd Demut gefellet Gott wol / vnd beweget jhm sein Vatters Hertz / daß er ferrner Gedult mit vns haben mag.
Die Eltern klagen offtermals / was für grosse Mühe vnd Arbeit / sie mit jren Kindern gehabt / wie viel Stancks vñ Vnlusts sie haben außstehen vñ erdulden müssen / biß sie die selben ein wenig erzogen haben. Vnd ist auch gewiß / kein Kind erkennet solches / biß es wider Kinder bekommet / kein Kind kan es auch vmb seine Eltern hin wider verdienen / die Mühe vñ Arbeit die es jhnen gemacht hat. Was ist aber diß für eine Mühe / gegen deren zu rechnen / die Gott gegen der gantzẽ Welt / als einen grossen Hauffen vieler vngezogener Kinder außstehet. Ein Vatter vnnd Mutter kans nicht alles sehen / was die Kinder Vnrecht thun / ja lassen jn offttermals das Vnrecht besser gefallen / dann das Gute. Aber Gott sihet es alles / vnnd hat ein scharpffes Auge / alles Böses zu vnterscheiden / solte Er denn nicht auch vber sein Mühe vnd Arbeit / die er mit vns bösen Menschen kindern außstehet / klagen?
Wie aber ein Vatter vnd Mutter / alles desto williger vnd gedültiger außstehet / wañ sie nur sehen / daß es die Kinder gleichwol erkennen / also ist Gott auch desto williger / wann wir nur auch vnser Vnrecht erkennen / dasselb vns leid seyn lassen / vñ mit allem ernst dem lieben from̃en Gott abbitten.
2. Nun aber ferrners / ist es nit genug / daß ein Christenmensch täglich seine Sünde erkenne / dann solches würde nichts anderß dañ ein Cains / Sauls oder Judas Buß seyn. Sondern es soll ein jeder sein zerschlagens / vnnd durch die Erkänntnuß der Sünden nidergeworffen Hertz / hin wider-
vmb ohne vnterlaß / durch den wahren Glauben an Christum auffrichten. Welches hohe vnd grosse Wolthaten wider die Sünd / Er selbs der HERR allhier durch den Propheten mit herrlichen trefflichen Worten beschreibet / da er saget: Ich / Ich tilge deine Vbertrettung vmb meinen willen / vnd gedencke deiner Sünde nicht.
In welchen Worten erstlich die Person angezeiget wirdt / welche vns der schweren Last abhilfft / da er saget / Ich / Ich. Wer ist der Ich? Es ist vnser lieber HERR vnnd Heyland Jesus Christus / der Ewige vnnd Eingeborne Sohn Gottes / von welchem der Psalm zeuget: Daß jhmPsalm. 5. Gottloß wesen nicht gefalle.
Allhier aber ist in warheit wunderns wol wehrt / daß der einige Gottes Sohn / der für sich selbs die Sünde hasset / dannoch der Sünder vbertrettẽ tilget / das ist / erstlich büsset / vnd hernach vergibet. Vnd hie gehöret ein rechter wahrer Christlicher Glaub darzu / welcher hoffe da nichts zu hoffen scheinet. Dann welcher köndte hoffen / daß Gott /Rom. 40 dem von Natur nichts mehr zu wider ist / dann die Sünde / so gnädig vñ barmhertzig seyn solte / daß er für sich vnd auß eignem Antrieb / von vns gantz vngebettẽ / darauff bedacht seyn solte / daß vns von vnsern Sünden geholffen würde.
Fürsten vnd hohe Potentaten / wenn sie von jren Vnderthanen / oder jemands anderßbeleidiget vñ er zürnet sind wordẽ / kan man sie kaum mit harter schwerer Mühe vñ Arbeit dar zu bringẽ / daß sie die gefaste Vngnad fallen lassen / da muß man viel vnd lang vnderthänig supplicieren / man muß fürnem̃e vnd ansehenliche Intercessiones oder Fürbitt außbringen / wann man etwas fruchtbarlichs außrichten wil. Aber dieser grosse Fürst / Himmels vnnd der Erden / der eingeborne Sohn Gottes / der so viel vñ offt von vns erzürnet / beleydiget / verspottet vnd verachtet ist wordẽ / der ist weit anderß gesinnet / dann Weltliche Herren / dann
Er nicht wartet biß wir bey jhm demütig vmb die Außsöhnung anhalten / dann solches wol sonsten in Ewigkeit verbleiben möchte / sondern er beutet gutwillig vns die Versöhnung Matt. 11.an / rüffet vns im Euangelio auff das aller freundlichst zu sich / mit dem Erbietẽ / Er wölle vns erquicken / vnd verspricht allhier / Er / Er selbs wölle vnsere Vbertrettung tilgen.
Wer wil doch diese Gütigkeit deß Sohns Gottes / genugsam erkennen / wil geschweigen rühmen oder preisen mögen? Vnd dieses ists / daß Gott eben bey diesem Propheten saget: Meine Gedancken sind nicht ewere Gedancken / Jesa. 55.vnd ewere Wege sind nicht meine Wege / sondern so viel der Himmel höher ist / dann die Erde / so sind auch meine Wege höher / dann euwere Wege / vnnd meine Gedancken / dann euwere Gedancken.
Daß aber / fürs ander / in diesem Spruch / das Wörtlin Ich / zu zweyen malen widerholet wirdt / das erinnert vns daß dieser Jesus / Gottes vnd Maria Sohn / vns einig vnd Jesa. 63.allein von den Sünden helffe / dañ er ists / der bey dem Propheten saget: Ich trette die Kelter allein / vnd ist niemandt vnter den Völckern mit mir. Daher vns auch die Apostel lehren vnd sagen: Es ist in keinem andern Heil / es ist auch Jerem. 9.kein ander Nam den Menschen gegeben / darinnen wir sollen selig werden / dann allein der Name Jesus / sol vnd muß also hie gelten / was der HERR bey dem Propheten Jeremia Actor. 4.saget: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weißheit / ein Starcker rühme sich nicht seiner Stärcke / ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthumbs. Sondern wer sich rühmen wil / der rühme sich deß / daß er mich wisse vnd kenne / daß ich der HERR bin / der Barmhertzigkeit / Raht vñ Gerechtigkeit vbet auff Erden / dann solches gefellt mir / spricht der HERR.
Darum̃ ist es ein Gottlose vnd verführische Meynung /
wann die Papisten nach erkäntnuß jhrer Sünden / sich entweder zu jhren selbs eignen guten Wercken / oder zu der Heiligen Verdiensten / oder zu andern Notthelffern sich wenden / vnd bey denselben Rhu oder Rast jhrer Sünden halben suchen. Sintemal diese Ehre vnserm HERRN Christo einig vnd allein gebüret / die er keinem andern geben will.
Welches dann auch darauß offenbar ist / daß alhier zum dritten stehet / du hast mir Mühe vnd Arbeit gemacht in deinen Sünden. Das ist / der Sohn Gottes hats jhme mit Leiden vnd Sterben bitter sauwr werden lassen / allein damit er vnsere Sünde tilgen möchte / vnd ist gewiß / hette vns auff jrgends ein ander Mittel köñen geholffen werdẽ / es were gleich durch vnsere selbs eigen Wercke oder durch anderer Leut hülff / so würde der Sohn Gottes sein Mühe vnd Arbeit / oder die bitterkeit seines Leidens wol gespart haben. Nun war aber weder im Himmel noch auff Erden ein ander Mittel zufindẽ / darumb so hat der Sohn Gottes selbs das beste gethan / damit wir jhm ewig darfür zudancken hetten.
Weltliche Fürsten vnd Herren / wann sie schon entlich den jenigen / welche sie beleydiget haben / auß Gnaden vergeben / so wöllen sie darnach trawn jhrer reputation vnd Hoheit nichts abbrechen lassen. Sondern da sitzt der Keyser oder König / der sich versöhnen lassen will / auff einem gewaltigen Stul / in seiner Maiestet vnd herrligkeit / vnd werden als dann die rei herfür gebracht / die müssen einen demütigen Fußfal vnd vnterthenige Abbitt thun / vnd also gleich sam aller Welt Hohn vnd Spott / Schand vnd Schmach vber sich gehen lassen. Vnser HERR vñ Heylãd Jesus Christus hats weit anders mit vns gemacht / vnd seiner Göttlichen hoheit eine zeitlang viel entziehen lassen / allein damit er vns arme Sünder mit sich selbs wider zu Gna-
den bringen vnd versöhnen möchte. Dann da er in Göttlicher Phil. 2.gestalt war / hat er es nicht für ein Raub geachtet Gott gleich zuseyn / sondern hat sich derselben geeussert / vnnd Knechts gestalt an sich genommen. In welcher Knechts gestalt / er keine Mühe noch Arbeit / ja auch den schmählichẽ Jes. 53.schändlichẽ Tod des Creutzes nicht gescheuhet / sonder gutwillig auff sich genom̃en hat / damit wir durch seine Wundẽ heil würden. Wer wolte sich nun an diesem Heyland nicht genügen lassen / sondern an seinerstatt einen andern suchen? Dieweil doch vnser keiner vmb sein selbs wegen so viel leidẽ würde / als viel der HERR Christus vmb vnsernt wegen gelitten hat.
Warumb er aber solches alles gethan habe / das zeuget dieser Spruch auch deutlich vnnd klar an / da er saget: Vmb meinent willen. Dann wer wolte sich doch vnter allen Menschenkindern rühmen köñen / daß er solches vmb Gott verdienet habe? Dieweil wir doch alle vnter dem zorn Gottes Rom. 11.eingeschlossen sind / auff daß sich Gott vnser aller erbarme. Daher ist die gantze heilige Schrifft dahin gerichtet / daß sie solche hohe vnd vnaußsprechliche Güte Gottes preisen Rom. 5.vnd rühmen möge. Dann also saget der H. Apostel Paulus / darumb preiset Gott sein Liebe gegen vns / daß Christus für vns gestorben ist da wir noch Sünder waren. Vnnd abermals Joannes: Daran ist erschienen die Liebe 1 Joan. 4.Gottes gegen vns / daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt / daß wir durch jhn leben sollen. Darin stehet die Liebe / nicht daß wir Gott geliebet haben / sondern daß er vns geliebet hat / vnd gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für vns.
Dieses dienet vns trefflichen zu stärckung vnsers Glaubens / damit wir in allen vnsern Anfechtungen / welche vns wegen vnserer Sünden begegnen / desto getröster vns auff die Gnad vnnd Barmhertzigkeit Gottes vtrlassen können.
Dann glauben / daß Gott mit vns Sündern auß Gnaden lauter vmbsonst versöhnet werde / das ist für sich selbs ein schwerding. Aber wann einer also gedenckt: Hat Gott seineRom. 5. Liebe gegen dir beweiset / da du noch ein armer Sünder warest / wie viel mehr wirstu nun für dem zorn behalten werden / nach dem du durch das Blut Christigerecht worden bist.
