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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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den Teppich unter seine Füße breiten und zog
den Ueberrock an, wobei der Diener und seine
Frau ihm behülflich waren. Dann fragte er
nach William und Clara, von deren Anwesen-
heit in Baden er durch Eduard gehört hatte,
während ihre Abreise ihm fremd war, denn
auch er war schon längere Zeit auf der Reise
und vom Hause entfernt. Er erkundigte sich,
wem die Kinder gehörten, die seitwärts unter
Obhut der Wärterinnen sichtbar waren. Man
rief Richard herbei, ließ Lucy bringen und auch
das hübsche, nun sauber gehaltene Kind der
armen Frau, wobei die Verhältnisse derselben
nochmals flüchtig besprochen wurden.

"Da sieht man", sagte Steinheim, "wie
tief das Gefühl für Standesunterschiede im
Menschen begründet ist, das man einen leeren
Wahn schilt. Doch dieser Wahn ist uns ins
Herz gelegt, wer mag sich gern davon be-
freien, besonders, wenn es darauf ankommt,

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den Teppich unter ſeine Füße breiten und zog
den Ueberrock an, wobei der Diener und ſeine
Frau ihm behülflich waren. Dann fragte er
nach William und Clara, von deren Anweſen-
heit in Baden er durch Eduard gehört hatte,
während ihre Abreiſe ihm fremd war, denn
auch er war ſchon längere Zeit auf der Reiſe
und vom Hauſe entfernt. Er erkundigte ſich,
wem die Kinder gehörten, die ſeitwärts unter
Obhut der Wärterinnen ſichtbar waren. Man
rief Richard herbei, ließ Lucy bringen und auch
das hübſche, nun ſauber gehaltene Kind der
armen Frau, wobei die Verhältniſſe derſelben
nochmals flüchtig beſprochen wurden.

„Da ſieht man“, ſagte Steinheim, „wie
tief das Gefühl für Standesunterſchiede im
Menſchen begründet iſt, das man einen leeren
Wahn ſchilt. Doch dieſer Wahn iſt uns ins
Herz gelegt, wer mag ſich gern davon be-
freien, beſonders, wenn es darauf ankommt,

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[243/0253] den Teppich unter ſeine Füße breiten und zog den Ueberrock an, wobei der Diener und ſeine Frau ihm behülflich waren. Dann fragte er nach William und Clara, von deren Anweſen- heit in Baden er durch Eduard gehört hatte, während ihre Abreiſe ihm fremd war, denn auch er war ſchon längere Zeit auf der Reiſe und vom Hauſe entfernt. Er erkundigte ſich, wem die Kinder gehörten, die ſeitwärts unter Obhut der Wärterinnen ſichtbar waren. Man rief Richard herbei, ließ Lucy bringen und auch das hübſche, nun ſauber gehaltene Kind der armen Frau, wobei die Verhältniſſe derſelben nochmals flüchtig beſprochen wurden. „Da ſieht man“, ſagte Steinheim, „wie tief das Gefühl für Standesunterſchiede im Menſchen begründet iſt, das man einen leeren Wahn ſchilt. Doch dieſer Wahn iſt uns ins Herz gelegt, wer mag ſich gern davon be- freien, beſonders, wenn es darauf ankommt, 11*

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/253>, abgerufen am 27.11.2024.