ohne sie. Sie zu erkämpfen und seinem Volke zugleich damit zu nützen, das war der bele- bende Gedanke in seiner Seele geworden; und mit der Energie, die ihm eigen war, hatte er rasch die nöthigen Schritte dazu gethan, ohne mit irgend Jemandem darüber zu sprechen. An- fangs hatte er mit Zuversicht auf einen günsti- gen Bescheid gerechnet und sich mit einer Art von stolzer Sorglosigkeit der Leidenschaft hin- gegeben, die ihn beherrschte: nun aber, als die Antwort, die er erwartete, von Tag zu Tag ausblieb; als die Erkundigungen, welche er einzog, auf eine abschlägige Resolution hinzu- deuten schienen, mußten die Ermahnungen sei- nes Vaters einen um so tiefern Eindruck auf ihn machen. Zerstreut war er zu seinen Kran- ken gekommen und hatte kaum die nöthige Aufmerksamkeit für ihre Klagen in sich er- zwingen können. Das machte ihn noch trüber und unzufriedener mit sich. Er zog sich in
ohne ſie. Sie zu erkämpfen und ſeinem Volke zugleich damit zu nützen, das war der bele- bende Gedanke in ſeiner Seele geworden; und mit der Energie, die ihm eigen war, hatte er raſch die nöthigen Schritte dazu gethan, ohne mit irgend Jemandem darüber zu ſprechen. An- fangs hatte er mit Zuverſicht auf einen günſti- gen Beſcheid gerechnet und ſich mit einer Art von ſtolzer Sorgloſigkeit der Leidenſchaft hin- gegeben, die ihn beherrſchte: nun aber, als die Antwort, die er erwartete, von Tag zu Tag ausblieb; als die Erkundigungen, welche er einzog, auf eine abſchlägige Reſolution hinzu- deuten ſchienen, mußten die Ermahnungen ſei- nes Vaters einen um ſo tiefern Eindruck auf ihn machen. Zerſtreut war er zu ſeinen Kran- ken gekommen und hatte kaum die nöthige Aufmerkſamkeit für ihre Klagen in ſich er- zwingen können. Das machte ihn noch trüber und unzufriedener mit ſich. Er zog ſich in
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ohne ſie. Sie zu erkämpfen und ſeinem Volke
zugleich damit zu nützen, das war der bele-
bende Gedanke in ſeiner Seele geworden; und
mit der Energie, die ihm eigen war, hatte er
raſch die nöthigen Schritte dazu gethan, ohne
mit irgend Jemandem darüber zu ſprechen. An-
fangs hatte er mit Zuverſicht auf einen günſti-
gen Beſcheid gerechnet und ſich mit einer Art
von ſtolzer Sorgloſigkeit der Leidenſchaft hin-
gegeben, die ihn beherrſchte: nun aber, als die
Antwort, die er erwartete, von Tag zu Tag
ausblieb; als die Erkundigungen, welche er
einzog, auf eine abſchlägige Reſolution hinzu-
deuten ſchienen, mußten die Ermahnungen ſei-
nes Vaters einen um ſo tiefern Eindruck auf
ihn machen. Zerſtreut war er zu ſeinen Kran-
ken gekommen und hatte kaum die nöthige
Aufmerkſamkeit für ihre Klagen in ſich er-
zwingen können. Das machte ihn noch trüber
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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