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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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fangener war, als sie sich ihm jemals gezeigt
hatte. Er konnte nicht begreifen, warum sein
Onkel kein Wort mit ihm über dies Verhältniß
spreche; er sah, daß man es wie ein Geheimniß
behandelt haben müsse, und obgleich dieses ge-
wissermaßen durch die Umstände entschuldigt
werden oder selbst geboten sein konnte, fand er
die strenge Beobachtung der Etiquette unter so
nahen Verwandten, die alle einig und glücklich
über diese Verbindung waren, übertrieben. Er
nahm sich vor, sobald die Commerzienräthin
wieder wohl und sichtbar sein würde, auf die
Bekanntmachung seiner Verlobung mit Clara
zu dringen, weil ihm die jetzige Stellung höchst
unbequem war und er hoffte, die ungewöhnliche
Schüchternheit seiner Braut werde sich von
selbst geben, wenn ihr beiderseitiges Verhältniß
zu einander kein Geheimniß mehr sei.

Am zweiten Abende hatte sich der Zustand
von Madame Horn so weit gebessert, daß Clara


fangener war, als ſie ſich ihm jemals gezeigt
hatte. Er konnte nicht begreifen, warum ſein
Onkel kein Wort mit ihm über dies Verhältniß
ſpreche; er ſah, daß man es wie ein Geheimniß
behandelt haben müſſe, und obgleich dieſes ge-
wiſſermaßen durch die Umſtände entſchuldigt
werden oder ſelbſt geboten ſein konnte, fand er
die ſtrenge Beobachtung der Etiquette unter ſo
nahen Verwandten, die alle einig und glücklich
über dieſe Verbindung waren, übertrieben. Er
nahm ſich vor, ſobald die Commerzienräthin
wieder wohl und ſichtbar ſein würde, auf die
Bekanntmachung ſeiner Verlobung mit Clara
zu dringen, weil ihm die jetzige Stellung höchſt
unbequem war und er hoffte, die ungewöhnliche
Schüchternheit ſeiner Braut werde ſich von
ſelbſt geben, wenn ihr beiderſeitiges Verhältniß
zu einander kein Geheimniß mehr ſei.

Am zweiten Abende hatte ſich der Zuſtand
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[71/0081] fangener war, als ſie ſich ihm jemals gezeigt hatte. Er konnte nicht begreifen, warum ſein Onkel kein Wort mit ihm über dies Verhältniß ſpreche; er ſah, daß man es wie ein Geheimniß behandelt haben müſſe, und obgleich dieſes ge- wiſſermaßen durch die Umſtände entſchuldigt werden oder ſelbſt geboten ſein konnte, fand er die ſtrenge Beobachtung der Etiquette unter ſo nahen Verwandten, die alle einig und glücklich über dieſe Verbindung waren, übertrieben. Er nahm ſich vor, ſobald die Commerzienräthin wieder wohl und ſichtbar ſein würde, auf die Bekanntmachung ſeiner Verlobung mit Clara zu dringen, weil ihm die jetzige Stellung höchſt unbequem war und er hoffte, die ungewöhnliche Schüchternheit ſeiner Braut werde ſich von ſelbſt geben, wenn ihr beiderſeitiges Verhältniß zu einander kein Geheimniß mehr ſei. Am zweiten Abende hatte ſich der Zuſtand von Madame Horn ſo weit gebeſſert, daß Clara

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/81>, abgerufen am 25.11.2024.