Endtlich / wie solches alles vns zugeeignet werde / das wirdt in den Worten gemeldet / da der HERR spricht: Ich tilge deine Vbertrettung / vnnd gedenck jhr nicht mehr. Welches Gleichnuß weiß geredet ist. Vnd ist die Gleichnuß genommen von den Gläubigen / welche wann die Schuld bezahlet oder erlassen ist / die Namen der Schuldenern in jhren Registern durchstrichen / die Schuld also außtilgen / damit sie die selb ein ander mahl nich auff ein newes mahnen. Also sind alle Menschen Schuldener für Gott / dieMatt. 18. dem lieben Gott mit viel tausent Pfunden verhafft sind / allein der Sohn Gottes hat die Schuld auff sich genommẽ / dieselbe mit seinem Tod bezahlet / vnnd durch die Schuld mit der Rubrica seines theurẽ werdẽ Bluts einen Strich gethanCol. 2. / die Handtschrifft an das Creutz genagelt / vnd alsoMich. 7. die Sünde in die tieffe des Meers geworffen / daß Gott zu ewigen zeiten derselben gegen vns nimmermehr gedencken wil. Wer dieser außtilgung glauben gibt / der wirdt durch den Glauben für Gott gerecht / seine Sünde se yn jhm zugedeckt / vnd ist bereit im Glauben selig / wie der 37. Psalm deutlich rühmet.
Dieses ist nun der Glaub gewesen / dieses verstorbnen Gottseligẽ Fritzen võ der Schulenburg / deßwegen er sich võ dẽ Papistischen jrrtumb abgeben vnd zu dem heilwertigen Euangelio bekannt hat / daß er nẽlich festiglich geglaubt / daß ob er wol ein armer Sünder sey / der Gott mit seinen Sünden / Vbertrettungen vñ Missethaten sein Lebtag viel
Mühe vnd Arbeit gemacht habe / dennoch / so seyn solche Sündẽ durch dẽ thewrẽ verdienst Jesu Christi getilget / auß Gnaden vom Himlischen Vatter nachgelassen vnd vergessen / also daß er derselben nimmermehr gedencken werde. Diesen Glauben hat er täglich mit anhörung oder betrachtung Göttliches Worts / besonder aber mit diesem vnnd dergleichen Häuptsprüchen gestärckt / so hat jn auch Gott bestendiglich bey diesem Glauben erhalten / biß an sein End vnd letztẽ Seufftzen / also daß er auff diesen Glauben an Jesum Christum sanfft vnd seliglichen eingeschlaffen / vnnd jetzo ohne allen zweiffel ein Erb vnnd Kind ist der ewigen Seligkeit.
Dieses alles aber weiset vns den einen Nutz den wir auß anderer Gottseligen Menschen Absterben / zubeforderung vnserer Seligkeit nemmen können. Wann wir nemlich sehen / daß auff ein solche Christliche Buß vnd rechten wahren Glauben / andere so sanfft vnd Selig lich ein schlaffen / daß jhnen in Warheit der Tod kein Tod / sondern allein ein sanffter Schlaff vnnd Durchgang ist zum ewigen Leben / so sollen wir also darauß schliessen. Nun so muß gewiß dieses allein der einige rechte wahre seligmachende Glaub sein. Findet man doch sonsten in der gantzen Welt kein Religion oder Glauben / da die Leut also getrost darauff sterben / vnd ohne einige Schwermut auß dieser Welt abscheiden. Demnach so sol diß auch mein tägliche vbung im Glauben seyn / daß ich erkennen wil / wie viel Mühe vñ Arbeit ich dem frommen Gott ohn vnterlaß mit meinen Sünden mache / solche Sünde wilich hertzlich berewen vñ beweinen / vnd dem lieben Gott abbitten. Vnd ob wol meiner Sünden mehr sind / dann ich Haar auff dem Häupt hab / so wil ich dann och nicht verzagen / sondern die selbe alle meinem HERRN Christo auff den Rücken legen / der am Stãmen des Creutzes dieselben für langst gebüsset vnd abgetil-
get hat / trawe derwegen meinem frommen Gott / daß er mir solche Sünde auß gnaden verziehen vnd vergeben habe / vnd vngeachtet derselben mich vmb Christi wegen ewig seligPhil. 1. machen werde. Allein ich bitte meinen getrewen Gott / daß das gute das er in mir angefangẽ hat / er auch auß Gnaden volführen / vnd mich bestendiglich bey diesem Glauben biß an mein Ende erhalten wölle.
Wer sich auff diese Weiß vnd Maß täglich jm̃er vbet / der wirdt gewiß auch täglich im Glauben vnd an der Frõbkeit wachsen vnd zunemmen / vnnd wirdt jhn Gott also1 Pet. 5. vollbereiten / kräfftig / stärcken vnd gründen / daß er zu letzt1. Pet. 1. das Ende seines Glaubens daruon bringen wirdt / welches ist der Seelen Seligkeit.
II.
Ferners aber vnd fürs Ander / dieweil die gantze heilige Göttliche Schrifft bezeuget / daß ein rechtschaffener wahrer Glaub nicht todt sondern Lebendig / vnnd also durch die Lieb vnd gute Werck thätig sey. Vnd wir aber diesesGal. 5. Verstorbnen Junckern reinen vnd wahren Glauben jetzt gerühmet haben / so müssen wir gleichwol auch sehen / wie er denselben mit guten Wercken bewiesen habe. Da wir dañ nicht alles vnd jedes ein führen wöllen / das Lobens werdt an disem Gottseligen Junckern gewesen ist / sondern allein das jenige das zur erbawung gereichen / vnd denen dienen mag / welche sich auch gern in Christlichen Tugenden vnd guten Wercken vben wolten.
Vnd erstlich finden wir bey diesem Junckern / wie jhn1. Gott der HErr auch wunder barlich geführet habe. Dañ ob er wol auß einem Fürnehmen vnnd Vralten Adelichem geschlecht / deren von der Schulenburg / auch von ansehnlichen Eltern / Albrecht von Schulenburg Heuptmañ in der alten Marck Brandenburg / Agatha von Bülaw geborn / dẽnach weil der Allmechtige seine Eltern zu zweyen mahlẽ
also angegriffen daß sie durch Brand schaden vmb alles das jhre gekommen / so ist auch dieser verstorbne Juncker in seiner jugent nicht grosses vermögens gewesen / also daß er wol mehrmals mehr schuldig gewest / dann er in der gantzẽ weiten Welt vmb vnd angehabt hat. Welches jhme zwar zu keiner verkleinerung gereicht (sintemal vnvermögens seyn für sich selbs kein schand ist / dieweil auch der Son Gottes arm ist gewesen / wann allein die vrsachen der armut nicht schendtlich sind) sondern solches gereicht zu außbreitung der güte Gottes / dann vngeachtet seines vorigen vnvermögens / so hat jhne doch Gott hernach also reichlich gesegnet / daß er nicht allein sein stattlich außkommen / als seinẽ Stand gemeß / gehabt / sondern auch ein ansehnlichs hinder sich verlassen hat.
Welche erinnerung darzu dienet. Das erstlich die jenigen / welchen Gott etwas von jhren lieben vorältern bescheret hat / dasselbe zuraht halten / nicht mutwillens vnd fürsetzlicher weiß sich selbs drumb bringen. Weil Gott wol andere fäll vnversehens schicken kan / durch welche einer one das vmb das seine kommen kan. Welches jhr viel nicht betrachtẽ / sondern vermeynen das grosse Gut das sey entweder ererbet oder sonsten erworben / das könne nimmermehr verzehrt werden / darumb so fangen sie an zuprangen vnnd zuprassen / seind Tag vnd Nacht toll vnd voll / müssen den Maluasier im reinischen Wein kühlẽ / lassen sich vnfür sichtig in grosse Bürgschafft eyn / so lang biß sie vmb alles das jhrige kommen. Was geschicht? So lang sie Gelt haben andere zuverlegẽ / so lang haben sie auch Freund vñ geselschafft gnug / wann aber das Gütlein verzehret ist / so sehen auch die vorige Sauffbrüder einen nicht durch einen Zaun an / muß einer also hernach den Spott zum schaden / ja auch ein böses Gewissen vñ den Fluch Gottes darzu an Hals haben. Darentgegen wann einer nicht mutwilliger weiß sich
selbs vmb das seine bringet / sondern solches geschicht durch Gottes verhengnuß / so haben doch die Leut mit einem ein mitleiden / hat einer ein gut Gewissen darbey / vnd zugewarten / daß weil Gottes Hand vnverkürtzt ist / daß er entweder noch jhme oder doch seine Erben wider segnen werde / wie bey diesem Junckern zusehen ist.
Welchen aber Gott nichts gegeben / sondern in Armuth vnd vnvermügengesetzt hat / die sollen doch darumb nicht klein mütig werden / noch verzagen / sondern gedencken / daß man jhr wol mehr gefunden habe / welche in der jugent Arm gewesen seyn / dannoch weil sie Gott vertrauwet / vnd sich redlich vnd ehrlich bey den Leuten gehalten haben / so hat jhnen Gott fort geholffen / vnnd sie zu letzt Reich gnug gemacht. Wie auch Dauids Spruch solchesPsal. 37. mit sich bringet: Ich bin jung gewesen vnd Alt worden / vñ hab noch nie gesehen den gerechten verlassen / oder seinen Samen nach Brot gehen. Dieser alte Gott lebet noch / dem soll man vertrawen / so wirt er wol fort helffen.
Darnach / da dieser Juncker etwas erwuchß vnnd2. gleichwol auch an fieng darnach zutrachten / wie er etwas erwerben möchte / sich seinem Stand gemeß zuerhalten. Da ist den Alten bewust / daß da zumal / zuvor vnd ehe dann der gemeine Landfrieden auffgerichtet ward / sehr gebreuchlich war / daß man sich pflegte auß dem Stegreiff zunehrẽ. Dieweil aber solches wider Gott vnd alle Rechte ist / vnnd aber dieser Juncker redliches vnd ehrliches Geblüts vnd gemüts war / so hat er seine Gedancken dahin gerichtet / daß er sich in offentlichen Kriegswesen etwas versuchen möchte / derwegen so hat er alle seine Kleider / die er ein zeitlang bey Herren diensten zusam̃en gespart hatte / verkaufft / vnd ein Hellenparten darfür gezeuget / vnnd sich damit in den Krieg begeben. Da er dann nicht derer elenden Landsknecht einer gewesen ist / die bißweilen sich nur dieser
Vrsachen halben im Krieg verlauffen / dieweil sie meynen / es sey jhnen im Krieg mehr dann zu Hauß erlaubet / denn Fressen / Sauffen / Vnzucht vnd allerley Büberey nach zulauffen / daher sie auch im Krieg / mit rauben / beutten vñ dergleichen / den Freunden mehr beschwerlich sind dañ den Feinden / offt mit jhrer vollen weiß die Schantz versehen / Zug vnd Wache verschlaffen / vnd wann es an ein treffen gehet / im hinderhalteyn / oder das Hasen Panier auffwerffen / vnnd bey jhrer Fahnen stehen / wie ein Haß bey der Trummel.
