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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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"Nein", sagte sie, "ich weiß auch nichts
Bestimmtes darüber; nur Das fühle ich, ihr
Betragen gegen mich habe ich nicht verdient,
und würde es nicht dulden, wenn mich das
Andenken an unser früheres Verhältniß nicht
nachsichtig gegen sie machte."

"Und wissen Sie denn nicht, liebes Kind,
seit wann diese Verstimmung sich Jenny's be-
mächtigt hat? Man könnte vielleicht irgend
Etwas zu ihrer Beruhigung thun, wenn man
nur im Entferntesten die Veranlassung dazu
ahnen würde."

"Sowie Sie Jenny jetzt sehen, liebe Frau
Pfarrerin, ist sie seit wir in Berghoff sind",
antwortete Therese, "und allerdings habe ich
eine Vermuthung darüber, die ich Ihnen mit-
theilen möchte, wenn Sie mir heilig versprechen
wollen, gegen Jeden, besonders aber gegen Ih-
ren Sohn darüber zu schweigen."

„Nein“, ſagte ſie, „ich weiß auch nichts
Beſtimmtes darüber; nur Das fühle ich, ihr
Betragen gegen mich habe ich nicht verdient,
und würde es nicht dulden, wenn mich das
Andenken an unſer früheres Verhältniß nicht
nachſichtig gegen ſie machte.“

„Und wiſſen Sie denn nicht, liebes Kind,
ſeit wann dieſe Verſtimmung ſich Jenny's be-
mächtigt hat? Man könnte vielleicht irgend
Etwas zu ihrer Beruhigung thun, wenn man
nur im Entfernteſten die Veranlaſſung dazu
ahnen würde.“

„Sowie Sie Jenny jetzt ſehen, liebe Frau
Pfarrerin, iſt ſie ſeit wir in Berghoff ſind“,
antwortete Thereſe, „und allerdings habe ich
eine Vermuthung darüber, die ich Ihnen mit-
theilen möchte, wenn Sie mir heilig verſprechen
wollen, gegen Jeden, beſonders aber gegen Ih-
ren Sohn darüber zu ſchweigen.“

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[35/0045] „Nein“, ſagte ſie, „ich weiß auch nichts Beſtimmtes darüber; nur Das fühle ich, ihr Betragen gegen mich habe ich nicht verdient, und würde es nicht dulden, wenn mich das Andenken an unſer früheres Verhältniß nicht nachſichtig gegen ſie machte.“ „Und wiſſen Sie denn nicht, liebes Kind, ſeit wann dieſe Verſtimmung ſich Jenny's be- mächtigt hat? Man könnte vielleicht irgend Etwas zu ihrer Beruhigung thun, wenn man nur im Entfernteſten die Veranlaſſung dazu ahnen würde.“ „Sowie Sie Jenny jetzt ſehen, liebe Frau Pfarrerin, iſt ſie ſeit wir in Berghoff ſind“, antwortete Thereſe, „und allerdings habe ich eine Vermuthung darüber, die ich Ihnen mit- theilen möchte, wenn Sie mir heilig verſprechen wollen, gegen Jeden, beſonders aber gegen Ih- ren Sohn darüber zu ſchweigen.“

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/45>, abgerufen am 25.04.2024.