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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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Joseph sie gesprochen. Tausend kleine Züge,
welche sie früher nicht beachtet, fielen ihr ein,
und erhoben die Vermuthung, die sich ihr heute
aufgedrungen hatte, zur Gewißheit.

Therese hatte eine Neigung für Reinhard
gefaßt, und mißgönnte ihr das Glück, von
ihm geliebt zu werden. "Sie muß fort,
Therese darf nicht mit uns bleiben", das war
Jenny's erster Gedanke. Dann dachte sie an
die Reihe von Jahren, in denen sie Therese
gekannt, an unzählige kleine Liebesdienste, welche
sie sich gegenseitig erzeigt hatten; sie erinnerte
sich, wie Therese lange Zeit ihr einziger Um-
gang gewesen, und daß erst, seit sie Reinhard
und Clara kenne, jene so in den Hintergrund
ihres Herzens getreten sei. Theresens Gesund-
heit war schwankend, und Eduard, der ihr
Arzt war, hatte gehofft, der Sommer auf dem
Lande werde ihr gut thun, da sie im Meier-
schen Hause nicht nöthig hätte, sich so ange-

18 *

Joſeph ſie geſprochen. Tauſend kleine Züge,
welche ſie früher nicht beachtet, fielen ihr ein,
und erhoben die Vermuthung, die ſich ihr heute
aufgedrungen hatte, zur Gewißheit.

Thereſe hatte eine Neigung für Reinhard
gefaßt, und mißgönnte ihr das Glück, von
ihm geliebt zu werden. „Sie muß fort,
Thereſe darf nicht mit uns bleiben“, das war
Jenny's erſter Gedanke. Dann dachte ſie an
die Reihe von Jahren, in denen ſie Thereſe
gekannt, an unzählige kleine Liebesdienſte, welche
ſie ſich gegenſeitig erzeigt hatten; ſie erinnerte
ſich, wie Thereſe lange Zeit ihr einziger Um-
gang geweſen, und daß erſt, ſeit ſie Reinhard
und Clara kenne, jene ſo in den Hintergrund
ihres Herzens getreten ſei. Thereſens Geſund-
heit war ſchwankend, und Eduard, der ihr
Arzt war, hatte gehofft, der Sommer auf dem
Lande werde ihr gut thun, da ſie im Meier-
ſchen Hauſe nicht nöthig hätte, ſich ſo ange-

18 *
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[407/0415] Joſeph ſie geſprochen. Tauſend kleine Züge, welche ſie früher nicht beachtet, fielen ihr ein, und erhoben die Vermuthung, die ſich ihr heute aufgedrungen hatte, zur Gewißheit. Thereſe hatte eine Neigung für Reinhard gefaßt, und mißgönnte ihr das Glück, von ihm geliebt zu werden. „Sie muß fort, Thereſe darf nicht mit uns bleiben“, das war Jenny's erſter Gedanke. Dann dachte ſie an die Reihe von Jahren, in denen ſie Thereſe gekannt, an unzählige kleine Liebesdienſte, welche ſie ſich gegenſeitig erzeigt hatten; ſie erinnerte ſich, wie Thereſe lange Zeit ihr einziger Um- gang geweſen, und daß erſt, ſeit ſie Reinhard und Clara kenne, jene ſo in den Hintergrund ihres Herzens getreten ſei. Thereſens Geſund- heit war ſchwankend, und Eduard, der ihr Arzt war, hatte gehofft, der Sommer auf dem Lande werde ihr gut thun, da ſie im Meier- ſchen Hauſe nicht nöthig hätte, ſich ſo ange- 18 *

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/415>, abgerufen am 22.11.2024.