Ein solcher Kriegsknecht ist dieser verstorbener Juncker nicht gewesen. Sondern er hat sich in das Kriegswesen begeben zu dem Ende / daß er möchte nach Rittermessigen Tugenden strebẽ / vnd seines Adelichen geschlechts ehrlichẽ Namen ferners helffen erweittern. Daher er dann im Krieg nicht post principia gestandẽ ist / sondern in Scharmützeln / in Feld schlachten / im stürmen allenthalben mit forn dran gewesen / vnd hat sich in allweg als ein freudiger vnnd vnverzagter Held erweiset. Da er dann bißweilen sein theil auch dauon bekommen hat / also daß er die Malzeichen seines Ritterlichen gemüths mit allen Ehren an seinem Angesicht getragen. Wie er dann auch auff den Nottfall sich lieber ehrlich gefangen geben / dañ schendtlich fliehen wöllẽ. Vnd in summa / wem dieses verstorbenen Junckern Leben eigentlich bekañt ist / der befindets daß er fast bey allen fürnemsten Kriegshändeln gewesen sey / die sich bey Lebzeitten deß Großmechtigen Keysers Caroli V. in Teutschland / Franckreich / Niderland vnd Hungern begeben haben.
Welches dann den jungen vom Adel zu einem guten Exempel dienet / daß sie sehen / worinn sie sich fürnemlich von jugent auff vben sollen. Dann wañ man die alten Historien an sihet / so befindet sichs / daß der Adel fürnemlich durch zweyerley Mittel auffkommen sey / nemlich durch
Weißheit vnd durch Männliche Dapfferkeit / vnnd durch diese beyde Stück muß auch der Adel / ja Land vnnd Leute erhalten werden / wann es acht wol / beydes zu Friedens vñ zu Kriegszeiten stehen soll. Nun ist aber nicht eines jeden von Adels Gelegenheit / daß er der Feder nachziehen / vnd dem studiern abwarte / es hat auch nicht ein jeder das Ingenium darnach / sondern es begeben sich jhr viel auff das Kriegswesen / welches dann für sich selbst nicht verwerfflich ist. Dann Gott wil seinen Himmel nicht allein von lautern Schreibern füllen / sondern er wil Kriegsknechte auch darinn haben / Aber doch auch nicht allerley heylloß Gesindel / sondern solche Kriegßleute / wieder Hauptmann von Capernaum im Euangelio / vnd der fromme HauptmannMatt. 8. Actor. 10. von Cesarien / der Cornelius in der Apostel Geschicht beschrieben werden. Darumb / wer dem Krieg nachzeucht / der hüte sich / daß er nicht selbs durch Leichtfertigkeit vnd Sicherheit Vrsach darzu gebe / daß jhme für der zeit der Halß entzwey geschlagen werde / sondern befleisse sich auch im Krieg der wahren Gottesfurcht / vnd strebe nach Ehr vnd Tugend / so wirdt er desselben Ruhm haben beyde für Gott vnd den Menschen.
Fürs dritte / nach dem nun der reiche milde Gott / diesen3. Junckern / wie droben vermeldet worden / reichlich gesegnet / vnd mit stattlichem Gut bereichet hat / da ist er deß Spruchs deñ der weise König Salomon führet / jñgedenck gewesen / da er saget: Ehre den HERRN von deinem Gut.Prouer 3. Dañ er von dem seinen den Armen / welche der HERR Christus vns an seiner stattbefohlen / reichlich mitgetheilet hat.Matt. 10. 25. Er hat die Armẽ järlichs gekleidet / Er hat järlichs zu Finẽburg / in die zwentzig Armen vmb Gottes willen gespeiset / Ist jemands kranck gewesen / vnnd hat Armut halb keine Artzeney zeugen können / so hat er in die Apoteck geschicket / vnd dieselbe bezahlet. Kein armer Schüler / kein vertriebner
Prediger oder Schulmeister / hat jhn jemals angesprochen / den er nicht begabet hette. Deßgleichen wann die Leut Feuwerschaden gelitten haben / ist er jhnen mildiglich zu hülff kom̃en / als wie er den võ Gruna auff ein mal in jrem Brandschaden / zwey hundert Güldẽ / neben vielem Holtz von den seinen zugeschickt hat / ohn allen zweiffel / weil seine Eltern auch zu zweyen malen abgebrannt / so hat er desto fleissiger bedacht / wie solchen armen Leuten jr Elend so schmertzlich fallen müsse / vnd derwegen sie desto reichlicher bedacht. O jr Armen / jr möget vber dieser Leich wol klagen / dañ jr dieses Junckern Mildigkeit noch wol vermissen werdet. Ist also dieser Juncker vnter den Hauffen der jenigen zu rechnen / welche mit ernst darnach streben / daß sie der HERR Christus Matt 25.am Jüngsten Gericht also anredẽ möge: Kom̃et her jr Gesegnete deß Vatters / ererbet das Reich / das euch bereitetist von anbegin der Welt / dann ich bin hungerig gewesen / vnd jhr habt mich gespeiset / Ich bin durstig gewesen / vnd jr habt mich getrencket / Ich bin nacket gewesen / vnd jr habt mich bekleidet / Ich bin kranck gewesen / vnd jhr habt mich besuchet / Dañ ich sage euch / was jr gethan habt einem vnter meinen geringsten Brüdern / das habt jr mit gethan.
Dieses dienet den reichen vnd vermöglichen Leuten / zu einem guten Exempel / damit sie darauß lernen / wie sie jhr grosses Gut / das jhnen Gott der HERR bescheret / nützlich gebrauchen / vnd wol anlegen sollen / damit sie nicht zu Dieben an jrem selbs eignen Gut werdẽ / welchs geschicht / weñ sie niemands von jhrem Reichthumb guts thun. Dann zu welchẽ Ende bescheret Gott etlichen viel Guts für andern / dann allein darzu / daß sie hinwider mildiglich außtheilen Job. 1. 1. Tim. 6.sollen? Sie sind so wol als ander Leut nackend vnd bloß in diese Welt kom̃en / vnd müssen wider nackend vñ bloß darauß wandern / vnd wirt jnen von aller jrer Haab / nicht mehr dann ein Tuch ins Grab. Was sollen sie dann mit dem vbri-
gen thun? Solches sollen sie nicht allein jren Erben zu wenden / sondern auch den Erben Gottes / das ist / from̃en dürfftigen Menschen. Dañ was man in dieser Welt hat / das muß zu letzt verderben vñ verbreñen / was man aber armen Leutẽ mittheilet / das wirt gleichsam auß dieser Welt geflehet / daß man desselben noch im ewigen Leben geniessen kan.
Solches haben die Alten mit diesen Exempeln erkläret. Es ist mit diesem Leben beschaffen / als wann einer in einen schönen herr lichen Lustgarten eyngelassen würde / da jm erläubet / alles was jngelüstet / abzubrechẽ / zu essen vnd zu geniessen / so lang er im Garten bliebe / allein wenn er wider herauß gehen würde / so solte er nichts mit sich auß dem Garten tragen. Nun aber waren die Früchte deß Gartens also schön / lustig vñ lieblich / daß er gern derselben auch etliche haben wolte / wann er ausser dem Garten käme / vñ wüste doch daß er nichts zur Thür herauß tragen dörffte / da erdachte derselb Mensch ein solche List / daß er etliche Frücht vber die Mauren außwerffe / auff daß / wañ er auß dem Garten gegangen were / er sich an den selben ort finden / solche Frucht wider holen / vnd derselben geniessen möchte. Also werden wir alle / besonders aber die Reichen vnd Vermöglichen / in dieses zeitliche Leben / als in ein Paradiß vnnd Lustgarten eyngelassen / aber allein mit diesem Gedinge / wir solten der Güter dieser Welt gebrauchen / so lange wir lebten / nach dem Leben aber / solten wir durch den Todt / welcher die Thür vnnd Außgang auß diesem Leben ist / nicht das geringste widerumb herauß tragen / sondern alles zurück in diesem Leben lassen. Wer nun jetzo so klug ist auß Gottes Wort worden / daß er auch den Armen von seinen Gütern mittheilet / der thut nichts anderß / dann als wann er die Frucht seines Gartens vber die Mauren außwerffe / daß er nach seinem Todt in jenem Leben auch etwas finden möchte. Dann wann die andern Güter alle mit Himmel vnnd Erden verbrannt / vnnd mit den El-
menten verschmoltzen seyn worden / so wirdt sich alsdenn erst die Frucht solcher Freygebigkeit finden. Dann da werden die Armen am Jüngsten Gericht auffstehen / für Christum tretten / rühmen vnnd sagen: Lieber HERR Christe / dieser Mann oder diese Fraw / hat mich in meinem Armut gespeyset / hat mir ein Kleid geschencket / hat mir mit leihen vnd borgen / mit Gelt vnnd Geltswehrt auß meinen Nöhten geholffen / hat mich in meiner Kranckheit besucht / getröstet / mit Artzney erquicket vnnd gelabet / ich bitte dich / belohne jm jetzo solches im ewigen Leben.
Sihet nun jetzo euwer Lieb / wie wir das zeitliche Gut wol anlegen sollen / damit wir desselben auch nach diesem Hebr. 13.Leben geniessen mögen? Derwegen so wölle niemandts / vnter denen / welche Gottreichlich gesegnet hat / vergessen / wol zuthun vnd mitzutheilen / dann solche Opffer gefallen Gott wol.
4. Fürs vierdte / so hat auch dieser Gottselige Juncker seinen Christlichen Glauben damit er weiset / daß er nicht allein für seine Person / mit seinem geliebten Ehegemahl vnd gantzem Gesind / auch allẽ Taglöhnern / die geordnete Predigten deß Göttlichen Worts mit allem fleiß besucht / zu dem auch alle viertel Jar sich zu dem Tisch deß HERREN gefunden / sondern er hat auch zu Hauß vber Tisch / beydes Morgens vnd Abends / erstlich die Biblia / vnd hernach die Tomos Lutherilesen lassen / damit er folgents vnter Essen / auß dem jenigen das fürgelesen worden / anleitung haben möchte / sich mit seinen Tischgenossen mit seinen freundtlichen vnnd Gottseligen Gesprächen zu üben / auff daß also nicht allein der Leib mit eusserlicher Speiß vnnd Tranck / sondern auch die Seel mit Gottes Wort / als dem rechten Him̃elbrot er quicket worden / vnd er ohne vnderlaß in wahrer Gottseligkeit wachsen vnd zunemmen möchte.
So sollen nun alle from̃e / Gottliebende Christen die-
sem Exempel auch in dem folgẽ / daß sie Gottes Wort fleissig vnd gern hören / sich darinnen ohne vnderlaß vben / auch die Heiligen Sacramenta wirdiglich gebrauchen. Dann eins ist nöhtig / spricht Christus im Euangelio zu der MarthaLuc. 10. / nemlich Gottes Wort hören / vnnd dieses ist der beste Theil / der nicht von vns genommen werden soll. Vnd solche fleissige Zuhörer deß Worts / die Tag vnnd Nacht jhre Lust am Gesetz Gottes haben / die segnet auch Gott / daß sie sind wie die fruchtbare Bäum / an den Wasserbächen gepflantzetPsalm. 1. / deren Bletter nicht verwelcken / sondern was sie machen das geräht wol.
Diesen Schatz wölle ja niemands verachten noch versaumen / besonders / weil wir auß Gottes Wort viel vñ offt bericht werden / daß zu diesen letzten Zeiten böse Zeiten zuMat. 24. gewarten seyen / da die Leut also vom Glauben abtretten werden / daß wann deß Menschen Sohn kommen wirdt / erLuc. 18. wol fast kein Glauben finden wirdt / darumb so last vns gegen dem Wort Gottes vns also erzeigen / daß Gott vnd die Welt spüren mögen / daß wir es von Hertzen lieb vnd wehrt haben / damit nicht Gott vnsers Vndancks wegen verursachet werde / solches von vns zunemmen.
