"Das freut mich sehr", antwortete sein Va- ter und drückte Eduard die Hand, während die Damen ihn um eine nähere Mittheilung baten. Mehr wurde zwischen Vater und Sohn nie wieder über eine Angelegenheit gesprochen, welche früher der Gegenstand lebhafter Erörterungen, banger Besorgniß und schweren Kampfes gewe- sen war. Nach wie vor fuhr Eduard jeden Morgen in das Haus der Commerzienräthin, so lange ihre Gesundheit seine Pflege erforderte; nur Zeuge von Clara's Verlobung zu sein, hatte er unter einem Vorwande verweigert, wofür William und Clara ihm Dank wußten. Die ersten Tage, an denen er das neue Brautpaar sah, bedurfte es seiner ganzen Kraft, um äu- ßerlich eine Fassung zu erzwingen, die ihm in seinem Geiste noch fehlte. Aber William stand ihm auf die edelste Weise bei. Er selbst be- gleitete bald darauf Clara nach Berghoff und
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„Das freut mich ſehr“, antwortete ſein Va- ter und drückte Eduard die Hand, während die Damen ihn um eine nähere Mittheilung baten. Mehr wurde zwiſchen Vater und Sohn nie wieder über eine Angelegenheit geſprochen, welche früher der Gegenſtand lebhafter Erörterungen, banger Beſorgniß und ſchweren Kampfes gewe- ſen war. Nach wie vor fuhr Eduard jeden Morgen in das Haus der Commerzienräthin, ſo lange ihre Geſundheit ſeine Pflege erforderte; nur Zeuge von Clara's Verlobung zu ſein, hatte er unter einem Vorwande verweigert, wofür William und Clara ihm Dank wußten. Die erſten Tage, an denen er das neue Brautpaar ſah, bedurfte es ſeiner ganzen Kraft, um äu- ßerlich eine Faſſung zu erzwingen, die ihm in ſeinem Geiſte noch fehlte. Aber William ſtand ihm auf die edelſte Weiſe bei. Er ſelbſt be- gleitete bald darauf Clara nach Berghoff und
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„Das freut mich ſehr“, antwortete ſein Va-
ter und drückte Eduard die Hand, während die
Damen ihn um eine nähere Mittheilung baten.
Mehr wurde zwiſchen Vater und Sohn nie
wieder über eine Angelegenheit geſprochen, welche
früher der Gegenſtand lebhafter Erörterungen,
banger Beſorgniß und ſchweren Kampfes gewe-
ſen war. Nach wie vor fuhr Eduard jeden
Morgen in das Haus der Commerzienräthin,
ſo lange ihre Geſundheit ſeine Pflege erforderte;
nur Zeuge von Clara's Verlobung zu ſein, hatte
er unter einem Vorwande verweigert, wofür
William und Clara ihm Dank wußten. Die
erſten Tage, an denen er das neue Brautpaar
ſah, bedurfte es ſeiner ganzen Kraft, um äu-
ßerlich eine Faſſung zu erzwingen, die ihm in
ſeinem Geiſte noch fehlte. Aber William ſtand
ihm auf die edelſte Weiſe bei. Er ſelbſt be-
gleitete bald darauf Clara nach Berghoff und
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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