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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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Empfindungen Raum, sich zu beruhigen, dann
war er es, der die Thüren des Zimmers öff-
nete, in den Garten hinaustrat und die Uebri-
gen aufforderte, ihn zu begleiten. Es war
drückend warm im Zimmer geworden, denn die
Sonne brannte auf die Scheiben der geschlosse-
nen Fenster. Um so erquickender erschien Jedem
die frische Abendluft, welche, von dem Duft der
prächtigsten Orangenblüthen balsamisch durch-
zogen, ihnen entgegenströmte. Reinhard war
einer der Ersten, die der Aufforderung des Va-
ters folgten. Er verlangte sehnlichst, mit seiner
Braut allein zu sein, und wandte sich mit ihr,
sobald es thunlich war, einem entlegenern Theile
des Parkes zu. Dort angekommen, setzten sie
sich nieder unter den Schatten einer mächtigen,
von Epheu grün umrankten Kastanie und
schweigend sah Reinhard lange mit der innig-
sten Liebe auf Jenny, die, noch sehr bleich und
ermattet, sich mit geschlossenen Augen an ihn

II. 3

Empfindungen Raum, ſich zu beruhigen, dann
war er es, der die Thüren des Zimmers öff-
nete, in den Garten hinaustrat und die Uebri-
gen aufforderte, ihn zu begleiten. Es war
drückend warm im Zimmer geworden, denn die
Sonne brannte auf die Scheiben der geſchloſſe-
nen Fenſter. Um ſo erquickender erſchien Jedem
die friſche Abendluft, welche, von dem Duft der
prächtigſten Orangenblüthen balſamiſch durch-
zogen, ihnen entgegenſtrömte. Reinhard war
einer der Erſten, die der Aufforderung des Va-
ters folgten. Er verlangte ſehnlichſt, mit ſeiner
Braut allein zu ſein, und wandte ſich mit ihr,
ſobald es thunlich war, einem entlegenern Theile
des Parkes zu. Dort angekommen, ſetzten ſie
ſich nieder unter den Schatten einer mächtigen,
von Epheu grün umrankten Kaſtanie und
ſchweigend ſah Reinhard lange mit der innig-
ſten Liebe auf Jenny, die, noch ſehr bleich und
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II. 3
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[49/0059] Empfindungen Raum, ſich zu beruhigen, dann war er es, der die Thüren des Zimmers öff- nete, in den Garten hinaustrat und die Uebri- gen aufforderte, ihn zu begleiten. Es war drückend warm im Zimmer geworden, denn die Sonne brannte auf die Scheiben der geſchloſſe- nen Fenſter. Um ſo erquickender erſchien Jedem die friſche Abendluft, welche, von dem Duft der prächtigſten Orangenblüthen balſamiſch durch- zogen, ihnen entgegenſtrömte. Reinhard war einer der Erſten, die der Aufforderung des Va- ters folgten. Er verlangte ſehnlichſt, mit ſeiner Braut allein zu ſein, und wandte ſich mit ihr, ſobald es thunlich war, einem entlegenern Theile des Parkes zu. Dort angekommen, ſetzten ſie ſich nieder unter den Schatten einer mächtigen, von Epheu grün umrankten Kaſtanie und ſchweigend ſah Reinhard lange mit der innig- ſten Liebe auf Jenny, die, noch ſehr bleich und ermattet, ſich mit geſchloſſenen Augen an ihn II. 3

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/59>, abgerufen am 23.07.2024.