Fürs fünfft vnd letzte (diß einige Stück noch hinan zuhengen)5. so hat er seinen richtigen Glauben / auch darmit herrlich erweiset / daß er mit seiner eigenen Hand / die fürnemste Stück / welche er täglich seinen vnd vnserm Gott in seinem Gebett fürgetragen hat / zusam̃en gezeichnet / vnd darmit alle tag Gott dem HERRN das Opffer seiner Lippen gantz eyferig vnd innbrünstig bezahlet.
Vnd damit wir die Sum̃am seines Gebetts kurtz fassen / so hat er erstlich eine gemeine Dancksagung zu Gott dem HERRN angestellt / für folgende Stück. Daß jn Gott der HERR als einen vernünfftigen Menschen / der anfänglich nach seinem Ebenbild erschaffen war / hette in diese
Welt geborn werden lassen: Vnnd da er so wol als andere Menschen / durch den schwerẽ Sündenfall solch Bild Gottes verlohren hatte / daß jm Gott durch das thewre wehrte Blut seines eingeliebten Sohns wider erlöset hette: Daß jm auch Gott vber das / zu der rechten wahren Catholischen Kirchen gebracht / vnd derselben Gliedmaß gemacht hette. Er hat auch Gott gedanckt / daß er täglich so grosse gedult mit jhme hette in seinen Sünden / vnd jme nicht alle Augenblick nach seinem Verdienst straffte. Item / für die Gaben deß H. Geists / welche er jhme mitgetheilet hatte: für reine vnd gesunde Lehr / welche er durch seine Gnad erhielte: für seinen friedlichen glücklichen Ehestand / darein jhn Gott gesetzt hette: für die Gesundtheit deß Leibes: für den gemeinen zeitlichẽ Frieden: für die gnädige Erhörung seines Gebetts: für die reichliche Nahrung / die der liebe Gottgegeben vnd bescheret hette: für die Gunst frommer vnnd an sehenlicher Leut: vnd in gemein für alle vñ jede Wolthaten / welche jm Gott an Leib / Seel vnd Gütern reichlich vnnd vberflüssig er zeigt hette.
Nach solcher Christlicher vnnd demütiger Dancksagung / hat er angefangen sein Gebett auff folgende Punct zu richten / daß er bey Gott angehalten hat vmb gnädige vñ Vätterliche Vergebung aller vnd jeder Sünd / mit welchen er die hohe Göttliche Maiestet möchte beleidiget habẽ: vmb erhaltung deß reinen seligmachenden Worts / vnd deß heilsamen Gebrauch der hochwirdigen Sacramenten: vmb abwendung alles Vbels / Leibs vnd der Seele: Guts vnd Ehre: für alle Weltliche Obrigkeit / in sonderheit für seinen G. Landsfürsten / den Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Julium / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. daß der Allmächtige S. F. G. bey reiner gesunder Lehr beständiglich biß ans Ende erhalten / auch verleihẽ wölle / damit dieselbe vber Gericht vnd Gerechtig-
keit möge halten / vnd jederman gleichs vñ rechts begegnen lassen. Item / Er hat gebetten vmb Gesundtheit / vñ frommer Leut Gunst / daß auch Gott allen Mißgünstigen steuren vnd wehren wolte: für sein liebes Ehegemahl / vñ etliche andere nahever wandte Personen / insonderheit vñ mit Namen: für alle betrübte Wittwen vñ Waisen: für sein gantzes Haußgesind. Vber das / daß jhm Gott verleihen wölle die Krafft seines H. Geistes / damit er nach seinen heiligen Gebotten sein Leben anstellen möge / Vnd dann endtlich / weil niemands wissen köndte / wann / wo vnnd welcher gestallt der Todt einen angreiffen möchte / so hat er gebetten / daß jm Gott ein seliges Christliches Ende / auß diesem Jam̃erthal ab zuscheiden auß Gnaden verleihen wölle.
Was bedünckt euch meine Geliebte im HErrn Christo / von diesem Christlichen Adelichen Kriegßmañ / solte es nit schier gnug seyn / wañ ein Theologns täglich sein andächtiges Gebett mit solchem fleiß zu Gott richtete? Nu / es sind viel / welche / wañ sie vermahnet werden / daß sie auch fleissig betten sollen / sagen dörffen: Laß die Pfaffen betten / die haben jre Besoldung darvon. Aber hie sollen die vom Adel / von dieser Adelichen Person ein Exempel nem̃en / vnd lehrnen / wie sie jre andere Adeliche Tugenden mit dem Gottseligen Gebett zieren sollen.
Ich kan allhier nit vmbgang haben / neben dieses Exempel ein anderß zusetzen / menniglich darmit desto mehr zu dem Gebett zuvermögen. Wir haben vnlengst auch einen Gottseligen vnnd ansehenlichen vom Adel Achatium von Veldtheym dieses verstorbenẽ Juncker nehesten Schwager einen begrabẽ / welcher auch diesen Gebrauch gehaltẽ / daß er täglich seine gewisse Bettstund gehabt / vñ dieselbige mit solchem fleiß verrichtet / daß jhm kein Mensch so lieb gewesen / welchem er Audientz vnd Gehör gegeben hette / zuvor vnnd ehe dann er sein Gebett verrichtet hatte. Ich hatte schier besorget es solte mit dem selben alle andacht zu betten
abgestorben seyn / aber nun befinde ich / daß er andere mehr neben sich gehabt hat / vñ ohn allen zweiffel der selben noch mehr vberley sind. Dieweil aber jm̃er einer nachdem andern hinweg gehet / so ist hoch von nöhten / daß die Jungen erinnert werden / damit sie in dieser alten vnnd erlebten vom Adel löbliche Fußstapffen tretten / vnnd jhrem Exempel folgen / dann wann diese starcke Clamanten einmal hinweg Jer. 10. Ezech. 22.seyn werden / vnnd sich kein Moses oder Samuel mehr finden wirdt / der sich zur Mauren machete / vnnd wider den Riß gegen Gott stehn würde / so wer wol zu besorgen / es würde vmb das Land nicht wol stehen. Dañnoch niemand weiß / ob der da bettet / oder der darahtet mehr Gutes darbey thue / daß Schaden vnd Vnglück abgewendet werde.
So rühmet man nun solches den verstorbenen Junckern zu Ehren nach / auff daß er hiemit dem Lebendigen dienen / vnnd ja etliche durch sein Exempel beweget werden / daß sie sich gleicher Gottseeligkeit befleissen / deren sie 1. Tim. 4.nicht allein Ruhm vñ Ehr / sondern auch grossen Nutz vnd Frommen haben werden hie zeitlich vnd dortewiglich.
Dann auch Gott der HERR diesem verstorbenen Junckern seine Gottseligkeit in diser Welt nit vnbelohnet gelassen hat / sondern hat jm solche vielfeltig vergolten / als mit Prou. 10.ziemlichen Reichthumb / wie dañ allein der Segen Gottes reich machet: Deßgleichen mit grossem Ansehen / daß diese stattliche ansehenliche Begängnuß genugsam Zeuge seyn kan: Vber das mit einer rühigen friedlichen Ehe mit der Tugendsamen Frauwen Elsa / geborn auß dem fürnem̃en Geschlecht deren von Saldern: Zu dem / mit langem Leben vnd hohem Alter / dann er das ein vnd sibentzigste Jar seines Alters erreicht: vnd dann endtlich / mit einem gantz glücklichen vnd Christlichem Ende dieses Lebe s. Dann er mit guter Vernunfft vnd Verstand / fast zum lauter Seufftzen vnd Gebet / sanfft vñ still in Christo Jesu eyngeschlaf-
fen ist / am sechsten tag Januarij / zwischen neun vnd zehẽ / gleich auff den Tag der heiligen drey Königen / da er an statt Goldt / Weyr auch vnnd Myrrhen / reinen Glauben / eyferig Gebett vnnd gedultige ablegung dieses sterblichen Cörpers seinem HERRN vnd Erlöser Jesu Christo fürgebracht hat / vnnd von demselben in die ewige Hütten auffgenommen ist worden.
Weil dann dem allem also / wie hier von dem verstorbnen Gottseligen Junckern / sein Seelsorger vnnd andere glaubwirdige Personen mehr bestendig Zeugnuß geben / so werden auch die betrübte Wittwe zusampt der gantzen ehrlichen Freundschafft / vnd allen den welche vber diesen seinem Todesfall betrübt worden sind / jhre Traurigkeit zumessigen / vnd sich zu rhuw zugeben wissen. Dann diß ist doch einmal der weg alles Fleisches / vnd lebet der Mensch nicht der nicht diesen weg auch wãdern müste / dieweil doch Fleisch vnd Blut das Reich Gottes nicht ererben kahn. Selig aber vnd widerumb selig sind die / welche diesen weg in einem bestendigẽ Glauben vñ vngefärbter Lieb außgestanden1. Cor. 15. haben.
Vnd nach dem sichs dann außweiset / daß der verstorbene Juncker diesen weg also vollbracht / daß wir an seiner Seligkeit zuzweifeln nicht die geringste Vrsach haben / so sollen sie an statt des weynens / vnserm lieben Gott trewlich dancken / der jhme mit der Gnad seines heiligen Geistes beystand geleistet / in bestendigem Glauben biß an das Ende erhalten / vnd nunmehr verliehen hat / daß jenige / darnach er so viel vnd offt / fürnemlich auff seinem Todbeth mit diesen Worten geseuffzet hat:
Ach du getrewer Gott / Hilff mir auß aller noth / Durch deine fünff Wunden roth.
Wir andere aber / die wir nun von seinem reinen vnnd bestendigen Glauben / auch Christlichen Wandel vnd Leben nach der lenge gehört haben / sollen solche erinnerung zu hertzen fassen / vnd fleiß haben damit wir jhme in beyden Stücken / so viel der Allmechtige durch seinen heiligẽ Geist Gnad verleihen wirdt / nachfolgen mögen / auff daß wir auch darnach streben / damit wir zu letzt ein seliges End erreichen / nach diesem Leben in dieser Welt einen guten ehrlichen Namen hinderlassen / vnd in jener Welt der ewigen Seligkeit in Christo Jesu theilhafftig werden mögen. Dar zu vns allen die heylige hochgelobte Dreyfaltigkeit in gnaden helffen wölle.
AMEN.
Folget der Bericht M. Ioan Mebesij von dem seligen Abscheidt obgemeltes Herrn Fritzen von der Schulenburg.
DEn 20. Tag Decembris / war der Sonnabent vor dem heyligen Christage / hat der Edle Gestrenge vnd Ehrn veste Fritz von der Schulenburg / Albrechts seligen Sohn weiland / mein gebietender Juncker vñ groß günstiger Herr Gevatter zu mir gesendet / vnd anzeigen lassen: S. Gest. seyn berichtet / das bey dem 60. Psalm als dem letzten vnter den fünff gülden Kleinnoten des heyligen Propheten Dauids / die Vrsachen angezogen / warumb ein jeder Christ / des heyligen Abend mals vnsers Erlösers vnd einigen Heylands Jesu Christi zum offtermal gebrauchen soll: Derwegen begeren seine Gest. ich mochte den folgenden Sonnabent vmb drey Vhr auff das Hauß Fieneburg kommen / seiner Gest. so wol deren vieltugentsamen Haußfrawen meiner auch großgünstigen Gevatterschẽ Beicht / Anliegen vnd klagende Noth hören / vnd nach deß HERRN Jesu Christi befehl auff sein bitter Leiden vnd Sterben auch allerheyligsten gehorsam seinem Vatter geleistet / sie von jhren Sünden loß vnnd ledig sprechen.
