Hoffnungen nährte, die Jenny nicht zu erfül- len vermochte. Dies veranlaßte Herrn Meier, auf Jenny's Wunsch, Italien zu verlassen und rief Erlau's Erklärung hervor, daß auch er entschlossen sei, der Meierschen Familie zu fol- gen und bald in seine Heimat zurückzukehren. Je weniger Jenny dieses erwartet hatte, um so mehr hielt sie es für Pflicht, alle jungfräu- liche Schüchternheit zu überwinden und sich frei gegen Erlau über ihr gegenwärtiges Ver- hältniß zu erklären. Sie gestand ihm, wie jetzt, kaum genesen von unsäglichem Leiden, ihr der Gedanke an eine neue Liebe unmöglich sei. Sie beschwor ihn, um seiner und ihrer Ruhe willen, ihr nicht zu folgen. Sie sagte ihm, wie werth er ihr sei, wie sie hoffe, statt seiner Liebe einst seine Freundschaft zu erwer- ben, und erlangte endlich von ihm das Ver- sprechen, daß er nach England gehen und dort
Hoffnungen nährte, die Jenny nicht zu erfül- len vermochte. Dies veranlaßte Herrn Meier, auf Jenny's Wunſch, Italien zu verlaſſen und rief Erlau's Erklärung hervor, daß auch er entſchloſſen ſei, der Meierſchen Familie zu fol- gen und bald in ſeine Heimat zurückzukehren. Je weniger Jenny dieſes erwartet hatte, um ſo mehr hielt ſie es für Pflicht, alle jungfräu- liche Schüchternheit zu überwinden und ſich frei gegen Erlau über ihr gegenwärtiges Ver- hältniß zu erklären. Sie geſtand ihm, wie jetzt, kaum geneſen von unſäglichem Leiden, ihr der Gedanke an eine neue Liebe unmöglich ſei. Sie beſchwor ihn, um ſeiner und ihrer Ruhe willen, ihr nicht zu folgen. Sie ſagte ihm, wie werth er ihr ſei, wie ſie hoffe, ſtatt ſeiner Liebe einſt ſeine Freundſchaft zu erwer- ben, und erlangte endlich von ihm das Ver- ſprechen, daß er nach England gehen und dort
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Hoffnungen nährte, die Jenny nicht zu erfül-
len vermochte. Dies veranlaßte Herrn Meier,
auf Jenny's Wunſch, Italien zu verlaſſen und
rief Erlau's Erklärung hervor, daß auch er
entſchloſſen ſei, der Meierſchen Familie zu fol-
gen und bald in ſeine Heimat zurückzukehren.
Je weniger Jenny dieſes erwartet hatte, um
ſo mehr hielt ſie es für Pflicht, alle jungfräu-
liche Schüchternheit zu überwinden und ſich
frei gegen Erlau über ihr gegenwärtiges Ver-
hältniß zu erklären. Sie geſtand ihm, wie
jetzt, kaum geneſen von unſäglichem Leiden,
ihr der Gedanke an eine neue Liebe unmöglich
ſei. Sie beſchwor ihn, um ſeiner und ihrer
Ruhe willen, ihr nicht zu folgen. Sie ſagte
ihm, wie werth er ihr ſei, wie ſie hoffe, ſtatt
ſeiner Liebe einſt ſeine Freundſchaft zu erwer-
ben, und erlangte endlich von ihm das Ver-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/166>, abgerufen am 23.11.2024.
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