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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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eines Vaters küssend, auf das ich den grü-
nen Kranz zu drücken hoffte und auf das
ich allen Segen des Himmels herabzuflehen
wünschte."

Sie hing sich fester an seine Brust, und
er fühlte, wie sie zitterte; aber kein selbstsüch-
tiger Gedanke kam in ihre reine Seele, nur
der Jammer des Geliebten war es, den sie jetzt
zuerst empfand. " Armer Eduard!" seufzte sie,
"und ich wagte, fröhlich zu hoffen, während
Sie litten, ich hoffte ..."

"Clara Dein Wagen ist da!" rief Jen-
ny's Stimme und schreckte Clara empor von
Eduard's Brust, der ihr seinen Arm reichte,
dessen Hülfe der Bebenden dringend nöthig
war, um sie aufrecht zu erhalten. Ohne ein
Wort der Entschuldigung, des Abschiedes, ge-
leitete er sie an Reinhard und Jenny vorüber
zu ihrem Wagen, drückte einen langen Kuß
auf ihre Hand, und ging dann schnell in

eines Vaters küſſend, auf das ich den grü-
nen Kranz zu drücken hoffte und auf das
ich allen Segen des Himmels herabzuflehen
wünſchte.“

Sie hing ſich feſter an ſeine Bruſt, und
er fühlte, wie ſie zitterte; aber kein ſelbſtſüch-
tiger Gedanke kam in ihre reine Seele, nur
der Jammer des Geliebten war es, den ſie jetzt
zuerſt empfand. „ Armer Eduard!“ ſeufzte ſie,
„und ich wagte, fröhlich zu hoffen, während
Sie litten, ich hoffte ...“

„Clara Dein Wagen iſt da!“ rief Jen-
ny's Stimme und ſchreckte Clara empor von
Eduard's Bruſt, der ihr ſeinen Arm reichte,
deſſen Hülfe der Bebenden dringend nöthig
war, um ſie aufrecht zu erhalten. Ohne ein
Wort der Entſchuldigung, des Abſchiedes, ge-
leitete er ſie an Reinhard und Jenny vorüber
zu ihrem Wagen, drückte einen langen Kuß
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[362/0370] eines Vaters küſſend, auf das ich den grü- nen Kranz zu drücken hoffte und auf das ich allen Segen des Himmels herabzuflehen wünſchte.“ Sie hing ſich feſter an ſeine Bruſt, und er fühlte, wie ſie zitterte; aber kein ſelbſtſüch- tiger Gedanke kam in ihre reine Seele, nur der Jammer des Geliebten war es, den ſie jetzt zuerſt empfand. „ Armer Eduard!“ ſeufzte ſie, „und ich wagte, fröhlich zu hoffen, während Sie litten, ich hoffte ...“ „Clara Dein Wagen iſt da!“ rief Jen- ny's Stimme und ſchreckte Clara empor von Eduard's Bruſt, der ihr ſeinen Arm reichte, deſſen Hülfe der Bebenden dringend nöthig war, um ſie aufrecht zu erhalten. Ohne ein Wort der Entſchuldigung, des Abſchiedes, ge- leitete er ſie an Reinhard und Jenny vorüber zu ihrem Wagen, drückte einen langen Kuß auf ihre Hand, und ging dann ſchnell in

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/370>, abgerufen am 24.11.2024.