Welches nach dem esgeschehen / haben S. Gest. dem Allmächtigen Gott hertzlichen gedanckt / vnd den 22. Tag vmb 9. Vhr zu sampt seiner Gest. vieltugentsamen Haußfrawen / vnd allem Haußgesinde auff der von der Schulenburg Stuben ein kurtze erinnerung vnd Trost auß dẽ Worten des heyligen Testaments vnsers HERRN Jesu Christi angehört / vnnd als bald drauff das heylige Sacrament / den waren wesentlichen vnd natürlichen Leib des HERRN für vns am Stamme des heyligen Creutzes auffgeopffert /
auch das thewrerosen farbe Blut des Sons Gottes für vns verdampte Sünder vergossen / in rechte Rewe jhrer Sünden vnd wahren Glauben an den gecreutzigtẽ Jesum Christum zu sich genommen.
Volgenden Montag so wol den allerheyligsten Christag auch die zugehörigen Feirtag haben seine Gest. bey vns am Tisch gesessen / mit Essen vnd Trincken dermassen sich durch Gottes Segen er zeigt / daß es vns andern ein Freude gewesen / zum offtermals gefragt / ob ich kein zeitung von Doctor Basilio habe / das er ja mit vns / vnd wir mit jhm in erkannter Warheit vnd vnverfelschter Lehre möchten bestendig bleiben. Solten wir auch / sagten seine Gest. die Köpff drüber verlieren. Es müste vns ja das Leben nicht so lieb seyn das wir von der erkañten Warheit Göttliches Worts solten abtretten. Hat sich täglich vor vnd nach Mittag die Euangelia mit der aller vortrefflichsten außlegung deß heyligen Lutheri seligen auß der Kirchen vnd Haußpostill / durch Doctorem Rorarium seliger colligiert / vorlesen lassen / auch selber wann die Fraw von der Schulenburg in der Kirchen gewesen auffs fleissigste gelesen.
Den Donnerstag vor der heyligen drey König / war der ander Tag Januarij dieses 89. Jahrs / haben seine Gest. bey deren vieltugentsamen Haußfrawen angehalten / daß dieselbe sich naher Braunschweig zu jhren Brüdern / den Edlen Gestrengẽ vnd Ehr̃n vesten Junckern von Saldern / wegen etlicher mündtlichen werbung begeben wolte / welches / wie wol beschwerlich vnd fast vngern / jhr Tugenthafft / weil der Juncker nicht vbel sich befunden / gewilligt. Ist seine Gest. Mittags vnd Abents auch künfftigen Freitag mit zu Tisch gesessen vnd also mit Essen vnd Trincken / reden vnd allen geberden so freundlich sich erzeiget / das wir andern dem Allmechtigen Gott dafür gedanckt.
Den Sonnabent war ? 4. Januarij / haben seine G.
sich den Morgen vmb 6. Vhr was schwach doch nicht sonderlich befunden / ist aber vmb zehen auff gestanden / den Mittag am Tisch gesessen / Essen vñ Trinckẽ aber hat nicht fort gewolt / wie die vorigen Tage auch nicht viel geredt.
Gegen Abendt als die Edle vieltugentsame Fraw von der Schulenburg vmb vier Vhr wider kommen / fragen sie als bald wie es vmb jhren lieben Junckern stehe / vnnd wie sie bericht / er habe sich zu Beth gelegt / wurd sie sehr betrübt / befindet das seine Gest. in wendig grosse Hitz haben / vnd ein sorgliche Kranckheit darauß entstehen möcht.
Wird in der selben Nacht ein Knecht abgefertigt welcher den Medicum von Braunscheig holen solte.
Den Sontag nach Circumcisionis war der fünffte Tag Januarij / hat die Edle Fraw võ der Schulẽburg vmb Acht Vhr mir ein kleinen zettel auff die Pfarr gesendet / inhalts: Ich wolte die Leut zum Gebett vermanen / dann der Juncker zimlich schwach worden: Der wegen ich beids ehe das Euangelium verlesen / vnd denn auch nach der Predigt die Gemein des Sons Gottes vermahnet / sie wolten den Vatter aller Barmhertzigkeit vnd Gottes alles Trostes demütiglich anruffen / er wolte durch seinen werthẽ heyligen Geist den Junckern in erkanter warheit Göttliches Worts bestandhafftig erhalten / im Glauben vnd warẽ vertrawẽ an den HERRN Jesum Christum vnsern einigen Mitler vñ getrewen Heyland stärcken / vñ in gewisser Hoffnung der künfftigen Seligkeit vns bewaren. Vns allen nach seinem Vätterlichen willen zum besten S. G. fristen / vnd zur Gesundheit widerumb kommen lassen / sey es aber sein gnediger vnwandelbarer Wille nicht anderst / wolte er auß Gnaden S. G. ein seliges Ende bescheren vnnd mit Gnaden zu sich in das ewige Leben auffnemmen.
Der zeit war ein Kindt in der gemein Lochten zutauffen / daß nach geschehener Predigt S. G. ich nicht besuchen
köndte / wandere dahin vnd nach gehaltenem Catechismo vermantich die Leut sämptlich auch für S. G. demütiglich auß her tzen grunde zubittẽ / welches nach dem es verrichtet / finde vmb zwey Vhr nach Mittag ich dieselben in der kleinen Stuben auff dem Ruhbetlein liegen / gab mir die Hand vnd klagte die Fraw von der Schulenburg vber die plötzliche verenderung / vnd sehr grosse Hitz. Fragten ob die Leut den Allmächtigen Gott für jhre G. angeruffen / vnd wie sie es berichtet / gab der Juncker sich wol zu frieden / hatte kurtz zuvor die außlegung des heyligen Euangelij mit andacht angehöret / vnnd wartete des Erbarn wolgelarten Herren M. Hermanni Conerding von Braunschweig welches fleisses S. G. vber ein Jarlang in der Artzney / in beschwerlicher Leibs schwachheit / nicht ohne nutz vnd frommen durch Gottes segen gebraucht. Welcher auch vmb vier Vhr nach Mittag an kompt / vnd in allen dingen müglichẽ fleiß anwendet. Stehet der Juncker den Abendt von seinem Ruhbett auff / gehet in sein Schlaffkammer hart darbey vnd legt sich in dem Namen des HErrn zu Ruhe.
Wie S. G. ein wenig eingeschlaffen vnd widerumb auffwachen / befindet die Fraw von der Schulenburg daß die schwacheit zunimpt / vnd lesset den Medicum foddern / lieset vnter deß dem Junckern die schöne tröstliche Predigt deß Mich a. 5.seligen Lutheri vber den Spruch des H. Propheten Micha: von der Stadt da der Son des ewigen Allmechtigen Vatters hat sollen geborn werden / von dem Ampt vnd Königreich deß HErrn Jesu Christi / welcher ist vnser einiger Moschel Hertzog vñ HErr / der vns arme verlorne vnd verdampte Hellebrende erlöset / erworben vnd gewonnen hat / daß wir ewiglich sein eigen seyn vnd bleiben sollen.
Der Juncker höret mit fleiß zu / ist aber vnter dem Angesicht gantz roth / die Brust war enge / vnd wird jhm das außwerffen sehr schwer / hat erstlich wenig Rothblut / darnach eitel schäumigen Schleim außgeworffen. Den Morgẽ
kurtz vor drey Vhrn kompt die Altfraw mit einer Magd zu mir / an zeigend / ich wolte zu dẽ Junckern kom̃en / so baldt ich komme gibt er mir die Handt vnd sagte daß ich wolt naher Lochtẽ gehen / da ich alle zeit früe vmb fünff oder sechs pflege daß Ampt durch Gott es hülff zuuerrichten / vnd die Leut vermanen / daß sie ja fleissig mit grossem ernst von grund jhres Hertzen Gott für S. G. anruffen wolten.
Die weil ich aber sahe / mich auch der Medicus berichtet / wie die schwacheit zunam / bin ich bey dem Beth stehen blieben. Vmb drey / höret ich daß seine G. sagten: O Gott erbarme dich vber mich armes Blut / vnd hilff mir durch deine heylige fünff wunden roth. Daraußich gelegenheit nam mit S. G. zu reden / die weil mir der Medicus anzeigte / er möchte es wol leiden: Sagte derwegẽ Gestrenger Juncker daß ist ein kurtz / doch sehr schon vnnd im Glauben an den HERRN Jesum Christum kräfftiges Gebett / genommen auß dem 51. Psalm. Gott sey mir gnedig / nach deiner güte / vnd tilge meine Sünde nach deiner grossen Barmhertzigkeit. Wasche mich wol von meiner Missethat / vnd reinige mich von meiner Sünde / Dann ich erkenne meine Missethat / vnd meine Sünde ist jmmer für mir. Sagte seiner G. den gantzen Psalm vor / vnd zeigte durch regierung vnd erinnerung des heyligẽ Geistes / wie wir Menschẽ alle sämptlich nicht allein ein armes sondern durchauß verderbtes Fleisch vnd Blut seyn / alles tichten vnnd trachten vnsers Hertzen nur böse jmmerdar. Gen. 6. 8. Vnter dem Fluch deßGal. 3. 4. Gesetzes vnter Gottes gerechtem Zorn zur ewigen Verdamnuß als rechte Hellebrände gehörig / deß Himmelreichs vnd ewigen Lebens gantz vnd gar vnwirdig.
Dañ wir seyn aus sündlichem Samẽ gezeuget / vñ vnsere Mütter habẽ vns in Sündẽ empfangẽ / vñ auff diese Welt geborn. Sey vnser gantze Art vñ Natur durchauß verderbt / daß vns vnmüglich Gottrecht zuerkeñen / furchtẽ lieben od zuvertrau wen / zum Himmel oder ewigen Leben zukom̃en.
Diß sey aber vnser einiger Trost / daß Jesus Christus warhafftiger ewiger Gott in die Welt sey kom̃en / ein heyliger vnschuldiger Mensch empfangen vom heyligen Geist vnd geboren von der Jungfrawen Maria mit volkom̃enẽ Leib vñ vernünfftiger Seelen / vñ hat sein thewerbares rosen farbes Blut für vns arme Sünder miltiglich vergossen.
Derwegen auch der Königliche vnd grosse Prophet Dauid seine Zuflucht allein zu dẽ Wunden deß HERRN Jesu Christi nemme / vnd mit grossem ernst bitte / das Gott der heylige Geist den Isop / oder wie das Wort auß der heyligẽ Sprach kangegebẽ werdẽ / Mosch oder Schwã nemẽ wolle / mit dem vnschuldigen Blut des Lammes Gottes füllen vñ jn nicht allein damit bestreichen: Sondern auch abwasschen / so werde er schneweiß vnd viel heller vnd reiner dann Esa. 1.keine Wolle seyn kan.
