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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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schien, doch ließ sich eine große Abgeschlossen-
heit, eine sichtbare Zurückgezogenheit nicht ver-
kennen, die er selbst der Freundlichkeit entgegen-
setzte, mit der man ihn im Meierschen Hause
empfing. Therese und Jenny, welche man ihm
als seine künftigen Schülerinnen vorstellte, be-
handelte er mit einer Art Herablassung, die
Therese nicht bemerkte, von der aber Jenny be-
reits durch die Huldigungen Steinheim's und
Erlau's verwöhnt, sich so verletzt fühlte, daß
sie ganz gegen ihre sonstige Weise sich scheu
zurückzog und weder durch Reinhard's Fragen,
noch durch Eduard's und der Eltern Zureden in
das Gespräch und aus ihrer Befangenheit ge-
bracht werden konnte.

Nach einigen Tagen begann der Unterricht
und beide Theile waren sehr mit einander zu-
frieden. Reinhard fühlte sich durch die ur-
sprüngliche Frische in Jenny's Geist auf das
Angenehmste überrascht, und die ruhige stille

ſchien, doch ließ ſich eine große Abgeſchloſſen-
heit, eine ſichtbare Zurückgezogenheit nicht ver-
kennen, die er ſelbſt der Freundlichkeit entgegen-
ſetzte, mit der man ihn im Meierſchen Hauſe
empfing. Thereſe und Jenny, welche man ihm
als ſeine künftigen Schülerinnen vorſtellte, be-
handelte er mit einer Art Herablaſſung, die
Thereſe nicht bemerkte, von der aber Jenny be-
reits durch die Huldigungen Steinheim's und
Erlau's verwöhnt, ſich ſo verletzt fühlte, daß
ſie ganz gegen ihre ſonſtige Weiſe ſich ſcheu
zurückzog und weder durch Reinhard's Fragen,
noch durch Eduard's und der Eltern Zureden in
das Geſpräch und aus ihrer Befangenheit ge-
bracht werden konnte.

Nach einigen Tagen begann der Unterricht
und beide Theile waren ſehr mit einander zu-
frieden. Reinhard fühlte ſich durch die ur-
ſprüngliche Friſche in Jenny's Geiſt auf das
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[65/0077] ſchien, doch ließ ſich eine große Abgeſchloſſen- heit, eine ſichtbare Zurückgezogenheit nicht ver- kennen, die er ſelbſt der Freundlichkeit entgegen- ſetzte, mit der man ihn im Meierſchen Hauſe empfing. Thereſe und Jenny, welche man ihm als ſeine künftigen Schülerinnen vorſtellte, be- handelte er mit einer Art Herablaſſung, die Thereſe nicht bemerkte, von der aber Jenny be- reits durch die Huldigungen Steinheim's und Erlau's verwöhnt, ſich ſo verletzt fühlte, daß ſie ganz gegen ihre ſonſtige Weiſe ſich ſcheu zurückzog und weder durch Reinhard's Fragen, noch durch Eduard's und der Eltern Zureden in das Geſpräch und aus ihrer Befangenheit ge- bracht werden konnte. Nach einigen Tagen begann der Unterricht und beide Theile waren ſehr mit einander zu- frieden. Reinhard fühlte ſich durch die ur- ſprüngliche Friſche in Jenny's Geiſt auf das Angenehmſte überraſcht, und die ruhige ſtille

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/77>, abgerufen am 27.11.2024.