die Zeit abwarten, bis Dein gerechter Schmerz sich gemildert hat und Du im Stande sein wirst, wieder an ein Glück zu glauben, das Dir jetzt unmöglich scheint."
Clara schüttelte schweigend den Kopf, aber William that, als ob er es nicht bemerke, und fuhr nur noch freundlicher fort: "Ich komme Dir vielleicht kalt vor und Du fürchtest Dich vor dieser Ruhe; aber sie kommt aus der Zu- versicht, daß Du Dich in die unabwendbare Trennung von Eduard fügen und daß es mei- ner treuen Liebe gelingen müsse, Dich wieder zu erheitern, Dich froh zu sehen in dem Be- wußtsein, das höchste Gut eines Mannes, mein größtes Glück zu sein." Dann schilderte er Clara, wie sehnsüchtig seine Mutter in ihr die Tochter erwarte, die der Himmel ihr selbst ver- weigert habe; wie man sie lieben und mit off- nen Armen im Hause seiner Eltern empfangen werde, und endete scherzend mit der Bemerkung:
die Zeit abwarten, bis Dein gerechter Schmerz ſich gemildert hat und Du im Stande ſein wirſt, wieder an ein Glück zu glauben, das Dir jetzt unmöglich ſcheint.“
Clara ſchüttelte ſchweigend den Kopf, aber William that, als ob er es nicht bemerke, und fuhr nur noch freundlicher fort: „Ich komme Dir vielleicht kalt vor und Du fürchteſt Dich vor dieſer Ruhe; aber ſie kommt aus der Zu- verſicht, daß Du Dich in die unabwendbare Trennung von Eduard fügen und daß es mei- ner treuen Liebe gelingen müſſe, Dich wieder zu erheitern, Dich froh zu ſehen in dem Be- wußtſein, das höchſte Gut eines Mannes, mein größtes Glück zu ſein.“ Dann ſchilderte er Clara, wie ſehnſüchtig ſeine Mutter in ihr die Tochter erwarte, die der Himmel ihr ſelbſt ver- weigert habe; wie man ſie lieben und mit off- nen Armen im Hauſe ſeiner Eltern empfangen werde, und endete ſcherzend mit der Bemerkung:
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die Zeit abwarten, bis Dein gerechter Schmerz
ſich gemildert hat und Du im Stande ſein
wirſt, wieder an ein Glück zu glauben, das
Dir jetzt unmöglich ſcheint.“
Clara ſchüttelte ſchweigend den Kopf, aber
William that, als ob er es nicht bemerke, und
fuhr nur noch freundlicher fort: „Ich komme
Dir vielleicht kalt vor und Du fürchteſt Dich
vor dieſer Ruhe; aber ſie kommt aus der Zu-
verſicht, daß Du Dich in die unabwendbare
Trennung von Eduard fügen und daß es mei-
ner treuen Liebe gelingen müſſe, Dich wieder
zu erheitern, Dich froh zu ſehen in dem Be-
wußtſein, das höchſte Gut eines Mannes, mein
größtes Glück zu ſein.“ Dann ſchilderte er
Clara, wie ſehnſüchtig ſeine Mutter in ihr die
Tochter erwarte, die der Himmel ihr ſelbſt ver-
weigert habe; wie man ſie lieben und mit off-
nen Armen im Hauſe ſeiner Eltern empfangen
werde, und endete ſcherzend mit der Bemerkung:
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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