Dann dieses Bluts ein tröpfflein sey grösser mächtiger vnd stärcker für Gott / dann der gantzen Welt Sünde. Sintemal er ein Allmechtiger ewiger Gott sampt dem Vatter vnd heyligen Geist / auch ein heyliger reiner vñ vnschüldiger Mensch / 1. Pet. 1. So er nu mit diesem Blut besprenget / vñ durch das Göttliche Wort vergebung der Sünden versichert / daß der Son Gottes zu jhm sage / sey getrost mein Son / deine Sünde sind dir vergeben / Matth. 9. so werde jhm sein Hertz recht frölich.
Es höre aber der Juncker wie fleissig der Prophet Gott anruffe / er wolte jhn solch Frewde vñ wunne in seinẽ Hertzẽ hören lassen / bestendig wider alle Anfechtung durch seinen heyligen Geist dabey erhaltẽ / wolte jn tröstẽ in aller Angst vnd Not / dañ er habe ein geengsten Geist / ein geengstes vñ zerschlagenes Hertz / Vnd fragtich darauff / ob S. G. auch wolten mit vns bettẽ vñ vmb bestendigkeit im rechtẽ Glauben an den HERRN Jesum Christum anruffen / wie der Prophet Dauid gethan / vnd gnediglich erhöret worden?
Antworten seine Gestrengkeit Ja / Ja. Danckten wir erstlich dem Allmechtigen ewigen Gott / daß er S. G. vnnd vns alle die Nacht vber so gnediglich vñ Vätterlich behütet vñ bewaret hatte: Betten auch demütiglich er wolte vns künfftigen Tag beschützen vnd beschirmen / für allem Vbel behüten vnnd bewahren / fürnemlich aber wolte er / als ein treuwer Gott vnd Heyland mit seinen heiligen Engeln bey vnd vmb den Junckern vnd vns allen seyn vnd bleiben / daß der böse Feind keine Macht an vns finde / nicht vmb vnsers verdienstes / sondern vmb deß HERRN Jesu Christi willen.
Betteten weiter / HERR erbarme dich vnser / Christe erbarme dich vnser / HERR Gott heiliger Geist / erbarme dich vnser / etc. beschlossens mit dem Heiligen Vatter vnser / welches alles der Juncker fein vernünfftig vnd verständig mit bettet / vnd alle zeit beschliessend / sagte Amen / Ja.
Der Mund wirt seiner Gest: vnder deß / von wegen jnnerlicher Hitz sehr trocken / Derhalben fragte der Medicus, Ob seine G. wolten was zu sich nemmen / sagt dieselben / ja / was euch deuchte. Hat einen ziemlichen Trunck Mandelmilch getruncken. Fragte die Fraw von der Schulenburg / ob der Juncker ein wenig ruhen wolte / vnd wie ers begert / ist S. G. ein viertel einer Stunden eyngeschlaffen. Wie er erwachte / widerholten seine G. die vorigen Wort: Hilff mir Gott auß aller Noht / durch deine heilige fünff Wunden roht. Darauff S. G. ich geantwortet / diß Gebett sey gegründet auff den andern Artickel im heiligen Christlichen Glauben. Dann Gott der Vatter aller Barmhertzigkeit habe die Welt / vns arme / verlorne vnnd verdampte Menschen also geliebet / daß er seinen eingebornen Sohn für vnsPhilip. 2. dahin in den allerschmählichsten Todt deß Creutzes gegeben / auff daß alle / die an jhn glauben / nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben haben. Gleich wie Moses in der Wüsten eine Schlange erhöhet habe / also hab müssen
deß Menschen Sohn erhöhet werden / etc. Vnnd daß dieser HERR nicht von kleinen / Kindischen / ertichten Sünden helffe / sondern er sey von Gott zum Heyland gesetzt / Matthei 1. Luc. 2. der allein erlösen kan / vnd wil auch von rechten / grossen schweren verdamlichen Vbertrettungen / vnnd Missethaten / so die grössesten / ärgesten / vnd in Sum̃a alle Sünder auff Erden begangen haben / so sie nur an jn glauben / vnd von Hertzen seiner Gnade vnnd Hülffe begeren.
Erinnert S. G. deß schönen weßlichen Gemeldes / da der Sohn Gottes am Creutz seine Hände vnd Füß durchnagelt / seine Seiten offen stehen / vnnd vns die wir vnter dem Creutz stehen oder knien / mit seinẽ heiligen Blute besprenget / abwäschet vnd reiniget.
Ferrner deß schönen kun streichen Gemeldes / so S. G. in der kleinen Stuben vber der Thür stehn haben. Dariñ der HERR Jesus Christus bey einer Keltern oder Weinpressen abgemahlet / vnnd jm sein heiliges thewres Blut auß allen Gliedern in einen Kelch fleusset / vnd stehen diese Wort auß Esaie 63.dem heiligen Propheten Esaia darbey: Ich trette die Kelter allein / vnd ist niemand vnter den Völckern mit mir.
Daß kein Creatur im Him̃el oder auff Erden zu vnser Erlösung helffen könne / oder den Zorn Gottes stillen / für vns gnug thun vñ bezahlen / allein der Sohn deß lebendigen Gottes / gehet auß dem Schoß deß Vatters / wirt Mensch / leydet vnd stirbet am Creutz / bezahlet also das Lytron / die Ran zun oder Lösegelt / darfür wir ewiglich hetten müssen verkaufft seyn vnd bleiben in ewigem Todt vnnd Hellischer Gefengniß.
Die Edle viel tugentsame Fraw von der Schulenburg erinnert mich deß 53 Cap. Esaie / welchs dem Junckern sehr wol bekañt war / dann S. G. dasselb gantz durch auß in derselben Bettbüchlein schreiben lassen: Fürwar er trug vnsere Kranckheit / vnd lud auff sich vnsere Schmertzen. Wir aber
hielten jn für den der geplagt vnd von Gott geschlagen vnd gemartert were. Aber er ist vmb vnser Missethat willen verwundet / vnnd vmb vnser Sünde willen zuschlagen / Die Straffe ligt auff jm / auff daß wir friede hetten / vnnd durch seine Wunden sind wir geheilet / etc. Dar auß ich mit seiner Gestr. redet von dem hohen vnd allergrössesten Wunderwerck Gottes / welches alle Engelim Himmel vnnd alle Menschen auff Erden nit begreiffen können / sondern müssen sich mit vns allẽ drüber verwundern / daß Gottes Sohn / der da ist ein warhafftiger ewiger Gott / Schöpffer vnd erhalter aller Creaturen / ein Liecht vom Liechte / darvon der Vatter rufft vom Him̃el herab / Matth. 3. 17. Diß ist mein lieber Sohn an dem ich wolgefallen habe / den solt jr hören / in solcher grossen Angst vñ Noht ist im Gartẽ / daß er Blut schwitzt / vñ spricht: Meine Seelist betrübt biß an den Tod.
Ich vermahnte auch S. G. solte mit vns bettẽ: Vatter / ist es müglich so gehe dieser Kelch von mir / doch nit wie ich wil / sondern wie du wilt. Welches dieselben drey mal mit vns fleissig beteten / vnd mit dem Vatter vnser beschlossen.
Vm̃ fünff vhr ruhete. S. G. ein wenig eyn / nit länger dañ ein halb viertheil Stunde / Wie sie widerumb auffwachten / widerholet er die gewöhnliche Wort / Hilff mir Gott / etc.
Darauff ich antwort G. Juncker / Gott der Allmächtige hat E. G. geholffen / vñ wirt hin furt ferrner helffen / E. G. betten durch vñ mit dẽ HErrn Jesu Christo / als vnserm trewen Hohen priester / Vatter ist es müglich / etc. Item / mit dem Aussetzigẽ / HErr so du wilt / kanstu mich wol gesundt machen / HERR dein will ist der allerbeste: Wie es deñ auch warhafftig mit E. G. geschehen / vnd vnser barmhertziger Gott es also wol machen wirt / daß E. G. jm in alle Ewigkeit dafür dancken werden.
Nur laßt vns fleissig drumb bitten: Darauff beteten wir samptlich den 6. Psalm: Ach HERR straffe mich nicht in deinen Zorn / vnnd züchtige mich nicht in deinem Grim̃ /
HERR sey mir gnädig / denn ich bin schwach / Ja lieber Gott ich bin sehr schwach. Heyle mich HERR / denn meine Gebeine sind erschrocken / vnd meine Seele ist sehr erschrocken / Ach du HERR wie lange? Wende dich HERR / vnd errette meine Seele / Hilff mir vmb deiner Güte willen / etc. Den 25. Psalm / Nach dir HERR / gantz auß.
Wie diese Psalmen zum ende / betteten wir mit seiner G. das schöne Gebettlin HErr Jesu Christ wahrer Mensch vnd Gott / der du liedtest Marter / etc. welches der Juncker nicht allein mitbettete / sondern auch / so offt der Name deß HERREN Jesu genennet ward / griffen dieselben an die Nachthaube / vnnd zucketen sie auß eigener Bewegnuß zu berge.
Den 6. Psalm haben S. G. täglich so wol den 51. vnd das 53. Capit. Esaie pflegen zu beten vnnd neben andern Trostsprüchen zulesen. Vmb 6. führet jhrer G. ich zu Gemüt die schöne Wort deß H. Augustini / welche dem H. Luthero so lieb gewesen / daß er etliche darvon in seine Haußpostil setzen lassen auß dem 14. Cap. Meditationum.
O lieber Gott vnd HERR ich hette müssen verzweiffeln von wegen meiner grossen Sünde vnnd vnendtlichen (Missethat) Nachlässigkeit / infinitas negligentias, Wenn nicht dein Sohn were Fleisch worden / vnnd vnter vns gewohnet hette.
Aber nun darff ich armer Sünder nicht verzagen / denn auch Christus / da wir noch schwach waren / nach der zeit ist für vns Gottlosen gestorben. Nu stirbt kaum jemand vmb deß Rechtes willen / vmb etwas Guts willen dürffte vielleicht jemand sterben. Darumb preyset Gott seine Liebe gegen vns / daß Christus für vns gestorben ist / da wir noch Sünder waren / so werden wir je viel mehr durch jhn behalten werden für dem Zorn / nach dem wir durch sein Blutgerecht worden sind.
Denn alle meine Hoffnung vnd festes Vertrawen stehet auff dem kostbarn / theuren Blut / das für vns vnd vmb vnserer Seligkeit willen vergossen ist. An dem selben erquicke ich mich / richte mich widerum̃ dran auff / in ipso respiro, darauff vertrawe vnd bawe ich / dadurch verlanget mich zu dir zu kom̃en / nicht / daß ich meine eigene Gerechtigkeit habe oder mitbringe / sondern die da ist in deinem Sohn vnserm HERRN Jesu Christo.
Derwegen danck ich dir aller gütigster vñ freundtlichster Vatter / daß du durch deinen Sohn Jesum Christum / da wir nichts waren / vns gewaltiglich erschaffen hast.
O welche vnbegreiffliche Gütigkeit vnnd vnerforschliche Liebe / daß du deinen einigen Sohn dahin gegeben / damit du mich armen leibeigen vnd gefangenen Knecht erlösest / hastu deinen eingebornen Sohn dahin gegeben: vt liberares seruum, tradidisti filium. Gott ist Mensch worden / daß der verlohrne vnnd verdampte Mensch von deß Teuffels Gewalt errettet würde.
