legt worden waren. Herr Meier hatte näm- lich Reinhard bestimmt erklärt, daß er erst dann seine Erlaubniß zur Hochzeit geben werde, wenn Reinhard eine Stelle gefunden, die ihn vollkommen sorgenfrei ernähre, oder wenn er sich dazu verstände, von den Eltern seiner Braut eine Mitgift anzunehmen, hin- reichend, Jenny ein bequemes, häusliches Le- ben zu gewähren, was er bis jetzt abgelehnt hatte. "Ich will nicht", hatte er ihm den Morgen, an dem er ihn zu sich beschieden, ge- sagt, "daß Jenny ohne allen Grund sich Ent- behrungen auflege; und ebenso wenig, als ich von Ihnen verlangen kann, ihr jene Stellung von Ihrem Gehalte zu verschaffen, ebenso we- nig können Sie von mir fordern, daß ich meine einzige Tochter in einer Hütte wohnen und sich mit ungewohnter Arbeit quälen lasse, wäh- rend ich und wir Alle uns hier im Schooße des Wohllebens befinden.
legt worden waren. Herr Meier hatte näm- lich Reinhard beſtimmt erklärt, daß er erſt dann ſeine Erlaubniß zur Hochzeit geben werde, wenn Reinhard eine Stelle gefunden, die ihn vollkommen ſorgenfrei ernähre, oder wenn er ſich dazu verſtände, von den Eltern ſeiner Braut eine Mitgift anzunehmen, hin- reichend, Jenny ein bequemes, häusliches Le- ben zu gewähren, was er bis jetzt abgelehnt hatte. „Ich will nicht“, hatte er ihm den Morgen, an dem er ihn zu ſich beſchieden, ge- ſagt, „daß Jenny ohne allen Grund ſich Ent- behrungen auflege; und ebenſo wenig, als ich von Ihnen verlangen kann, ihr jene Stellung von Ihrem Gehalte zu verſchaffen, ebenſo we- nig können Sie von mir fordern, daß ich meine einzige Tochter in einer Hütte wohnen und ſich mit ungewohnter Arbeit quälen laſſe, wäh- rend ich und wir Alle uns hier im Schooße des Wohllebens befinden.
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legt worden waren. Herr Meier hatte näm-
lich Reinhard beſtimmt erklärt, daß er erſt
dann ſeine Erlaubniß zur Hochzeit geben
werde, wenn Reinhard eine Stelle gefunden,
die ihn vollkommen ſorgenfrei ernähre, oder
wenn er ſich dazu verſtände, von den Eltern
ſeiner Braut eine Mitgift anzunehmen, hin-
reichend, Jenny ein bequemes, häusliches Le-
ben zu gewähren, was er bis jetzt abgelehnt
hatte. „Ich will nicht“, hatte er ihm den
Morgen, an dem er ihn zu ſich beſchieden, ge-
ſagt, „daß Jenny ohne allen Grund ſich Ent-
behrungen auflege; und ebenſo wenig, als ich
von Ihnen verlangen kann, ihr jene Stellung
von Ihrem Gehalte zu verſchaffen, ebenſo we-
nig können Sie von mir fordern, daß ich meine
einzige Tochter in einer Hütte wohnen und
ſich mit ungewohnter Arbeit quälen laſſe, wäh-
rend ich und wir Alle uns hier im Schooße
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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