O wie ein gütigster Liebhaber der Menschen ist dein Sohn / welches Barmhertzigkeit es nit gnug gewesen / daß er sich herunder liesse vnnd Mensch würde / von der wahren keuschen vnnd reinen Jungfrauwen Maria / wenn er nicht liedte vnd sein Blut vergösse vmb vnsert vnd vmb vnserer Seligkeit willen.
Der fromme Gott ist kommen nach seiner Güte vnnd Trewe / zu suchen vnnd selig zu machen das verlohren war / Matth. 18.
Der gütige HERR vñ trewe Gott suchet wie ein frommerLuc. 15. 19 Hirt das verlohrne Schafe / Er hat es gesucht vnd funden / auff seine Schuldern genom̃en vnnd widerumb zu den Schafen in den Stall getragen.
O welche eine grosse Liebe vnd Trewe / wer hat jemals dergleichen gehöret? Wer wolte sich vber solcher hertzlichen
Barmhertzigkeit nicht entsetzen? Wer solte sich nicht verwundern? Wer wolt sich nicht erfrewen / vmb seiner grossen Rom 8.Liebe willẽ / damit er vns geliebet hat? Du hast deinẽ Sohn gesendet in der gestallt deß Sündlichen Fleisches / vnd verdampt die Sünde im Fleisch durch Sünde / auff daß die Gerechtigkeit vom Gesetz erfordert / in vns erfüllet würde / daß wir würden deine Gerechtigkeit in jm.
Er ist das rechte vñ vnbefleckte Läm̃lein Gottes / welches trat die Sünde der Welt / welches vnserm Todt durch seinen Todt die Macht genom̃en. 2. Tim. 1. Vnd durch seine Aufferstehung das Leben herwiderbracht.
Aber was können wir dir O gütiger Gott für diese grosse Wolthat deiner Barmhertzigkeit vergelten? Was Lobs oder Dancks? Ob wir gleich so verstendig vnnd mächtig als die heiligen Engel / köndten wir dir doch nichts vergelten / daß dieser Güte vnd Trewe wirdig.
Obgleich alle vnsere Gliedmaß klein vnd groß in Zungen verwandelt würdẽ / dir schuldiges Lob damit zu bezahlen / were vnsere geringe Schwachheit doch nit gnugsam. Nequaquam sufficeret exiguitas nostra.
Deñ deine vnaußsprechliche Liebe / welche du vns Vnwirdigen nach deiner Güte vnd Trewe beweisest / vbertrifft alle Weißheit.
Dein Sohn vnser Gott nim̃t nirgend die Engel an sich / sondern den Samen Abrahe nim̃et er an sich / daher must er aller ding seinẽ Brüdern gleich werdẽ ohne Sünde / Heb. 2.
Derhalben als er der Menschen vnd nit der Engel Natur an sich genom̃en / hat er sie mit dem Rock der Vnsterbligkeit vñ seiner herrlichen Aufferstehung gekleidet / herrlich gemacht / vnd vber alle Him̃el vnd Engel / vber Cherubin vñ Seraphin erhaben vnd gesetzt zu deiner Rechten.
Diese Menschliche Natur in Christo Jesu vnserem HERRN / loben die Engel / betten die Herrschafften an /
vnd alle Krefften der Himmel fürchten vnnd er zittern vber sich Gott vnd Menschen.
Das ist meine einige gäntzliche Hoffnung vnnd Vertrawen Luth. Postilla Occonomica Rorarij parte 3. folio 3. In Jesu Christo vnserm HERRN ist eines jeden vnter vns portio Fleisch vnd Blut / Darumb / wo mein Leib regieret / da gläub ich daß ich selbs regiere / Wo mein Fleisch verkläret ist / da gläub ich daß ich selbst herrlich bin / Wo mein Blut herrschet / da halt ichs darfür daß ich selbs herrsche.
Denn ob ich schon ein Sünder bin / dannoch hab ich an der Gemeinschafft dieser Gnaden keinen zweiffel / Vnd ob mich meine Sünde wolten abhalten oder absondern / so ist doch da mein Substantz vnd Fleisch / welches mich bey solcher Gemein schafft behelt.
Ob mich meine Sünde wolten außschliessen / so stosset mich doch nicht hin weg die Gemeinschafft der Natur.
Denn Gott ist so grausam / raw oder streng nicht / daß er deß Menschen vergesse / vnnd nicht gedencke deß / den er selber an sich tregt / vnnd meinet halben an sich genommen hat / nach welchem er meinet halben so fleissig forschet vnd fraget.
Gott vnser HERR aber ist sehr gelind vnd gütig / vnnd liebet sein Fleisch / seine eusserliche vnd jnnerliche Glieder in vnserm allersüssesten / gütigsten vnd gnädigsten Gott vnd HERRN Jesu Christo / in welchem wir aufferstanden vnnd jetzt gen Himmel gefahren sind / vnnd jetzt im Him̃lischen Wesen sitzen.
Vnser Fleisch hat vns lieb / deñ wir habẽ vnser Fleisches Vorzug in jhm / Wir sind seine Glieder vnnd sein Fleisch / Er ist vnser Häupt / darauff der gantze Leib bestehet / wie geschrieben ist / Bein von meinen Beinen / vnnd Fleisch vonGenes. 2. meinem Fleisch / vnnd sie werden seyn ein Fleisch / Ephes. 5. Denn niemand hat jemals sein eygen Fleisch gehasset / son-
dern er nehret es vñ pfleget sein / gleich wie auch der HERR die Gemeine. Das Geheimniß ist groß / Ich sage aber von Christo vnd der Gemein sagt der H. Apostel.
Diese deß H. Augustini Wort sind dem Junckern seligen vnnd seiner viel tugentsamen Haußfrawen so lieb gewesen / daß ich sie jnen dermal eins / als ichs offentlich angezogen / geschrieben geben müssen. Hab S. G. die Sprüch / so viel geschehen können / widerholet. Rom. 5. Gott preyset seine Liebe gegen vns / etc. Rom. 8. So ist nichts verdam̃lichs an denen die in Christo Jesu sind / die nicht nach dem Fleisch wandeln / sondern nach dem Geist. Deñ das Gesetz deß Geistes / der da lebendig machet in Christo Jesu / hat mich frey gemacht von dem Gesetz der Sünden vñ deß Todtes. Denn das dẽ Gesetz vnmüglich war / sintemal es durch das Fleisch geschwächt ward / das thät Gott / vñ sandte seinen Sohn in der Gestalt deß sündlichen Fleisches / vnnd verdampt die Sünd im Fleisch durch Sünde / auff daß die Gerechtigkeit im Gesetz erfordert / in vns erfüllet würde / etc.
Ich halte es darfür daß dieser zeit leiden nit wehrt sey der Herrligkeit die an vns sol offenbart werden.
Wir wissen aber / daß denen die Gott lieben alle ding zum besten dienen / die nach dem Fürsatz beruffen sind.
Ist Gott für vns / vmb vns / vber vns / vnter vns / etc. wer mag wider vns seyn / welcher auch seines eignen Sohns nicht hat verschonet / sondern hat jhn für vns alle dahin gegeben / wie solt er vns mit jm nicht alles schencken?
Wer wil die Außerwehltẽ Gottes beschuldigen? Gott ist hie der gerecht machet / wer wil verdam̃en? Christus ist hie der gestorben ist / ja viel mehr / der auch auffer weckt ist / welcher ist zur Rechten Gottes / vnd vertritt vns.
Rom. 14. Vnser keiner lebet jm selber vñ keiner stirbet jm selber. Leben wir / so leben wir dem HERRN / sterben wir / so sterben wir dem HERRN. Darumb / wir leben oder sterben / so
sind wir des HERRen. Hab seine G. erinnert des tröstlichen Spruchs welchẽ der fürtreffliche Iacobus Lucius auff ein Papier auß dem Propheten Esaia im 61. Cap. mit schönen Buchstaben gedruckt / vnnd jre G. in der kleinen Stuben angeschlagen. Ich frewe mich in dem HERRN vnd meine Seele ist frölich in meinem Gott. Dann er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils vnd mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet.
Vnnd dieweil es Tag worden / gefragt / ob seine Gest. mit vns betten woltẽ / wie er geantwort ja / sagteich / es were billich / dañ der HERR Jesus Christus sagt selber Matt. 7. Bittet so wirdt euch gegeben / suchet so werdet jhr findẽ / klopfft an so wird euch auffgethan. Dann wer da bittet der empfehet / vnnd wer da suchet der findet / vnnd wer da ankloffet dem wird auffgethan.
Ob wir aber von wegen vnser grossen Sünde zubitten gantz vnwirdig / so sagt doch der HERR Jesus Christus Matth. 9. Die Starckẽ dürffen des Artztes nicht / sondern die Krancken / er habe wolgefallen an der Barmhertzigkeit vnd nicht am Opffer / ich bin kommen die Sünder zur Busse zu ruffen vnd nicht die Frommen.
Ruffe auch itzo seiner G. vñ vns allen zu sich / wie seine G. in der grossen Stuben den schönen Spruch des HERRN Jesu Christi haben / Matth. 11. Kommet her zu mir alle die jhr mühselig vnd beladen seid / ich wil euch er quicken / nem̃et auff euch mein Joch / vñ lernet von mir / dann ich bin sanfftmütig vnd von Hertzen demütig / so werdet jhr Ruhe finden für ewre Seele.
Dar auff wir sämptlich noch einmal dem barmhertzigen Gott danckten / daß er vns die Nacht vber so gnediglich behütet vnd bewaret hatte.
Christe du Lamb Gottes der du tregst die Sünde der Welt / erbarme dich vnser.
Vnser Vatter der du bist im Himmel.
Führe vns Herr in versuchung nicht /
Wenn vns der böse Geist anficht / etc. gantz auß.
Dieweil aber der Juncker sehr matt / bringt der Herr Magister auß befehl der Frawen von der Schulenburg ein Cappaunnen wasser mit einem Violen safft / davon der Juncker ein wenig zu sich nam.
Fragt die Frauw ob der Juncker schlaffen wolte / holffen jhm auff die eine Seiten des Beths / vñ ziehen die Kardinen für / da schlommert er ein wenig eyn.
Wie aber S. G. wider erwachen / erholen sie daß Gebett: O Gott erbarme dich vber mich armes Blut / etc.
Antwortetich Gott der HErr hette sich seiner Gest. warhafftig erbarmet / vnd alle Sünde verziehen. Wie dann dieselbeim Christlichen Glauben bekennt / auch vor vierzehen Tagen den Leib vnd Blut des HERRN Jesu Christi zum Pfandt vñ vorgewisserung empfangen / sagte S. G. den Glauben vor / vñ widerholet die letzten Artickel zweymal / fragte ob jhre G. glaubten / das sie durch den Tod deß HErrn Jesu Christi von allen Sünden erlöset / am Jüngstẽ Tag mit Frewden aufferstehen / vñ durch den einigen Mitler vnd Gnadenthron in das ewige Leben werde ingefüret werden? Darauff antworten dieselben / Ja / Ja.
Darauff wir ferrner betteten den 9. Psalm. Ich dancke dem Herrn von gantzem Hertzen vñ er zehle alle deine Wunder / ich frewe mich vnd bin frölich in dir / etc.
Denn 103. Psalm. Lobe den HErren meine Seele / vñ was in mir ist seinen heyligen Namen. Lobe den HErren meine Seele vnd vergiß nicht was er dir guts gethan hat.
Der dir alle deine Sünde vergibt vnd heilet alle deine Gebrechen.
Der dein Leben vom Verderben erlöset / der dich krönet mit Gnad vnd Barmhertzigkeit / etc.
Redet mit S. G. von dem zukünfftigen ewigen Lebẽ / daß wir in demselben jung werden / wie die Adeler / da wir werden verkläret werden an Leib vnd Seel / vnnd an allen vnsern Gliederen / vnserm Leib wirdt durch auß benommen seyn alle Gebrechligkeit / Schwacheit / mangel vñ vnflat / damit er durch die Sünde in diesem Lebẽ beschmitzt gewest / wirdt bekleidet seyn mit einer trefflichen volnkommenheit jnnerlich vnd eusserlich. Da werden wir haben volkommene Erkeñtnuß Gottes / volkom̃ene Weißheit / lust vñ freude alles zuthun vnd zuvolnbringen / was Gott von vns haben wil. Werden so hell / klar geschwind vnnd behend seyn als die heyligen Engel Gottes / ja als der Son GottesMatt. 22. selbs / als die wir theilhafftig seiner Göttlichen Natur / 2. Pet. 1. Leuchten wie die Sternen / so als dann viel tausentmalDan. 12. Matt. 13. heller scheinen werden dan itzo / Esa. 30.
Phil. 3. Vnser wandel ist im Himmel / von dannen wir auch wartẽ deß Heylands Jesu Christi / welcher vnsern nichtigen Leib verklären wird / daß er ehnlich werde seinem verkläreten Leibe / nach der wirckung damit er kan alleding jhm vnterthan machen.
Wir werden Gott dem HERRN Jesu Christo gleich seyn / in jhm haben freude die fülle vnd ein liebliches wesen zu seiner Rechten ewiglich / Psal. 16. Rom. 14. Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit / friede vñ freude im heyligẽ Geist. Ist aber solche frewde vnd Herrligkeit daß keines Menschen Aug der gleichen gesehen / keines Menschen Ohr gehöret / oder in keines Menschen Hertz ist kom̃en, 1. Cor. 2. Esa. 64. Darin Gott von Ewigkeit selbs gelebt hat / vnd damit vns Gott der heylige Geist sättigẽ wirdt. Da werdẽ wir viel hun dert tausentmal frischer schöner frölicher vñ stärcker seyn.
Alle frewde die wir itzo an dẽ Menschen / Ehegattung / Kindern / Essen / Trincken oder anderen suchen / werdẽ wir an Gott dem HERRN voln kömlich haben.
1. Joh. 3. Sehet welche ein Lieb hat vns der Vatter erzeiget / daß wir Gottes Kinder sollen heissen / etc. Meine Lieben wir sind nu Gottes Kinder / vñ ist noch nicht erschienen was wir seyn werden / wir wissen aber / weñ es erscheinẽ wird das wir jhm gleich werden / Dann wir werden jn sehen wie er ist. Werden mit allen heyligen Patriarchen Propheten vnd Aposteln singen das herrliche liebliche Frewden lied / Halleluia.
Dancket dem Herren denn er ist freundlich / Psalm 18. Lasset vns frewen vñ frölich seyn vnd jhm die Ehre geben / dann der Allmechtige hat das Reich eingenommen / Apoc. 19. 7. Lob vnd ehr / etc. Gott der HERR wird von vnserm Angesicht abwaschẽ alle Thränen von vnsern Augen. Apocal. 7. Lob vnd ehre vnd weißheit vnnd danck / vnnd preiß vnd krafft vnnd stärcke sey vnserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wohero sind diese kommen?
Diese sinds / spricht der HERR oder Elteste / die kommen sind auß grossem Trübsal / vnnd haben jhre Kleider gewaschen / vnd habẽ jhre Kleider helle gemacht im Blut des Lambs / darumb sind sie für dem Stul Gottes vnd dienen jhm Tag vnd Nacht in seinem Tempel. Vnd der auff dem Stul sitzt wirdt vber jhnen wohnen. Sie wirdt nit mehr hungern noch dürsten / es wirdt auch nicht auff sie fallen die Sonne / oder jrgend eine hitze / dann das Lamb mitten im Esa. 25. Apoc. 21.Stul wirdt sie weyden vnd leyten zu den lebẽdigen Wasserbrunnen / vñ Gott wirdt abwaschen alle Threnen von jren Augen. Der ewige Son Gottes hat vns diesen Orth bereitet / Johannis 14. In meines Vatters Hause sind viel wonungen / wenns nicht so were / so woltich zu euch sagen / daß ich gehe / euch die stette zubereiten / vnd ob ich hingehe euch die stette zubereiten / wil ich doch wider kommen vnd euch zu mir nem̃en / daß jhr seid wo ich bin.
Sagte seiner Gestrengkeit vor den Spruch vnd Be-
kanntniß deß heiligen Bernardi: Ich hab vbel gelebt / aber deß tröste ich mich / daß mein HERR Jesus Christus das Him̃elreich jnnen hat durch zweyerley Recht / erstlich / als der eingeborne Gottes Sohn / solches Recht behelt er für sich / darnach daß ers er worben durch seinen heiligẽ Gehorsam den er Gott dem Vatter geleistet / vñ sein bitter Leiden vnd Tod / so er vmb vnsernt willen gelitten / das schenckt er mir vnd deß tröste ich mich. Welches Bekanntniß Bernardi seiner G. alle zeit lieb gewesen.
Wie es vmb acht Vhr war / fragten seine G. den Jungen / so bey vns bey dem Beth / wie viel es geschlagen / ward geantwort Achte / sagten dieselben der Jung solt die Sandzeiger vmbwendẽ / antwortet der Jung / sie sind beyde vmbgewendet.
Es sitzt die Edle vieltugentsame Fraw võ der Schulenburg hart an S. G. seiten vnd weinet. Fragte der Juncker Elsa weinstu / antwortet sie / Fritz võ der Schulenburg / Ich bette. Darauff S. G. sie dreymal mit beyden Armen ergriff / vnd mit weinendem Gemüht hertzete. Was es bedeute / weiß der Allmächtige allein.
Wie ich solches vmbfahen vnd hertzen sahe / erinnerte ich S. G. der Liebe deß Him̃lischen Bräutigams deß HErren Jesu Christi gegen vns / wie er sich mit vns verlobet vnd gäntzlichen vertrawet in Ewigkeit / in Gerechtigkeit / GerichtOsce 2. / in Gnad vnnd Barmhertzigkeit / welches wir müssen im Glauben fassen.
Sagte S. G. darauff den Glauben vor / vñ widerholete den andern vñ dritten Artickel / vñ fragte / G. Juncker / gläuben E. G. daß euch der HERR Jesus Christus / warhafftiger Gott vnd Mensch von allen Sünden / vom Fluch deß Gesetzes / vom Zorn Gottes / vnd von der ewigen Verdam̃niß erlöset hat? Antworten S. G. Amen / Ja. Gläuben E. G. Vergebung aller Sünden groß vnnd klein / sie seyen
bewust oder nicht? Antworten dieselben deutlich / vernünfftig vnd klärlich Ja. Gläuben E. G. ein fröliche Aufferstehung deß Fleisches vnnd durch Christum die ewige Frewde? Sagten dieselben abermals laut Ja.
Darauff betteten wir: Beweise deine Macht HERR Jesu Christ / der du ein HERR aller Herren bist / Beschirm deine arme Christenheit / daß sie dich loben in Ewigkeit.
Gott heiliger Geist du Tröster wehrt / gib deinẽ Volck einerley Sinn auff Erd / stehe bey vns in der letzten Noht / gleit vns ins Leben auß dem Todt. Verleihe vns Frieden / etc. Item / Nun bitten wir den H. Geist / vmb den rechtẽ Glauben allermeist / daß er vns behüte an vnserm Ende / wann wir heym fahren auß diesem Elende / etc. Betet der Juncker nicht allein mit / sondern bestätigts alle zeit laut vnnd klar mit dem Amen.
Vmb neun Vhr fähet die Brust an ein klein wenig zurosseln / vñ gleich zu kochen / wie Pneumonia, Lungenseuch / von wegen der grossen erhitzung zuthun pflegt / Vnnd weil die Ebullitio oder Rochung deß Schleims vnd Feuchtigkeit je länger je höher auffsteiget / wurd die Brust enge vnnd der Athem kurtz. Eriñert ich seine G. derselben eigen Gebetts / Hilff mir Gott auß aller Noht / durch deine Heilige fünff Wunden roht. Bildet seiner G. für den HERREN Jesum Christum / welcher den Junckern jetzo als ein armes Schäflin auff seine Schuldern geladen / vnnd zu dem ewigen Paradiß zu tragẽ wolte / Fragte / ob S. G. sich deß Bildes auch erinnern können / vnd ob sie auch gläubten / daß sie das verlohrne Schaf weren antwortet er bestendig / Ja ich glaube es.
Darauff ich geantwort / In dem Glauben wolt euch Gott Vatter / Gott Sohn / vnnd Gott H. Geist erhalten / welches er auch thun wirdt / denn es sagt der HERR Jesus Christus / Joh. am 10. Meine Schaf hören meine Stim̃e /
vnd ich kenne sie / vnd sie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das ewige Leben / vnd sie werden nim̃ermehr vmbkom̃en / vnnd niemand wirt sie mir auß meiner Hand reissen / Der Vatter der mir sie gegeben hat / ist grösser denn alles / vnd niemand kan sie auß meines Vatters Hand reissen. In diese gnädige Hände deß trewen Gottes / der E. G. vnd vnsernt halben / ein thewren Eyd geschworen / Ezech. 18. 33. So wahr als ich lebe / ich hab kein gefallen an dem Todt deß Gottlosen / Wolten E. G. Seel vnd Leib befehlen / vñ mit dem HErrn Jesu Christo sagen: Vatter in deine Hände befehle ich meinen Geist / du hast mich erlöset HErr du trewer Gott. Wolten E. G. das thun / sagten dieselben Ja / Ja.
Gläuben E. G. daß der HErr Jesus Christus mit seinen H. Engeln vmb das Bette herumb stehe / vnd wolle euwere Seel tragen in den Schoß Abrahem sagten dieselben außtrücklich / Amen / Ja.
Wolt jr euch dem Allmächtigen ewigen Gott mit Seel vnd Leib in wahren Glauben gedultig ergeben sagt er Ja.
Wie nun die zeit her zu nahet / daß der Allmächtige die Seel abfordern wolt / widerholetich den Spruch / 1. Joh. 1. Das Blut Jesu Christi machet vns rein von allen Sünden. Hilff mir O Gott auß aller Noht / durch deine heilige fünff Wunden roth / HERR in deine Hände befehl ich meinen Geist / etc.
Wie ich diese Wort etlichmal widerholet / verschieden seine G. der gestallt / daß jhm kein Aug gebrochen / das Gehör oder Verstand nicht mangelt / der Pulß auch nicht außblieb / biß die Seel durch Gott abgefordert / vnd die H. Engel in die ewige Seeligkeit abgeleitet. Gott der Vatter aller Barmhertzigkeit geb S. G. eine fröliche Aufferstehung / vñ verleihe vns allen auß gnaden ein seeliges Ende / Amen.
M. Ioh. Mebesius propria manu subscripsit.
M. Hermannus Conerdingus.